Die Funktionsweise der altehrwürdigen Drucktaste ändert sich in Windows 11.

Foto: Zellinger, DER STANDARD

Das Erstellen von Screenshots in Windows ist seit Windows 3.0 eine recht simple, wenn auch nicht besonders intuitive Angelegenheit: Betätigt man die Drucktaste, landet ein Abbild des Bildschirms in der Zwischenablage. Über ein Bildbearbeitungsprogramm wie Paint kann man den Screenshot weiter bearbeiten, sofern man das Bild nicht einfach mittels der "Einfügen"-Funktion in Messenger-Apps kopiert.

In einem jüngst veröffentlichten Beta-Build (KB5025310) von Windows 11 hat Microsoft nun die Funktion aber geändert. Betätigt man nun die Drucktaste, öffnet sich das Snipping-Tool. Damit kann man etwa Bereiche ausschneiden, nur einzelne Fenster abfotografieren oder gar freihändig den zu kopierenden Bildschirmbereich eingrenzen.

Gut versteckte Funktion

Ganz neu ist diese Funktion nicht, aber sie dürfte nur den wenigsten Usern bekannt sein, weil sie tief in den Systemeinstellungen schlummert. Unter "Einstellungen – Barrierefreiheit – Tastatur" kann man die Option "Verwenden der Drucktaste, um Bildschirmausschnitte zu öffnen" aktivieren. Daraufhin wird immer das Snipping-Tool geöffnet, sobald man die Drucktaste betätigt. Diese Option wird in zukünftigen Windows-Versionen wohl standardmäßig aktiviert.

Microsoft arbeitet gerade daran, teils jahrzehntealte Funktionen zu updaten. So erhielt das altehrwürdige Notepad eine Überarbeitung, und auch der schon angegraute Explorer wurde um die Tab-Funktion erweitert. Die Funktionsänderung der Drucktaste betrifft aber einen Methusalem unter den Features: Sie ist 33 Jahre alt.

Das Chaos mit den Screenshot-Apps

Microsoft versuchte schon seit geraumer Zeit das Erstellen von Screenshots in Windows intuitiver zu machen, weil vielen Userinnen und Usern der Umweg über die Zwischenablage und ein Bildbearbeitungsprogramm zu umständlich war. Doch dieses Ziel wurde nie erreicht, stattdessen wurde der Prozess immer chaotischer.

In Windows Vista wurde das an sich praktische Snipping-Tool erstmals eingeführt. 2018 wurde es schließlich beerdigt und unter Windows 10 durch eine App namens Snip & Sketch ersetzt. Diese App ist unter Windows 11 verschwunden, dafür ist das eigentlich eingestellte Snipping-Tool wieder da. Um die Verwirrung perfekt zu machen, gibt es in der Windows Gamebar eine eigene Funktion, Screenshots anzufertigen, die sich in der Funktionsweise wieder vom Snipping-Tool unterscheidet.

Tastenkombinationen für Fingerakrobaten

Microsoft selbst bietet auf seiner Hilfeseite mittlerweile vier Methoden an, wie man Screenshots unter Windows erstellt – inklusive Hinweis auf Apps von Drittanbietern. Ein weiteres Support-Dokument legt die feinen Unterschiede zwischen den Tastenkombinationen Windows+Druck und Windos+Alt+Druck dar. Hinter Ersterer verbirgt sich übrigens die Aufnahme des gesamten Bildschirms, Letzteres führt zu einem Foto des aktiven Fensters.

Die Screenshot-Funktion der Windows Gamebar, aufgenommen mit dem Snipping-Tool. Alles klar, oder?
Foto: Screenshot, DER STANDARD

Anders als beim alleinigen Betätigen der Drucktaste landen diese Screenshots aber nicht in der Zwischenablage, sondern unter "Eigene Dateien – Bilder – Bildschirmfotos" – nur falls die Verwirrung nicht schon groß genug ist. Wer das Snipping-Tool direkt aufrufen möchte, kann übrigens alternativ Windows+Shift+S nutzen.

Als kleines Trostpflaster sei erwähnt, dass auch Apple-User mit wenig intuitiven Tastenkombination zurechtkommen müssen. Dort lautet der Befehl für das Abfotografieren eines Fensters nämlich Shift+Command+4+Leertaste und erfordert einiges an Fingerakrobatik.

Ein Relikt aus den 80ern

Die Drucktaste stammt übrigens aus den frühen 1980er-Jahren. Auf alten Tastaturen war sogar noch Platz genug, um die volle Bezeichnung "Print Screen" draufzuschreiben. Heute werden oft Abkürzungen wie PrtSc verwendet. In Betriebssystemen, die noch über Befehlszeilen gesteuert wurden, wie MS-DOS, wurde durch Betätigen der Drucktaste der Textinhalt des aktuellen Bildschirms an den Drucker geschickt.

Noch raffinierter war die Funktion Strg+Druck. Damit konnte man Befehlszeilen drucken, die länger waren als der aktuelle Bildschirm. Während die Zeilen am Bildschirm vorbeiliefen, wurden sie gedruckt – sozusagen die analoge Variante des Screenshots. (pez, 13.4.2023)