Eine Auswahl verschiedener E-Zigaretten.
Die Palette an E-Zigaretten ist breit. Von Einweg bis Mehrweg, also aufladbare Vapes, gibt es alles – und das mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen.
APA/dpa/Moritz Frankenberg

Elektronische Zigaretten, wahlweise auch Verdampfer oder Vaporizer – kurz Vapes – genannt, kommen immer mehr in Mode, auch in Österreich. Die zunehmende Verbreitung der insbesondere bei jungen Leuten beliebten Alternative zur herkömmlichen Zigarette lässt nun aber insbesondere in der Abfallwirtschaft die Alarmglocken immer lauter schrillen. Der Grund ist die in den meisten Fällen unsachgemäße Entsorgung der E-Zigaretten am Ende des Lebenszyklus.

"Das Hauptproblem ist, dass viele nicht realisieren, dass sie mit der E-Zigarette ein Elektrogerät im Mund haben oder in der Tasche mit sich tragen. Die Geräte landen oft im Restmüll. Dort haben sie aber absolut nichts verloren", sagt die Geschäftsführerin der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria (EAK), Elisabeth Giehser, im Gespräch mit dem STANDARD. Die Folge des Entsorgens im Restmüll sei "eine zusätzlich erhöhte Brandgefahr in Entsorgungsbetrieben, die durch die immens steigenden Zahlen von Lithium-Ionen-Akkus so und so schon alarmierend hoch ist".

"Kleines Kraftwerk"

Die EAK ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die österreichweit die Abholung von Elektro- und Elektronikaltgeräten inklusive Altbatterien koordiniert. Erst Mitte März ist das Altstoffsammelzentrum Feldkirch in Vorarlberg durch ein Großfeuer zerstört worden. Laut Polizeiangaben dürften wie schon bei früheren Fällen in anderen Bauhöfen unsachgemäß entsorgte Lithiumbatterien oder Akkus das Feuer ausgelöst haben.

Lithiumbatterien sind deshalb besonders gefährlich, weil sie eine extreme Dichte haben. "In diesen kleinen Dingern, die auch in E-Zigaretten eingebaut sind, steckt wahnsinnig viel Energie. Es ist ein kleines Kraftwerk", sagt Giehser. "Wenn die mechanisch verletzt werden, ist die Explosions- und Brandgefahr eine wesentlich höhere als bei herkömmlichen Batterien."

In den E-Zigaretten dient der elektrische Strom dazu, eine Flüssigkeit (E-Liquid) zu erhitzen und zu verdampfen. Der grundlegende Unterschied der E-Zigarette zum herkömmlichen Glimmstängel ist, dass keine schwelende bis glimmende Verbrennung von Tabak stattfindet. Aus diesem Grund gelten E-Zigaretten, die in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zu haben sind, als weniger schädlich für die Gesundheit. Für die Umwelt gilt das nach Einschätzung von Experten allerdings nicht, im Gegenteil. Vor allem die Einweg-E-Zigaretten sorgen für Unmut, weil sie noch rascher im Müll landen als wiederaufladbare Vapes.

Die Geschäftsführerin der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH, Elisabeth Giehser.
Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH, wünscht sich mehr Sammeldisziplin.
Ludwig Schedl

Giehser von der EAK würde ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten befürworten. Belgien ist vorgeprescht und setzt ein solches mit Anfang 2025 in Kraft. Auch in anderen Ländern werden Maßnahmen überlegt, um dem Problem der unsachgemäßen Entsorgung Herr zu werden. Wer täglich eine Einwegzigarette konsumiert, wirft dadurch innerhalb einer Woche überschlagen einen Smartphone-Akku weg.

Dabei ist die Rückgabe der fertiggerauchten E-Zigaretten vergleichsweise einfach. Sämtliche kommunalen Sammelstellen nehmen sie zurück; in Wien gibt es zudem mehr als 90 Plätze, wo mobile Klein-Lkws der MA 48 zu bestimmten Zeiten vorfahren und neben Elektrokleingeräten auch E-Zigaretten mitnehmen. Rückgabemöglichkeiten gibt es aber auch dort, wo Elektrogeräte verkauft werden – sprich im Elektrohandel, sofern die Verkaufsfläche mehr als 150 m2 beträgt. Die Trafiken, die deutlich kleiner sind, haben freiwillig eine Box zum Einwerfen ausgedienter E-Zigaretten entworfen und aufgestellt. Schön langsam stößt man dort aber an logistische Grenzen, und es ist die Frage, ob die Rückgabemöglichkeit dort bestehen bleibt. Den Willen dazu jedenfalls gibt es.

Eine Rückgabebox für E-Zigaretten in der Trafik.
Trafiken haben freiwillig eine Rückgabebox für E-Zigaretten kreiert.
EAK

Und es gibt noch ein weiteres Problem bei den E-Zigaretten. Nicht nur die Lithiumbatterie will sachgerecht entsorgt sein, dasselbe gilt auch für die nikotinhaltige Flüssigkeit, die sich darin befindet. "Das ist gefährlicher Abfall und darf nicht in den Gully geschüttet werden", sagt Giehser. Die Flüssigkeit, in der sich neben Nikotin unter anderem auch Benzoesäure, Benzylalkohol, Glycerin und diverse Duftaromen befinden, sollte in einem kleinen Gefäß gesammelt und zu Abgabestellen für gefährliche Abfälle gebracht werden. Das sei vergleichbar mit Ölen und Fetten, die man auch getrennt sammelt und nicht in den Abguss leert.

Der größte und am schnellsten wachsende Markt für E-Zigaretten ist der nordamerikanische. Weltweit haben im Jahr 2021 Schätzungen zufolge zwischen 55 und 81 Millionen Menschen zu einer E-Zigarette bzw. zu Vapes gegriffen. Der globale Marktwert dieser vergleichsweise neuen Form des Rauchens, die der chinesische Apotheker Hon Lik Anfang des Jahrtausends erst populär gemacht hatte, wurde im Jahr 2022 auf gut 22 Milliarden Dollar (21 Milliarden Euro) geschätzt. Im Vorjahr sollen damit bereits mehr als 28 Milliarden Dollar umgesetzt worden sein, Tendenz steigend.

Luft nach oben in Österreich

Und in Österreich? Da geht man von rund sechs Millionen verkauften Stück im Jahr 2022 aus, die ein Durchschnittsgewicht von 30 Gramm hatten. Für 2023 liegen noch keine Verkaufszahlen vor, Schätzungen aus dem Jahr 2022 gingen für Österreich von rund 50 Millionen E-Zigaretten aus, die im Jahr 2023 verkauft werden sollten. Fix ist nur, dass im Vorjahr österreichweit rund sechs Tonnen gebrauchter E-Zigaretten über die Sammelschiene zurückgekommen sind. Es gibt noch viel Luft nach oben. (Günther Strobl, 3.5.2024)