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Nach einer Serie schlechter Nachrichten für Deutschlands größtes Geldhaus wird die Luft für Vorstandschef John Cryan offenbar immer dünner.

Foto: REUTERS/Ralph Orlowski

Die schlechten Ergebnisse bei Deutschlands größtem Geldhaus sorgen für atmosphärische Störungen zwischen Bank-Chef John Cryan und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner – mit dem Ergebnis, dass sich der gebürtige Österreicher Achleitner nach einem neuen Chef für die Deutsche Bank umsehen soll. Das berichtete jedenfalls die britische Times.

Es kursieren sogar bereits Namen möglicher Nachfolger für den 57-jährigen Briten John Cryan, dessen Vertrag noch bis zum Jahr 2020 läuft. Achleitner, der vor seinem Wechsel zur Deutschen Bank für den Versicherungsriesen Allianz und die US-Investmentbank Goldman Sachs arbeitete, habe unter anderem den Europa-Statthalter von Goldman, Richard Gnodde, angesprochen, ob dieser den Job übernehmen wolle, berichtete die Zeitung. Gnodde habe abgewunken. Auch mit den Chefs der italienischen Großbank Unicredit und des britischen Finanzhauses Standard Chartered, Jean Pierre Mustier und Bill Winters, sei Achleitner in Kontakt getreten.

Die Deutsche Bank, Unicredit und Standard Chartered wollten keinen Kommentar abgeben. Mustier selbst hatte im Jänner einem Wechsel eine klare Absage erteilt. Auch von den Großaktionären der Deutschen Bank, dem chinesischen Mischkonzern HNA, dem Emirat Katar und dem US-Vermögensverwalter Blackrock gab es keine Stellungnahme zum Bericht.

Kaum Erfolge beim Sanierungskurs

Cryan war 2015 angetreten, um die Bank aus der Krise zu führen. Davor war er Finanzchef der Schweizer Großbank UBS und genoss über viele Jahre einen Ruf als erfolgreicher Sanierer. Doch der Sanierungskurs zeigte bisher kaum Erfolge. Anfang Februar musste Cryan für das Jahr 2017 einen Verlust von 735 Millionen Euro präsentieren. Damit schrieb die Deutsche Bank zum dritten Mal hintereinander rote Zahlen. Cryan zeigte sich bei der Pressekonferenz Anfang Februar dennoch überzeugt, dass seine Strategie die richtige ist. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte er und kündigte an, Deutschlands größtes Geldhaus heuer in die schwarzen Zahlen zu führen.

Allerdings bereitete die Bank ihre Anleger erst in der vergangenen Woche auf ein schwaches erstes Quartal 2018 vor. Offen- bar läuft das operative Geschäft im Anleihen-Handel und im Investmentbanking nach wie vor nicht zufriedenstellend. Auch das Image des Geldhauses hat zuletzt gelitten. Trotz Verlusten vermeldete die Bank eine satte Erhöhung der Boni für ihre Mitarbeiter im Vorjahr auf über zwei Milliarden Euro. Den Großteil der Extraleistungen strichen Mitarbeiter der Investmentbanking-Sparte ein. Begründet wurde der Schritt damit, dass gute Investmentbanker ohne Erhöhung der Boni angesichts der Konkurrenz kaum zu halten seien. Auf ihre Boni verzichtete hingegen der gesamte Bank-Vorstand. John Cryan gehört mit 3,4 Mio. Euro Grundgehalt nicht zu den Top-Verdienern der Branche.

Vor wenigen Tagen brachte außerdem Kim Hammonds die Bank in die Schlagzeilen. Die Topmanagerin der Deutschen Bank soll auf einer Tagung der 150 Top-Führungskräfte der Deutschen Bank das Geldhaus als "most disfunctional company", in der sie je gearbeitet habe, bezeichnet haben. Die Bank sei also unfähig, kaputt oder unbrauchbar – je nach Übersetzung.

"Bruchbude"

Medien zimmerten darauf die Schlagzeile, die Managerin habe ihre eigene Bank als "Bruchbude" bezeichnet. Wirtschaftsexperten gehen nun davon aus, dass Aufsichtsratschef Paul Achleitner nicht anders wird handeln können, als die US-Amerikanerin ebenfalls rauszuschmeißen. "Wer in einer solchen Position so schlecht über den eigenen Arbeitgeber spricht, dürfte kaum haltbar sein", äußerte sich ein Großinvestor der Deutschen Bank laut einem Bericht des Manager Magazins. (Christoph Reichmuth aus Berlin, 28.3.2018)