Tauben können in der Stadt in großer Zahl auftreten – nicht immer zur Begeisterung vieler Menschen.
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Auch wenn es die Temperaturen der vergangenen Woche nicht unbedingt vermuten lassen: Es ist Frühling, und die Lebensgeister der Natur regen sich merklich. Auch die Stadttauben sind in den kommenden Wochen wieder vermehrt auf der Suche nach Brutplätzen, womit sie bei den meisten Menschen allerdings auf wenig Begeisterung stoßen. Vor allem die Verschmutzung von Balkonen, Fenstersimsen, Terrassen, aber auch Dachböden ist vielen ein Dorn im Auge.

Dabei sind Tauben bei weitem nicht so problematisch wie ihr Ruf: Weder geht von ihnen ein höheres Gesundheitsrisiko aus als von anderen Wild- und Ziervögeln, noch ist ihr Kot speziell ätzend und damit zerstörerisch für Gebäude. Dass sie in vielen Städten zum Ärgernis werden, liegt in erster Linie an ihrem zahlreichen Auftreten an einigen wenigen Orten, was wiederum fehlender geeigneter Brutplätze geschuldet ist.

Die fehlenden Örtlichkeiten sorgen dafür, dass große Mengen an Stadttauben eng nebeneinander brüten – mit entsprechend häufigeren Auseinandersetzungen, erhöhtem Stress und der Gefahr der Krankheitsübertragung für die Tiere.

Menschgemachte Überpopulation

Dass Taubenpopulationen in Städten teilweise zu Problemen führen, ist haus- bzw. menschgemacht. Dafür verantwortlich ist das enorme Nahrungsangebot – sowohl in Abfällen, als auch im Zuge gezielter Fütterungen. Während einige, denen das Wohl der Tauben besonders am Herzen liegt, sehr wohl geeignetes Vogelfutter verwenden, füttern andere mit eigentlich nicht geeigneten Lebensmitteln. Das Angebot hat die Vögel in der Stadt zu Allesfressern werden lassen, die von Schokolade bis Leberkäse alles zu sich nehmen, was ihnen vor den Schnabel kommt.

Verantwortlich für große Taubenpopulationen ist der vorhandene Nahrungsüberfluss. Die wichtigste Regel lautet daher: Nicht füttern, vor allem nicht ungeeignete Lebensmittel!
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Das enorme Angebot von größtenteils völlig ungeeignetem Futter sichert den Tauben zwar das Überleben, aber macht sie auch krank: Es fehlen ihnen oft wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Eiweiße, was vor allem Jungvögel weniger widerstandsfähig gegen Krankheiten macht. So tragen viele Tauben einen Erreger in sich, der die Krankheit Trichomonadose, auch Gelber Knopf oder Gelber Kropf genannt, verursacht.

Bei erwachsenen Vögeln kommt es gewöhnlich nicht zum Ausbruch, wohl aber bei geschwächten Nestlingen. Diese entwickeln gelbe Beläge im Schnabel und Rachen, werden dadurch beim Trinken, Fressen und oft auch Atmen behindert und ersticken im schlimmsten Fall. Deshalb ist und bleibt die wichtigste Maßnahme zum Eindämmen der Taubenpopulation: Kein Essen achtlos wegwerfen und auch nicht mit ungeeigneten Lebensmitteln füttern!

Das große Nahrungsangebot zusammen mit immer wärmeren Wintern ermöglicht es den Vögeln auch, fast ganzjährig zu brüten. Selbst Stadttauben, die normalerweise nur von Frühling bis Herbst brüten, legen mittlerweile bis in den Winter hinein Eier und fangen temperaturbedingt auch immer früher im neuen Jahr wieder an. Bis zu zwölf Nachkommen pro Jahr kann ein einziges Paar in der Stadt hervorbringen.

Städtische Taubenschläge

Um all die oben zitierten Probleme in den Griff zu bekommen, betreiben einige Städte eigene Taubenschläge oder -häuser. Dort werden den Vögeln sauberes Wasser, artgerechtes Futter sowie Nistplätze zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug werden die Nester regelmäßig kontrolliert und darin enthaltene Eier gegen Attrappen ausgetauscht, um die Vermehrung der Tiere zu unterbinden.

Die Tierschutzombudsstelle Wien betrieb bis 2020 eine solche Einrichtung im Amtshaus Meidling, gab sie aber nach zehn Jahren schließlich auf, da sie nicht den gewünschten Erfolg brachte. Nun hat das Wildtierservice Wien einen neuen Versuch gestartet: Im Südtiroler Hof im vierten Bezirk gibt es wieder einen städtischen Taubenschlag. Auch in Innsbruck gibt es eine solche Einrichtung, und in Salzburg soll im Alten Rathaus demnächst ebenfalls eine entstehen. Wer in Wien kranken, verletzten oder anderweitig in Not befindlichen Tieren helfen möchte, kann dies unter der Wiener Nummer 400 04 90 90 täglich von 7.30 bis 22 Uhr tun.

Manche Städte setzen auf Taubenschläge, um die Population kontrollieren zu können.
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Tipps, wenn die Tauben zu viel werden

Wer sich bei Außenflächen der eigenen Wohnung nicht mehr zu helfen weiß oder verhindern möchte, dass Freiflächen von zu vielen Tauben in Beschlag genommen werden, kann einige Vorkehrungen treffen:

  • Netze spannen: Gänzlich ungenutzte Balkone sollten mit Teleskopstangen, Spanndrähten und Netzen mit einer Maschenweite von fünf Zentimetern vernetzt werden. Dabei sollte man die Netze unbedingt in regelmäßigen Abständen kontrollieren: Wenn sie löchrig werden, können sich Tauben und andere Tiere darin verfangen und elend zugrunde gehen.
  • Auf Nester kontrollieren: Balkone, die nicht regelmäßig genutzt werden, sollten einmal die Woche auf Tauben-Untermieter untersucht werden. Besonderes Augenmerk sollte man dabei auf Blumenkisten, Pflanzentröge und Markisenkästen legen, die oft als Brutplatz dienen.
  • Eier entfernen: Vorhandene Nester und Eier kann man entfernen und danach jeden weiteren Brutversuch verhindern. Tauben legen immer zwei Eier, und zwar innerhalb von 48 Stunden. Erst dann beginnt die Bebrütung.
  • Geschlüpfte Junge: Sind die Eier schon ausgebrütet, dürfen die geschlüpften Jungen in keinem Fall verletzt oder gar getötet werden. Entweder wendet man sich an eine Tierschutzorganisation, oder man wartet ab, bis ihre Entwicklung abgeschlossen ist: Die Brutzeit dauert etwa 18 Tage. Mit ca. 25 Tagen verlassen die Küken das Nest, und mit 30 bis 35 Tagen sind sie voll flugfähig.
  • Wohnanlagen instand halten: Tauben halten sich zwar gerne oben an Gebäuden auf, nehmen im Bedarfsfall aber auch mit einem kaputten Kellerfenster in einem wenig frequentierten Lichthof oder Ähnlichem vorlieb.
  • Sims unwohnlich machen: Seitlich geschlossene Abschrägungen aus Blech, die mit einem Neigungswinkel von mindestens 50 Grad auf Simse montiert werden, verhindern, dass Tauben sich dort aufhalten. Auf Brüstungen oder Fensterbänken reicht oft ein locker angebrachtes Plastikband zur Abschreckung. (Susanne Strnadl, 16.4.2023)