Die Glatze war seit 1994 das Markenzeichen der Legende Gianluca Vialli.

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EM 1988, Düsseldorf, Deutschland vs. Italien (1:1): Gianluca Vialli mit Haaren zieht folgenlos ab, Jürgen Kohler kommt ein wenig zu spät.

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Gianluca Vialli ist am Freitag im Alter von 58 Jahren in London gestorben. Der ehemalige Torjäger und Trainer erlag einem Krebsleiden, das 2017 diagnostiziert worden war. Nach erfolgreicher Therapie hatte er 2019 das Amt des Delegationsleiters der italienischen Nationalmannschaft übernommen. Als offizieller Assistent seines Freundes und Teamchefs Roberto Mancini durfte Vialli mit der Squadra Azzurra noch den Gewinn der EM 2021 im Elfmeterschießen gegen Gastgeber England feiern.

Im vergangenen Dezember musste er sein Amt zurücklegen, der Bauchspeicheldrüsenkrebs war zurück. "Vialli ist ein absoluter Eckpfeiler der italienischen Nationalmannschaft und wird es auch inZukunft sein. Dank seiner außergewöhnlichen psychischen Stärke bin ich überzeugt, dass er bald zurückkehren wird", hatte sich Verbandschef Gabriele Gravina damals in Optimismus geübt. Am Freitag war Gravina "zutiefst betrübt. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, war Gianluca ein wunderbarer Mensch und hinterlässt eine unüberbrückbare Lücke." Vialli, dem auch seine Ex-Vereine Sampdoria Genua, Juventus Turin und Chlesea sowie Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni Kränze wanden, hinterlässt zudem seine Frau Cathryn und zwei Töchter.

Die Torzwillinge

In Cremona geboren, begann Vialli seine fußballerische Karriere bei US Cremonese. Seine Tore brachten die Lombarden in die Serie B und Vialli selbst zu Sampdoria Genua, wo er mit Roberto Mancini ein umwerfendes Sturmduo bildete. Die "Torzwillinge" besorgten den Ligurern den Cup der Cupsieger 1990 und im Jahr darauf die bisher einzige Meisterschaft in der Vereinsgeschichte.

Nach dem verlorenen Meistercup-Finale 1992 (0:1 gegen den FC Barcelona) zog Vialli nach Turin weiter. Mit Juventus gewann er 1996 die Champions League (im Elferschießen gegen Ajax Amsterdam). Seit 1994 schmückte Vialli die markante Glatze, bei Juve wurde er Kapitän, Sturmpartner von Fabrizio Ravanelli und Leitfigur für Spieler wie Alessandro Del Piero.

1996 zu Chelsea nach London gewechselt, wurde Vialli nach dem Rücktritt von Ruud Gullit (1998) Spielertrainer an der Stamford Bridge. Als solcher gewann er mit 33 Jahren als bis heute jüngster seiner Doppelprofession noch einen Europacup – den Cup der Cupsieger. Vialli ist der einzige Spieler, der Finale im Uefa-Cup, Cupsiegerbewerb sowie im Meistercup respektive in der Champions League sowohl gewonnen als auch verloren hat. Im Herbst 2000 wurde er trotz der fünf Titel mit Chelsea nach schwachem Saisonstart entlassen, 2002 beendet Vialli bei Watford auch seine Karriere als Trainer.

Bitterer Platz drei

Die Rückkehr zur Squadra unter Coach Mancini war emotional, spielte Vialli doch selbst 59 Mal für Italien. Im Team netzte der Schütze von insgesamt 223 Toren in 537 Vereinspflichtspielen 16 Mal. Der größte und zugleich bitterste Erfolg mit den Azzurri war für den Ritter des Verdienstordens der Republik Platz drei bei er Heim-WM 1990. Vialli war nur zu drei torlosen Einsätzen gekommen, so auch im Eröffnungsspiel gegen Österreich (1:0), in dem die Show als Schütze der Italiener ebenfalls Toto Schillacci lieferte – nach Viallis Vorlage immerhin. (lü, 6.11.2023)