Laut einem Sonderteam der Polizei haben fehlende Sicherheitsvorkehrungen und andere Versäumnisse zur hohen Opferzahl bei der Massenpanik beigetragen.

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Seoul – Vor zweieinhalb Monaten hat eine tödliche Massenpanik während Halloweenfeiern in Seoul in Südkorea für Entsetzen gesorgt. Jetzt droht fast zwei Dutzend Beamten eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung und anderer Vorwürfe. Bei der Katastrophe im Vergnügungsviertel Itaewon kamen Ende Oktober fast 160 Menschen ums Leben. Der Fall sei zu weiteren Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, teilte ein Sonderteam der Polizei am Freitag mit.

Fehlende Sicherheitsvorkehrungen und andere Versäumnisse hätten zur hohen Opferzahl beigetragen. "Eine Fehleinschätzung der Situation, eine verspätete Weiterleitung von Informationen, mangelnde Kooperation zwischen den zuständigen Stellen und verzögerte Rettungsmaßnahmen kamen zusammen", sagte der Teamleiter Son Je-han in Seoul. Das habe zu den vielen Toten der "von Menschen verursachten Katastrophe" geführt.

Sechs Personen in U-Haft

Zu dem Unglück kam es, als zehntausende Menschen in Itaewon dicht gedrängt zu unorganisierten Halloweenpartys zusammenkamen. Im Gedränge in einer schmalen, abschüssigen Seitengasse stürzten zahlreiche Menschen zu Boden, erstickten, wurden zerquetscht oder totgetreten. Das Innenministerium hatte Anfang Jänner mitgeteilt, dass ein Jugendlicher, der das Unglück verletzt überlebt und sich später das Leben genommen habe, offiziell zu den Todesopfern gezählt werde.

Schon kurz nach der Tragödie wurden Vorwürfe gegen die Behörden laut, nicht genug getan zu haben, um die Katastrophe zu verhindern. Von den insgesamt 23 Personen, gegen die die Staatsanwaltschaft ermitteln soll, befinden sich bereits sechs in Untersuchungshaft. Zu ihnen zählen der Vorsteher des betroffenen Bezirks Yongsan sowie der frühere Leiter der Bezirkspolizeistelle.

Das Polizeiteam kam nach eigenen Angaben zu dem Schluss, dass Innenminister Lee Sang-min, der Seouler Bürgermeister Oh Se-hoon sowie Polizeichef Yoon Hee-keun für die Tragödie nicht zur Verantwortung gezogen werden könnten. Die Opposition sowie Opferfamilien hatten Ermittlungen gegen hochrangigere Beamte sowie die Entlassung des Innenministers gefordert. (APA, red, 13.1.2023)