Memes, die bei Google kursiert sind und "Konservative diskriminieren" sollen, werden in der Anklageschrift angeführt.

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James Damore mit seiner Anwältin Harmeet Dhillon am Montag.

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Der von Google wegen eines sexistischen Manifests entlassene Entwickler James Damore hat nun tatsächlich Klage gegen den IT-Konzern eingereicht. Damore hatte in seiner Analyse argumentiert, dass Frauen wegen gewisser biologischer Merkmale schlechtere Programmierer seien. Einige Beobachtungen fußten zwar auf wissenschaftlichen Studien, sie wurden jedoch aus dem Kontext gerissen. Zahlreiche von Damore zitierte Wissenschafter wehrten sich gegen dessen Interpretation. Der Ex-Mitarbeiter will nun vor Gericht zeigen, dass weiße, konservative Männer von Google diskriminiert werden – obwohl er vor einigen Monaten Reue für seine Wortwahl gezeigt hat.

Interna verraten

In der 83 Seiten umfassenden Anklageschrift finden sich zahlreiche E-Mails und Postings aus internen Google-Foren. Diese werden normalerweise vor der Öffentlichkeit verborgen. "Wired" kommentiert, dass die Klage so angelegt sei, dass Google bloßgestellt und von Konservativen geächtet werden soll. So wird etwa erwähnt, dass Google "zahlreiche interne Mailing-Listen" für Mitarbeiter mit "alternativen Lebensstilen, etwa Anhänger von Furries, polygamen Mitarbeitern oder Transpersonen" aufgesetzt habe. "Der einzige Lebensstil, der offenbar nicht frei diskutiert werden kann, ist traditionelle heterosexuelle Monogamie", heißt es in der Anklage.

Rüge für Unterstützung von "Patriarchat"

Damores Anwälte zitieren auch einen Fall, bei dem Googles Personalabteilung mit einem Mitarbeiter sprach, weil dieser in einem Forum davon schrieb, seinem Kind "traditionelle Gender-Rollen und das Patriarchat" beibringen zu wollen. Googles HR-Abteilung stieß sich daran, dass "die Wortwahl des Beitrags so interpretiert werden" könne, dass Frauen daheim bleiben und nur Männer arbeiten gehen sollen. Das lehne Google ab – Damore sieht das als Beweis für die Diskriminierung von konservativen Mitarbeitern.

Könnte Sammelklage werden

Andere Screenshots sollen zeigen, dass Trump-Wähler bei Google diskriminiert werden. Laut Damores Anwältin Harmeet Dhillon wurde ihre Kanzlei bereits von anderen Ex-Mitarbeitern und Bewerbern kontaktiert, die sich der Klage anschließen wollen. "Menschen sollten nicht beweisen müssen, dass sie nicht Trump gewählt haben, um einen Job bei Google zu kriegen", sagte Dhillon bei einer Pressekonferenz. Die Klage zeigt, wie Damore nach seinem Memo intern beschimpft worden ist: Ein Kollege schrieb ihm, dass er ihn "jagen werde, bis einer von uns gefeuert werde".

Tatsächlich soll die endgültige Entscheidung über Damores Entlassung erst in einer Google-Vorstandssitzung gefallen sein, in der einer der Teilnehmer anmerkte, man solle als Gedankenexperiment Damores Zuschreibungen zu Frauen auf Programmierer mit einer nichtweißen Hautfarbe oder einer bestimmten Religionszugehörigkeit übertragen. Dann war für die Vorstandsmitglieder klar, dass Damore entlassen werden müsse.

Google ist weiß und männlich

Die Fakten sprechen auch gegen Damores Vorwurf einer Diskriminierung: So sind 69 Prozent aller Google-Mitarbeiter männlich, 56 Prozent weiß. Bei den IT-Mitarbeitern erhöht sich dieser Wert auf achtzig Prozent, 53 Prozent sind weiß. Ähnlich ist das bei Googles Führungsebene. Das Unternehmen wollte Damores Anklage nicht kommentieren und sagte nur, man freue sich darauf, sich vor Gericht zu verteidigen. (red, 10.1.2018)