Der arme Mann. Wer hat ihm das angetan? Das fragt man sich am Sonntag im neuesten Tatort aus Berlin. Die Leiche im Wohnzimmer eines Einfamilienhauses sieht grässlich aus, es gibt unzählige Stichverletzungen.

Bonard (Corinna Harfouch) und Karow (Mark Waschke) tauchen in die vietnamesische Lebenswelt Berlins ein.
Bonard (Corinna Harfouch) und Karow (Mark Waschke) tauchen in die vietnamesische Lebenswelt Berlins ein.
rbb/PROVOBIS/Gordon Muehle

Es finden sich ein: ein alter "Bekannter" – Robert Karow (Mark Waschke) – und seine noch recht neue Partnerin Susanne Bonard (Corinna Harfouch). Nach dem Abgang beziehungsweise Tod Nina Rubins (Meret Becker) ermitteln die beiden zum zweiten Mal miteinander und stellen zunächst in der Folge Am Tag der wandernden Seelen einen Tatort-Rekord auf.

Folterkeller

Das Heim des Toten wird so lange und akribisch durchsucht wie selten in einem Krimi. Doch es findet sich auch etwas: ein grausiger Folterkeller. Und es wird klar, dass das Opfer ein sadistischer Täter war und sich jemand befreit hat.

Die Suche führt Bonard und Karow in eine auch in Berlin weitgehend unbekannte Welt: nach Lichtenberg, in die vietnamesische Community. Dort spielt Lê Müller (Mai-Phuong Kollath) eine wichtige Rolle. Die Tierärztin kümmert sich auch um Menschen, hilft, vermittelt und zieht viele Fäden.

Milieu-Betrachtung

Geboten wird eine interessante Milieu-Betrachtung, man erfährt einiges über vietnamesische Vertragsarbeiter in der DDR, aber auch über die "Baseballschläger-Jahre" nach der Wiedervereinigung – als sich Vietnamesen von der Polizei im Stich gelassen fühlten.

Das geht zulasten der Krimihandlung, zumal es ohnehin keine klassische "Mördersuche" gibt. Bonard und Karow passen gut zusammen. Schade, dass Corinna Harfouch schon angekündigt hat, nur noch ein paar Folgen drehen und dann in Tatort-Pension gehen zu wollen. (Birgit Baumann, 5.5.2024)