Präsident Putin am Dienstag bei einem Treffen im Kreml.

Foto: AP/Mikhail Klimentyev

Moskau – Die jüngste Reise nach Zentralasien war nur ein Aufwärmtermin: Russlands Präsident Wladimir Putin will am 19. Juli erneut ins Ausland reisen – zum zweiten Mal seit Beginn des von ihm befohlenen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, und diesmal zu gewichtigen Gesprächen. Ziel ist Teheran, die Gesprächspartner sind Irans Präsident Ebrahim Raisi und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan. Offiziell soll es bei dem Treffen um Syrien gehen. Russland, der Iran und die Türkei bleiben ja, trotz unterschiedlicher Ansichten, dazu in laufendem Gespräch.

Auch Ukraine ein Thema

Auch die Lage in der Ukraine wird wohl Thema sein. Montagabend hatte die Türkei mitgeteilt, es sei ein "hochrangiges Treffen" zwischen den beiden Staaten vereinbart worden, bei dem es um die Ausfuhr ukrainischen Getreides gehen solle. Schon zuvor waren für heute, Mittwoch, in Istanbul Gespräche zwischen Russland, der Uno und der Ukraine dazu geplant. Zugleich berichten die USA von angeblichen Plänen für die Lieferung von über hundert iranischen Drohnen an Moskau.

In der Ukraine selbst macht Russland nach einer Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums weiter langsame Fortschritte, derzeit massiere das Land Truppen in der Region Donezk. Zugleich kündigte die Ukraine erneut eine Offensive im von Russland eroberten Gebiet Cherson an. Russlands Außenministerium warnte die USA erneut: Laufende Waffenlieferungen würden die Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation zwischen den beiden Staaten erhöhen.

Ukraine will eine Million Soldaten für Gegenoffensive rekrutieren

Ukrainische Regierungsvertreter haben angekündigt, für die Gegenoffensive bis zu eine Million Soldaten rekrutieren zu wollen. Das Ziel sei es von Russland eroberte Gebiete im Süden des Landes wieder unter die eigene Kontrolle zu bringen.

Nach ukrainischen Angaben wurden am Dienstag Ziele mit Langstreckenraketen beschossen und im Ort Nowa Kachowka bei Cherson ein Munitionsdepot getroffen. Nach Angaben der von Russland installierten Verwaltung wurden mindestens sieben Menschen getötet und rund 60 weitere verletzt. Der ukrainische Militärkommandeur teilte wiederum mit, Russland habe 52 Soldaten, eine Haubitze, eine Mörsergranate sowie sieben gepanzerte und andere Fahrzeuge verloren. Beide Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk hatte die Zivilbevölkerung in der Region Cherson bereits am Sonntag aufgefordert, das Gebiet zu verlassen.

Angriffe auf Mykolajiw

Die südukrainische Stadt Mykolajiw wurde am Dienstag wieder von russischen Truppen angegriffen. Dabei wurden nach Angaben des Gouverneurs Witali Kim der Region Mykolajiw mindestens zwölf Menschen verletzt. Geschosse von Mehrfachraketenwerfern seien in zwei medizinische Einrichtungen und in Wohngebäude eingeschlagen, teilte Kim auf Telegram mit. Mykolajiw ist der letzte größere Ort vor der westukrainischen Hafenstadt Odessa. Die Ukraine fürchtet, dass Russland auch dort die Kontrolle übernehmen will. In dem Fall wäre die Ukraine komplett von der Küste des Schwarzen Meeres abgeschnitten. (Manuel Escher, red, 12.7.2022)