Ein fertig geschnitzter Totempfahl trotzt dem Wind und Wetter oft 150 Jahre oder mehr.

Foto: arte, paul pflüger

Jahrzehntelange Unterdrückung und eingeschleppte Krankheiten haben das Volk der Haida in Kanada stark dezimiert: Heute leben nur noch rund 2000 von ihnen vor allem auf Haida Gwaii, einer Inselgruppe im Westen Kanadas. Eine von ihnen ist Skil Jaadee White. Sie ist fest entschlossen, das Erbe des traditionellen Indianervolkes hochzuhalten: "Das ist das Mindeste, was ich tun kann, wenn man bedenkt, was wir ertragen haben."

Ihre Vorfahren zahlten einen hohen Preis, als sie mit den Krankheiten der Europäer in Kontakt kamen. Die Gier der Holzindustrie setzte ihnen auf ihrer Inselgruppe so zu, dass nur noch fünf Prozent der alten Haida-Wälder vorhanden sind. "Diese Art von Trauma kann apathisch machen. Viele sehen bei Indigenen nur Stereotype. Menschen, die ohne Ambitionen sind oder Suchtprobleme haben", sagt White.

Ihr Vater Christian gehört zu den renommiertesten Schnitzern seines Volkes. Die Haida sind für ihre Kunst bekannt. Sie schnitzen meterhohe, imposante Totempfähle aus Zedernholz. Sie überdauern bis zu 150 Jahre. Früher wurden so in der schriftlosen Kultur ganze Familiengeschichten weitergegeben. Heute dienen die Totempfähle der Erinnerung und sind sichtbares Zeichen der Verwurzelung in der Region.

Das Aufrichten der Totempfähle stand mit einer feierlichen Zeremonie in Verbindung: dem Potlach. Das Fest war in Kanada von 1884 bis in die 1950er aufgrund des Assimilierungsdrucks verboten, heute wird es als Akt der Freude und der Erinnerung kultiviert. Rituale spielen im Leben des im Einklang mit der Natur lebenden Volkes noch immer eine wichtige Rolle. Nach dem Motto: Alles hängt mit allem zusammen. Und der Respekt vor der Natur steht über allem. Möge das noch lange so sein. (Oliver Mark, 11.12.2022)