Katharina Liensberger lieferte in dieser Saison einige Hoppalas. Jetzt soll sie wieder standfester sein.

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Wenn Katharina Liensberger am Dienstag beim Teambewerb (12.15 Uhr, live ORF 1) und am Mittwoch als Titelverteidigerin beim Parallel-Einzelbewerb in Méribel in die WM startet, sofern sie sich qualifiziert, dann sollte sich der geneigte Fan des Skirennsports nicht allzu viel erwarten. Einerseits weil in der mehr der Show dienlichen Disziplin allerhand und also auch ein jähes Scheitern möglich ist, andererseits weil die Vorarlbergerin seit längerem öfter neben der schnellen Spur unterwegs ist. Die Arbeit mit Startrainer Livio Magoni und die Trennung von dem Italiener vor drei Wochen waren für eine allgemeine Verunsicherung ihrerseits wohl ebenso verantwortlich wie der Verlust ihres Servicemanns Edi Unterberger, der vor der Saison von Van Deer – Red Bull Sports abgeworben wurde. Eine Reihe enttäuschender Saisonergebnisse taten ihr Übriges.

Um ihr auf die Sprünge zu helfen, hat der Skiverband Mathias Berthold als Feuerwehrmann engagiert. Der 57-jährige Vorarlberger war 25 Jahre als Trainer in Österreich und Deutschland tätig, seit 2019 arbeitet er als Mentalcoach und war etwa bis Sommer 2022 auch bei Sturm Graz engagiert. Er betreut aktuell verletzte Spieler der Wiener Austria und seit Jahreswechsel auch Slalomhoffnung Fabio Gstrein.

Fokus auf Positives

Berthold hat Liensberger bis zuletzt beim Training in Italien unterstützt. "Wichtig ist jetzt, die Situation anzunehmen und das Optimum herauszuholen", sagt Berthold. Es wurde besprochen, was passiert ist und wie sie in diese missliche Lage hineingeriet. Das sei aber längerfristig zu lösen. Aktuell gehe es darum, die positiven Sachen herauszuholen. Es soll gefruchtet haben. Liensberger sagte nach ihrer Ankunft in Méribel: "Ich habe wieder Spaß am Skifahren, genieße jeden Schwung und baue ein Gefühl auf. Ich merke, dass ich wieder schneller werde von Tor zu Tor. Ich fahre wieder so, wie ich es kann." Es sei ein Zusammenspiel von vielen Faktoren, die zum sportlichen Erfolg führen, sie blicke jedenfalls sehr positiv auf die Woche.

Für sie sei die Zeit, die sie durchgemacht hat, sehr spannend gewesen. Nun sei es wichtig, "dass ich mich auf meine Stärken besinne und auf das Wesentliche konzentriere. Mathias Berthold hat mich beim Training, Videoschauen und Vorbereiten auf den Trainingsalltag unterstützt. Wir haben Keypoints ausgearbeitet. Er gibt mir eine gute Sicherheit." Sie freue sich nun darauf, das aus sich herauszuholen, was möglich ist.

Ob die Sprachbarriere, die Arbeitsweise von Magoni oder beides für das Scheitern des Projekts maßgeblich waren, könne sie nicht sagen. "Fakt ist, dass es gewisse Dinge gegeben hat, wo wir nicht harmoniert haben. Es ist der Zeitpunkt gekommen, als Livio seine Entscheidung getroffen hat." Rückblickend denke sie sehr wohl, dass er sie mit gewissen Erfahrungen weitergebracht habe. "Ich hoffe, dass ich viel gelernt habe, das ich für die Zukunft mitnehmen kann."

Zweifel und Folgen

Berthold: "Wenn es nicht läuft, dann hofft man, dass es mit viel Training besser wird. Funktioniert das nicht, dann beginnt man zu zweifeln." Mit der Zeit wirke sich das negativ auf Bewegung und Körpersprache und letztlich auch auf das Skifahren aus. "Es ist ganz viel Kopfsache, damit man die Dinge im Training auch wieder besser umsetzen kann." Sie habe einen guten Schritt gemacht. Man könne nur das herausholen, was in der Situation möglich ist. "Mehr geht einfach nicht. Sie hat sich Tag für Tag gesteigert, und aus meiner Sicht waren die vergangenen Tage sehr positiv und produktiv."

Wie gut Liensberger das in Méribel umsetzen kann, bleibt abzuwarten. "Was man sagen kann, ist, dass sie sicher besser sein wird, als sie sich zuletzt bei den Rennen präsentiert hat." Zuletzt sei sie nicht mehr so gut gefahren. "Aber wir sind jetzt auf einem guten Weg."

Berthold arbeitet mit manchen Klienten längerfristig, mit manchen nur kurzfristig, wenn sie etwa vor einem Großereignis stehen und Probleme haben. "Darin habe ich schon eine gewisse Erfahrung."

Gibt es keine Probleme, "dann wird man in der Funktion, in der ich jetzt bin, selten geholt. Und das ist schade", sagt Berthold, der sich nicht als reiner Mentaltrainer sieht, zumal er selbst auch aktiver Rennläufer und lange Trainer war. Es gehe um "Maximierung von Trainingsmechanismen, Kommunikation und so weiter. Alle Puzzleteile müssen zusammenpassen."

Ob das Engagement mit Liensberger fortgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Berthold: "Der volle Fokus liegt jetzt darauf, dass die Kathi das gut umsetzen kann, und dann schauen wir weiter." (Thomas Hirner aus Méribel, 14.2.2023)