Eigentlich hätte Andreas Vojta 2022 beim Vienna City Marathon als "Pacer" für Timon Theuer bloß das richtige Tempo vorgeben sollen. Sein Schützling musste aber aufgeben, und so lief Vojta eben selbst ins Ziel. "Weil mein Gewand dort war und ich keine Maske für die U-Bahn mithatte", erzählt er. Andreas Vojta wurde mit 2:23:21 zweitbester Österreich.

Heuer will er beim Vienna City Marathon deutlich schneller sein. Welche Schuhe er dafür wählen werde, wolle er kurzfristig nach Lust und Laune entscheiden. Auf die Frage nach dem idealen Laufschuh hüte er sich, einen bestimmten Schuh oder Schuhtyp zu nennen. Dafür seien Laufstile, Können, Bedürfnisse, Einschränkungen und Vorlieben zu unterschiedlich.

Passt der Laufschuh zu Fuß, Laufstil, Gewicht und Tempo, kann er dabei helfen, Fehler und Verletzungen zu vermeiden.
Foto: Getty Images

Klar, spätestens seit Eliud Kipchoges mit Carbonschuhen einen Weltrekord auf der Hauptallee schaffte, liegen diese Treter mit vier Zentimeter dicken Sohlen, in denen Carbonplatten wie Katapulte arbeiten, schwer im Trend. Doch für Durchschnittswaden sind diese Raketen auf der Langstrecke oft nicht geeignet. Ganz abgesehen von der Haltbarkeit (um die 200 Kilometer) und dem Preis (ab 250 €).

Gut eingelaufen

Wer für 42 Kilometer vier oder mehr Stunden braucht, braucht weniger "Bumms" als Komfort, Führung und Stütze. Weil Fuß und Bein nach 25 oder 30 Kilometern ermüden. Passt der Schuh zu Fuß, Laufstil, Gewicht und Tempo, kann er dabei helfen, Fehler und Verletzungen zu vermeiden.

Den alten, gewohnten Trainingsschuh im Bewerb "totlaufen"? Vojta warnt: "Nicht optimal." Weil 42 Kilometer nonstop auch den Schuh anstrengen, sollte er "im Wettkampf am Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit sein. Gut eingelaufen, aber längst nicht im Zenit: 150 oder 200 Kilometer wären ideal." Und gerade die Wochen vor dem Bewerb, in denen man nicht mehr aufbaut, sind die perfekte Zeit, diese Beziehung einzugehen – und wettkampftauglich zu festigen.

Den richtigen Schuh zu finden ist eine individuelle Sache. Ohne fachkundige Beratung greifen Laien im riesigen Sortiment aber oft rasch daneben. Hier eine kleine Orientierungshilfe.

Leicht und schnell mit "Megabumms"

Under Amour: Flow Velocity Elite.
www.hervis.at
Komfort und Halt: III
Haltbarkeit: II
Für Nichtprofis: I
Katapult: IIIIIIIIII
Foto: Hersteller

5/10 Reichlich spät bringt nun auch das US-Label Under Armour einen Carbon-Laufschuh. Der Flow Velocity Elite hat eine durchgängige, in die weiche Zwischensohle eingearbeitete Carbonplatte. Das soll einen perfekten Mix aus Katapult- und Dämpfpower bieten. Vorausgesetzt, man schafft es, mit dem Leichtgewicht technisch sauber zu laufen.

Dickes Ding aus der Schweiz

On: Cloudsurfer
www.traildog.at
Komfort und Halt: IIIIIIIIII
Haltbarkeit: IIIIIIIII
Für Nichtprofis: IIIIIIII
Katapult: IIII

8/10 Die angesagten Laufschuhe des Schweizer Lables On erkennt man unter anderem an den "Clouds" genannten, offenen Dämpfungselementen. Dies findet man nun auch beim neuüberarbeiteten Cloudsurfer, dem richtig "dicken Brummer" aus dem Komfort-und-Performance-Segment für die Langstrecke.

Carbon? Nein, nur beinahe ...

Saucony: Endorphin Speed 3.
www.wemove.at
Komfort und Halt: IIIII
Haltbarkeit: IIIIII
Für Nichtprofis: III
Katapult: IIIIIIII
Foto: Hersteller

7/10 Alle wollen Carbonschuhe. Aber das Katapult belastet Wade und Achillessehne enorm. Beim Bostoner Label Saucony löste man das mit dem Endorphin Speed 3: Schaut exakt so aus wie sein Carbon-Geschwisterl Endorphin Pro 3, hat aber "nur" eine Nylonplatte verbaut. Das macht ihn nicht ganz, aber doch beinahe für alle laufbar.

Auch Klassik kann Tempo

Brooks Hyperion Tempo.
www.laufsport-blutsch.at
Komfort und Halt: IIIIII
Haltbarkeit: IIIIIIII
Für Nichtprofis: IIIII
Katapult: IIIIII

8/10 Auch wenn alle Labels Carbon- und andere dicksohligen "Superschuhe" in die Auslage stellen, gibt es den klassischen Temposchuh immer noch: leicht, dynamisch, hochreaktiv, neutral, langlebig – und bezahlbar. Brooks Hyperion Tempo steht für dieses Segment: Wer schnell ist, ist nämlich auch damit schnell. Oft sogar sauschnell. (RONDO, Tom Rottenberg, 12.4.2023)