Das Onlinegeschäft ist so stark wie nie. Das ist auch der Genossenschaftsbewegung im nordostspanischen Katalonien klar. "Die Covid-Krise hat das Kaufverhalten verändert", sagt José Alonso. Er ist einer der Köpfe hinter der Onlineverkaufsplattform La Zona – das Gebiet –, "so einer Art alternatives Amazon", wie er das Projekt gerne nennt.

Nach mehr als einem Jahr Vorlauf ist La Zona seit Juni online. "Wir richten uns an die 200 bis 300 Genossenschaften in Katalonien, die im weitesten Sinne als solidarisch und nachhaltig gelten", erklärt der Wirtschaftswissenschafter und Ökologe. La Zona sorge für mehr Sichtbarkeit, das wiederum für mehr Kunden und mehr Wachstum der solidarischen Wirtschaft. "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es wichtig ist, nachhaltige Unternehmen mittlerer Größe zu schaffen, mit 30, 40 Mitarbeitern, um auf eine würdige Art und Weise wettbewerbsfähig zu bleiben", erklärt Alonso seine Vision. "Klein ist schön? Sicher. Aber ich glaube, wir müssen dieses Denken überwinden. Mittlere Größe ist auch schön. Und ob groß auch schön ist, werden wir dann sehen", fügt er hinzu.

Regionales Gütesiegel

Rund 100 Genossenschaften bieten bereits ihre Produkte und Dienstleistungen auf La Zona an. Alle haben ein regionales Gütesiegel für solidarisches und soziales Wirtschaften oder erfüllen eine Liste von 15 Kriterien, von innerbetrieblicher Demokratie über Gendergleichheit bis hin zu "würdigen Arbeitsbedingungen". Das heißt "feste Arbeitsverträge, geregelte Arbeitszeiten und ein höheres Gehalt als im entsprechenden Tarifvertrag festgeschrieben".

Die Welt steht nicht gleich auf dem Kopf, wenn die Arbeits- und Produktionsbedingungen für alle Beteiligten fairer sind.
Foto: AFP / China OUT

"Bei uns findet der Kunde alles: Lebensmitteln, Drogerieartikel, Kleidung, Elektrogeräte, Verträge für Strom aus erneuerbaren Quellen oder Fairsicherungen", sagt Joana Ariet, die sich um die Kommunikation bei La Zona kümmert. Sie und Alonso gehören zur Genossenschaft Opcions: Diese gibt eine Zeitschrift heraus und berät Genossenschaftsbetriebe. Opcions hat La Zona entwickelt und gemeinsam mit anderen Genossenschaften umgesetzt. La Zona beschränkt sich auf Katalonien. "Nähe zwischen Anbietern und Verbraucher ist wichtig, um Nachhaltigkeit zu erreichen", sagt Ariet.

"Verändere deinen Konsum, verändere die Welt" lautet das Motto, mit dem La Zona im öffentlichen katalanischen Fernsehen TV3 wirbt. Ein Newsletter bietet interessante Inhalte für Verbraucher. Das kommt an. 1300 Kunden haben sich mittlerweile auf der Website registriert. Nirgendwo in Spanien sind die Genossenschaftsbewegung und die Idee des nachhaltigen Konsums so stark wie in Katalonien.

Neue Kunden

Einer der Anbieter ist die Botiga A Granel, eine ökologische Drogerie. "Wir hoffen, dass wir mit La Zona neue Kunden erreichen", sagt Arnau Blanchar, einer der vier Genossen. Der große Vorteil sei die Logistik: "Bisher haben wir uns selbst um den Versand gekümmert, das wird uns jetzt abgenommen."

Ein Logistikzentrum in China. Im spanischen Verbund will man auf "würdige Arbeitsbedingungen" schauen.

Hier kommt Koiki ins Spiel. Das 2015 entstandene Transportunternehmen koordiniert die Zustellung und bewerkstelligt die "letzte Meile" von einem der 31 Zustellzentren in Katalonien zum Endkunden zu Fuß, per Fahrrad oder Elektroroller. Bald will Koiki mit E-Fahrzeugen auch die Langstrecken bedienen. Koiki arbeitet mit sozialen Kollektiven und Einrichtungen zusammen und schafft so Arbeitsplätze für benachteiligte, schwer vermittelbare Menschen. Die Zusteller bekommen einen festen Lohn, statt wie sonst in der Branche üblich pro Zustellung bezahlt zu werden.

Bei der Nachhaltigkeit der Logistik besteht Bedarf an Verbesserung: "Wir müssen das Netz ausbauen – denn noch erreicht Koiki nicht alle entlegenen Teile Kataloniens – und Produkte, die ein Kunde bei unterschiedlichen Verkäufer kauft, bündeln und im Sammelpaket verschicken", erklärt Ariet. (Reiner Wandler, 13.12.2021)