Bühnenshow mit Werner und Reinhold: "Unser Vorteil ist: Es geht immer noch blöder", sagt Maschek-Satiriker Peter Hörmanseder.

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"Spannend wäre eine Politik mit einer Vision, die vermisse ich aber. Deshalb ist österreichische Politik zu einem guten Teil fad", meint Hörmanseder.

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STANDARD: Gerade beginnt das zweite Jahr der Regierung Faymann II: Was ist vom ersten bei Ihnen hängengeblieben?

Peter Hörmanseder: Hm, dass es erneut ein verschenktes Jahr war. Als die Regierungsperiode auf fünf Jahre verlängert wurde, hieß es, dies verhindere, dass permanent Wahlkampf geführt wird. Und was ist heute? In Wahrheit ist seit einem Jahr ständiger Wahlkampf. Egal, um welches Thema es sich dreht, immer nur geht es darum, gegeneinander zu kämpfen.

STANDARD: Ein Wahlkampf in Richtung eines vorgezogenen Wahltags?

Hörmanseder: Die ÖVP glaubt derzeit, Oberwasser zu haben. Wie immer sind die Umfrageergebnisse das Wichtigste. Bei der SPÖ gilt das absolute Gegenteil: Ihre Beliebtheit sinkt rapide. Die Roten werden daher wohl den Teufel tun, um die Koalition zum Platzen zu bringen. Bei der ÖVP weiß man es nicht genau. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie so wahnsinnig sind und sagen: So, es reicht! Sie werden eher noch wahnsinniger sein und einfach weiterwurschteln.

STANDARD: Inhaltlich sehen Sie gar nichts?

Hörmanseder: Das Einzige, was ich merke, ist, dass in diesem einen Jahr die Außenpolitik ansatzweise nach Österreich zurückgekommen ist. Das liegt am Personal und natürlich auch an den vielen Krisenherden. Unter Außenminister Michael Spindelegger wären aber selbst diese Krisenherde wohl an Österreich spurlos vorbeigezogen.

STANDARD: Apropos Spindelegger: Wie unterscheidet sich der neue ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner von seinem Vorgänger?

Hörmanseder: Der größte Unterschied ist, dass Mitterlehner nicht so am Gängelband von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll hängt. Mitterlehner hat wahrscheinlich schon die kleine Chance, die ÖVP ein Stück weit zu modernisieren.

STANDARD: Wie nimmt Ihre Satiregruppe Mitterlehner wahr?

Hörmanseder: Mit seinem CV-Namen Django hat er für sich selbst ein sehr griffiges Bild kreiert. Das hat auch perfekt für die Medien funktioniert - auch parteiintern, wo er dann so blöde Cowboystiefel geschenkt bekommen hat. Mit dieser Härte lässt sich bei Maschek ganz gut spielen. Aber er ist eigentlich das Gegenteil: Ein klassisch oberösterreichischer Kämmerer hat mit Django sehr wenig zu tun. Interessant ist ja auch, dass dieser Django gar kein wirklich Guter war. Django ist eigentlich ein Massenmörder, wenn man sich das nüchtern anschaut. Dementsprechend ist es schon auch absurd, dass eine solche Figur seine Leitfigur ist. Und beobachten Sie ihn einmal bei Interviews, wenn Faymann gerade spricht. Er redet ständig mit sich selbst, so ein innerer Monolog - ich hoffe, es ist kein Dialog. Für Maschek beobachte ich ihn ganz genau. Teilweise sitzt er neben sich.

STANDARD: Faymann ist der leichtere Part.

Hörmanseder: Ja. Er ist mittlerweile zu einer Art Comicfigur geworden. Bei uns brauchen Figuren Zeit, bis wir das Register fertiggebaut haben, um die Person auch im Schlaf abrufen zu können. Das dauert bei Mitterlehner noch.

STANDARD: Gibt's einen Liebling der Mascheks in der Regierung?

Hörmanseder: So jemand wie Verteidigungsminister Gerald Klug ist natürlich dankbar. Sein ständiges "Na" lässt sich so herrlich in jegliche Richtung umdeuten. Es ist immer schön, jemanden mit einem, sagen wir, sprachlichen Defekt zu haben.

STANDARD: Sie haben einmal gesagt: Alfred Gusenbauer ist wie Homer Simpson. Wer ist dann Faymann?

Hörmanseder: Er ist eine Mischung aus Waylon Smithers und Ralph Wiggum, dem Sohn des Polizisten. Der steckt sich Erbsen in die Nase und merkt dann, dass da kein Platz ist, weil da schon ein Kugelschreiber ist - das ewige Kind.

STANDARD: Finden Sie die Regierung überhaupt noch lustig?

Hörmanseder: Im Alltagsleben nicht, weil natürlich vieles ärgerlich ist. Weil es zu viele Pfründen gibt, die verteidigt werden müssen, ist der Staat absurd aufgebläht. Er gehört verschlankt - aber keineswegs neoliberal, sondern intelligent und sozial gerecht. Diese Regierung hat das entweder nicht auf dem Plan oder versagt völlig. Spannend wäre eine Politik mit einer Vision, die vermisse ich aber. Deshalb ist österreichische Politik zu einem guten Teil fad.

STANDARD: Holt die reale Politik Ihre Satire manchmal auch ein?

Hörmanseder: Das kann ich nicht beantworten. Ich lese manchmal, dass Maschek abdanken kann, weil es nicht noch blöder geht. Unser Vorteil ist: Es geht immer noch blöder. Dass uns die Politik im Sinne der Satire einholt, glaube ich nicht, weil wir können mit dem, was wir machen, nichts anstellen. Die Politik kann leider permanent etwas anstellen. (Peter Mayr, DER STANDARD, 17.12.2014)