Gernot Trauner ist mit Feyenoord noch im Europacup vertreten.

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"Ein Schnitzel, ein Hendl oder eine Brettljause." So, jetzt haben Sie hoffentlich Gusto auf die Geschichte – und Gernot Trauner hat gleich die Frage beantwortet, was er in den Niederlanden vermisst: die österreichische Küche. Im Sommer wechselte der Fußballer vom LASK zu Feyenoord Rotterdam. Die gute Nachricht: In seiner neuen Heimat sind es nur 30 Minuten bis zum Meer, "ein Highlight für meine drei Kinder".

Auch sportlich ist die Saison bisher "sehr gelungen", sagt Trauner. Der Traditionsklub, zuletzt 2017 Meister, liegt in der Eredivisie hinter Ajax Amsterdam und PSV Eindhoven auf Rang drei, diesen gelte es abzusichern. In der Conference League stehen die Rot-Weiß-Schwarzen im Viertelfinale und treffen am Donnerstag (18.45 Uhr) nach dem 2:1 und 2:2 in der Gruppenphase erneut auf Slavia Prag. "Sie sind im Umschaltspiel sehr gut und bestrafen jeden Fehler", weiß der Oberösterreicher, weiß sein Ex-Klub: Die Tschechen erwiesen sich als LASK-Endstation.

Trauner wagte erst spät den Sprung ins Ausland. "Ich dachte, ich werde ewig in Linz spielen", sagt der 30-Jährige dem STANDARD. Angebote aus Deutschland und der US-amerikanischen MLS hatte der 1,83-Mann zuvor abgelehnt, das Gesamtpaket habe nie gepasst, um die Familie aus dem gewohnten Umfeld zu reißen. Dann klopfte Feyenoord an. "Interessanter Klub, coole Stadt." Trauner wusste: "Wenn ich mich noch einmal verändern will, dann jetzt." Gesagt, getan.

Kredit erarbeitet

Trainer Arne Slot wollte ihn einst bereits zu AZ Alkmaar lotsen. Sportdirektor Frank Arnesen sagt, dass der Klub "den letzten Cent" für ihn ausgegeben habe. Wohlgemerkt ein Klub, der im letzten Jahrzehnt nicht unbedingt im Geld schwamm. Trauner spürte aus anderen Gründen Druck: "Du kommst her und hast keinen großen Kredit, musst ihn dir erst erarbeiten." Feyenoord setze auf junge Spieler, um sie zu entwickeln und weiterzuverkaufen. "Jeder wusste, dass bei mir kein großer Output rausschauen wird."

Das mag finanziell stimmen, aber der Innenverteidiger zahlt die eine Million Euro Ablöse mit konstanten Leistungen auf dem Platz zurück. Laut weltfußball.at ist er der von den Sportredaktionen von De Telegraaf, Algemeen Dagblad und Voetbal International durchschnittlich am besten bewertete Spieler der Eredivisie. Feyenoord-Kenner Martijn Krabbendam bezeichnete ihn als "Schnäppchen des Jahrzehnts", Frenkie Schinkels verglich ihn mit dem niederländischen Nationalspieler Stefan de Vrij. Läuft!

Lufthoheit.
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Für den ÖFB-Legionär ist die Eredivisie ein "bissl stärker" als die heimische Bundesliga und lege mehr Wert auf Ballbesitz. Die Umstellung von der LASK'schen Dreier- zur Feyenoord'schen Viererkette gelang schnell. "Ich kann nicht mehr ganz so aggressiv nach vorn verteidigen, denn sonst entstehen zu große Lücken", sagt Trauner. Seine Vorzüge blieben gleich. Die Erfahrung: "Ich schaue, dass die Mannschaft bis zur letzten Sekunde lebt, weil immer etwas passieren kann." Die Spielintelligenz: "Ich kann Situationen gut lesen." Die Zweikampfstärke: "Ich versuche, alles wegzuverteidigen."

Auf Letzteres waren die Niederlande eingestellt, Trauners rüde Grätsche gegen den damaligen Salzburger Fredrik Gulbrandsen 2018 hatte sich herumgesprochen. "Viele haben erwartet, da kommt ein Metzger daher, der alles zerstört", sagt der Ex-Linzer. "Aber sie haben schnell gemerkt, dass ich die Situationen sauber lösen will." Fans des Arbeitervereins goutieren, wenn sich ihre Schützlinge in jeden Zweikampf werfen. Trauner macht das hart, aber fair: Er überstand 25 Eredivisie-Spiele ohne Karte.

FR compilations

Dass er bisher ohne Tor blieb, wurmt den Kicker: "Ich war schon mehrmals knapp dran." Beim LASK war er zuletzt stets für drei, vier Saisontreffer gut. "Da wurde aber auch jeder Ball auf mich geschossen", erinnert er sich an seinen kongenialen Flankengeber Peter Michorl. Zumindest der Premierentreffer solle bald gelingen, die Rückkehr ins Nationalteam ebenso. Bei den letzten Länderspielen stand Trauner auf Abruf. Er sei "das eine oder andere Mal enttäuscht" gewesen, aber die defensive Konkurrenz sei groß. Und letztlich entscheide der Teamchef – wer immer der nächste sein wird.

Nasenpflasterkult

Trauners Vertrag bei Feyenoord läuft bis 2025. Die Fans haben ihn ins Herz geschlossen, übergaben ihm bei seiner Ankunft eine Holzkiste mit Restaurantgutscheinen und Geschenken für seine Kinder. Ein weiterer Liebesbeweis: Weil er einst in Österreich schlecht Luft durch die Nase bekam und seither bei Spielen ein von einem Physiotherapeuten empfohlenes Nasenpflaster trägt, laufen auch einige Fans im De Kuip damit herum. Vielleicht bringt ihm ein Anhänger demnächst ja ein Schnitzel vorbei. (Andreas Gstaltmeyr, 7.4.2022)