Wind, Wind und noch mehr Wind: Die Europäische Investitionsbank unterstützt als Klimabank der EU den Ausbau erneuerbarer Energien.

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Die Europäische Investitionsbank (EIB), auch Hausbank der EU genannt, steckt mitten in der größten Transformation ihrer gut 60-jährigen Geschichte. Groß geworden als Financier von Infrastrukturprojekten aller Art schickt sich die in Luxemburg beheimatete Bank an, im Auftrag der EU-Kommission die Energiewende finanziell zu begleiten und zu einem guten Ende zu bringen.

"Wir finanzieren keine fossilen Projekte mehr, keine Pipelines, keine herkömmlichen Gaskraftwerke und auch keine Flughafenausbauten", sagte der für Österreich zuständige EIB-Vizepräsident Thomas Östros dem STANDARD. Das leite sich aus einer Entscheidung des EIB-Verwaltungsrats von Ende 2019 ab, dass nur noch Projekte unterstützt werden, die unter einem Emissionsgrenzwert von 250 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (kWh) bleiben.

Nur hocheffiziente KWK-Anlagen, wo Strom erzeugt, dabei anfallende Wärme ausgekoppelt und im günstigsten Fall in ein Fernwärmenetz eingespeist wird, sind von der Vorgabe ausgenommen. Dasselbe gilt etwa für Projekte zur Herstellung von CO2-freiem Flugbenzin. Auch hierfür wird es weiter und wohl in größerem Umfang als bisher Kredite der EIB geben.

Steigendes Interesse in Österreich

In Österreich ortet Östros ein steigendes Interesse an den Finanzierungsinstrumenten der EIB, von kleinen Unternehmen genauso wie von mittelgroßen. "Es geht um Windparks, Wasserkraftwerke, Pumpspeicher – die ganze Palette an erneuerbaren Energien. Es geht aber auch um Innovation und Hightech, auch um mehr Energieeffizienz", sagte der aus Schweden stammende Ökonom, der in früheren Jahren in seiner Heimat selbst Regierungsfunktionen über hatte.

Als Beispiel für die zweite wichtige EIB-Finanzierungstätigkeit nannte Östros das Tiroler Biotech-Unternehmen Innovacell, das am Donnerstag ein sogenanntes Venture-Debt-Darlehen von 15 Millionen Euro erhalten hat. Damit finanziert die EIB Innovacells 40 Millionen Euro schweren Investitionsplan für die nächsten drei Jahre mit. Das Innsbrucker Biotechunternehmen entwickelt innovative körpereigene Zelltherapien zur Behandlung von Stuhl- und Harninkontinenz. Viele Menschen, besonders höheren Alters, seien davon betroffen, sagte Östros.

Thomas Östros, einer von acht Vizepräsidenten der EIB.
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Doch das Hauptaugenmerk der Bank liegt wohl noch für längere Zeit auf der grünen Transformation der Wirtschaft in Europa. Im vergangenen Jahr betrug der grüne Anteil an allen EIB-Projekten 43 Prozent. "Unser Fahrplan sieht vor, dass 2025 die Hälfte unserer Darlehen mit Fokus auf Klima und Umwelt vergeben wird. Und auch die andere Hälfte muss in Übereinstimmung mit den Pariser Klimazielen sein", sagte Östros, der Donnerstagnachmittag an einer Konferenz der Oesterreichischen Nationalbank zum Thema "Financing the green transition in Austria" teilgenommen hat. Im Vorjahr hat die EIB in Österreich Finanzierungen im Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Im Lauf der Jahre waren es kumuliert 32,5 Milliarden Euro.

Hilfe für die Ukraine

Was den Krieg Russlands mit der Ukraine betrifft, sprach Östros von einer "riesengroßen Herausforderung, vor der Europa steht". Als erste internationale Bank habe die EIB, die seit vielen Jahren in der Ukraine Projekte finanziert, ein erstes Hilfspaket über 668 Millionen Euro geschnürt. "Bisher haben wir Projekte finanziert, jetzt unterstützen wir die Behörden in der Ukraine, die Cash brauchen, um Pensionen zahlen, Medikamente kaufen zu können und und und." Weitere 1,3 Milliarden Euro stünden für den Wiederaufbau der Infrastruktur als erste Tranche bereit, sobald der Krieg beendet sei. In Russland hat die EIB bereits seit Annektierung der Krim 2014 alle Finanzierungen eingestellt. (Günther Strobl, 25.3.2022)