Ein Prototyp von Sharp mit QDEL-Paneel
Noch gibt es QDEL nur als Prototyp von Nanosys und Sharp – in Zukunft könnte die Technologie aber auch mit OLED konkurrieren.
Nanosys

Beginnt eine Displaytechnologie sich schön langsam auf dem Markt zu etablieren und immer erschwinglicher zu werden, weckt das bei Branchen-Insidern und Tech-Begeisterten das Interesse, was wohl als Nächstes "um die Ecke" kommen könnte. OLED ist derzeit immer noch der Maßstab, wenn es darum geht, hervorragende Bildqualität zu einem verhältnismäßig akzeptablen Preis zu erreichen.

Aber gibt es schon so etwas wie einen potenziellen Nachfolger? Eine Technologie, die in diesem Zusammenhang häufig genannt wird, ist Micro-LED. Trotz technischer Überlegenheit, die bestehende Displaytypen in allen Aspekten in den Schatten stellen soll, haben Micro-LEDs einen entscheidenden Haken: Zwar lassen sich etwa TV-Displays bei Herstellern wie Samsung tatsächlich schon bestellen, allerdings dürfte es noch Jahre dauern, bis die Preise von einem sechsstelligen Euro-Niveau in der Normalität ankommen.

Zwischen diesen Optionen entwickelt sich ein neuer Akteur zu einer vielversprechenden Alternative: QDEL (Quantum Dot Electroluminescent), früher auch unter der Bezeichnung Nano-LED bekannt. Spätestens jetzt befinden wir uns für viele in einer Welt der Abkürzungshölle: Wer den Anschluss verloren haben sollte, kann sich hier einen Überblick über die wichtigsten Displaytechnologien verschaffen.

Aber was ist an QDEL so besonders? Anders als die herkömmliche QLED (Quantum Light Emitting Diode), die auf eine Hintergrundbeleuchtung angewiesen ist, bietet QDEL einen selbstemittierenden Ansatz, bei dem die Quantum Dots selbst als primäre Lichtquelle fungieren.

Eine selbstleuchtende Hoffnung

Dieser innovative Ansatz ermöglicht es QDEL, im Vergleich zu aktuellen QD-OLED-Technologien einen größeren Farbraum und hellere Displays zu bieten. Außerdem könnte das Fehlen einer Hintergrundbeleuchtung zu erschwinglicheren und haltbareren Displaylösungen führen, die weniger anfällig für Probleme wie Einbrennen (Burn-in) sind. Die Fähigkeit, tiefe Schwarztöne und satte Kontraste zu liefern, was OLED so populär gemacht hat, bleibt trotzdem erhalten.

Gegenüber ArsTechnica hebt David Hsieh, Senior Research Director bei Omdia, das breite Anwendungspotenzial von QDEL hervor, das von Fernsehgeräten und PC-Displays bis hin zu Displays für die Automobilindustrie reicht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis von QDEL könnte bei erfolgreicher Kommerzialisierung und Massenproduktion jenes von OLED durchaus übertreffen – nur mit der Erschwinglichkeit von LCD bzw. LED-Technologien dürfte es schwierig bleiben zu konkurrieren. Ein wenig gedulden müsse man sich aber auch in diesem Fall noch: Nach Angaben von Nanosys, einem führenden Entwickler im Bereich der Quantum-Dot-Technologie, ist mit einer kommerziellen Verfügbarkeit von QDEL nicht vor 2026 zu rechnen.

Durchbruch bei Prototypen

Nanosys ist es übrigens auch, der eine Partnerschaft mit Hersteller Sharp eingegangen ist, um die Fertigungsprozesse für QDEL voranzutreiben. Sie erforschen gemeinsam Druckverfahren, die die Produktion von QDEL-Displays in größerem Maßstab ermöglichen könnten. Das jüngste Update zur vielversprechenden Technologie gab es auf der CES im Jänner, wo Sharp Display zwei Prototypen unter Ausschluss der Messebesucher präsentierte.

QDEL Is Real | Sharp Display Ready To Make Self-Emissive Quantum Dot Displays
Digital Trends

Ein Bildschirm hatte eine Größe von 12,3 Zoll mit einer Auflösung von 1920 × 720 Bildpunkten. Der andere Prototyp zeigte zum ersten Mal ein QDEL-Display in einer Größe, die für Produkte wie Monitore geeignet ist, allerdings wurde die Auflösung dieses 30-Zoll-Prototyps nicht bekanntgegeben.

Ein wichtiges Merkmal dieses Prototyps ist jedenfalls, dass er unter herkömmlichen Umgebungsbedingungen hergestellt werden konnte – im Gegensatz zu früheren Prototypen, für die noch eine Vakuumkammer erforderlich war. Das mag zwar weniger aufregend sein als Auflösungen, Bildschirmgrößen oder andere Features, stellt aber einen bedeutenden Fortschritt auf dem Weg zu einer kostengünstigen Herstellung dar.

Weitere Forschung nötig

Das Potenzial von QDEL, den Stromverbrauch zu senken und gleichzeitig eine höhere Helligkeit als OLED zu erreichen, wurde durch Forschungsarbeiten untermauert, bei denen einige Quantum-Dot-LEDs unter Laborbedingungen außergewöhnlich hohe Helligkeitswerte zeigten. Dies deutet darauf hin, dass QDEL letztendlich eine bessere Wahl für Bildschirme sein und OLED in bestimmten Anwendungen ersetzen könnte.

Der Weg zum Ersatz von OLED ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die Langlebigkeit bestimmter Quantum-Dot-Materialien, insbesondere für Grün und Blau, stellt offenbar nach wie vor ein Problem dar. Eine Verbesserung der Lebensdauer dieser Materialien ist entscheidend, damit QDEL zu einer brauchbaren Alternative für den Verbrauchermarkt werden kann. Nanosys hat über vielversprechende Entwicklungen in diesem Bereich berichtet, wobei die Verbesserung der Haltbarkeit von Quantum-Dot-Materialien weiterhin ein Schwerpunkt der Forschung bleibt. Auch im Fall von QDEL wird man sich also noch ein wenig gedulden müssen. (bbr, 27.4.2024)