Schnell schwimmen ...

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... prompt realisieren. "Nicht viele Leute auf der Welt hätten mir das jemals zugetraut. Ich habe immer geglaubt, dass ich das schaffen kann, und jetzt bin ich ganz oben." Felix Auböck, Kurzbahnweltmeister über 400 Meter Kraul.

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Mit Gold um den Hals jubelte Auböck schon vergleichsweise entspannt. Es ist Österreichs erster WM-Titel seit jenem, den Markus Rogan 2008 mit Weltrekord über 200 Meter Rücken in Manchester geholt hatte.

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Abu Dhabi – Es war ein Triumph mit Ansage. Der dreifache Olympia-Finalist Felix Auböck hatte am ersten Tag der WM schon im Vorlauf über 400 Meter Kraul groß aufgezeigt. Der Vize-Europameister auf der Langbahn schockte die Konkurrenz innert 3:37,91 Minuten, zog als klar Schnellster der 63 Teilnehmer ins Finale der besten acht ein. Den zweitplatzierten US-Amerikaner Kieran Smith hatte Auböck um 0,70 Sekunden distanziert.

Im Finale setzte sich der Österreicher bei der 150-m-Marke an die Spitze des Feldes und drückte schließlich innert 3:35,90 Minuten seinen nationalen Rekord um gleich 1,58 Sekunden. Sein Vorsprung auf Titelverteidiger Danas Rapsys aus Litauen betrug 0,33 Sekunden. Die Bronzemedaille ging an den Schweizer Antonio Djakovic.

"Und dann siehst du diese Eins"

"Weltmeister! Ich bin überglücklich, Wahnsinn", jubelte Auböck Minuten nach dem Anschlag. "Das Rennen hat sich perfekt angefühlt. Ich schwebe noch immer in diesem Rennmodus, dass ich gar nicht weiß, was los ist. Ich bin überglücklich. Ich habe auf die Anzeigetafel geschaut – bitte, bitte, bitte. Ich habe gewusst, dass es ein gutes Rennen war. Und dann siehst du diese Eins bei der WM. Das ist mehr, als ich mir jemals im Schwimmen zu träumen erhofft hätte."

Bei den Sommerspielen in Tokio hatte er über seine Spezialdistanz Bronze um nur 13 Hundertstel verpasst und war danach sehr niedergeschlagen gewesen. Von den damaligen Medaillengewinnern hat in Abu Dhabi nur einer gefehlt.

Der 1,97 Meter große Auböck hat eine weite Reise hinter sich. Von Bad Vöslau in die Südstadt war es vergleichsweise ein Katzensprung. Doch schon mit 16 Jahren übersiedelte er nach Berlin, um sich bei den Wasserfreunden Spandau weiterzuentwickeln. Der nächste Schritt war ein großer, er führte Auböck über den Atlantik und noch ein Stück weiter nach Ann Arbor, an die University of Michigan. Dort erhielt der Niederösterreicher ein Stipendium, um vier Jahre lang zu studieren (Politikwissenschaften und Geschichte) und für die Uni zu schwimmen. Im Vorjahr ging’s quasi retour, jetzt trainiert und studiert Auböck an der englischen Loughborough University in der Nähe von Leicester, wo er nächstes Jahr seinen Master machen will.

Profis für den Profi

An seiner Uni findet Auböck Möglichkeiten vor, von denen er in Österreich nur träumen könnte. Dem "Director of Swimming" Andi Manley assistieren weitere Coaches und nicht weniger als fünf Fachkräfte: eine Ernährungsberaterin, ein Biomechaniker, eine Psychologin, ein Konditionstrainer, ein Physiologe. "Ich kann immer irgendwo einen Hebel ansetzen. Wer Profisport machen will, muss mit Profis zusammenarbeiten", sagte Auböck schon vor Tokio dem STANDARD. Laut Walter Bär, seinem Trainer zu Südstadt-Zeiten, hat der Athlet seinen Start und die Wenden optimiert. "Er kommt mit mehr Körperspannung aus der Wende heraus, nimmt viel Schwung mit." Aus vier bis fünf Metern unter Wasser wurden sechs bis sieben, das spart den einen oder anderen Armzug und also Kraft, was sich "hinten heraus" auswirkt. Das gilt umso mehr auf der Kurzbahn, wo den Wenden klarerweise noch mehr Bedeutung zukommt.

Über 200 Meter Kraul verpasste Auböck am Freitag das Finale um eine halbe Sekunde. Am Samstag reist Auböck auch schon wieder ab. (fri, lü, APA, 16.12.2021)

Männer – 400 m Kraul: 1. Felix Auböck (AUT) 3:35,90 Min. (OSV-Rekord) – 2. Danas Rapsys (LTU) 3:36,23 – 3. Antonio Djakovic (SUI) 3:36,83