Ski Austria mit Präsidentin Roswitha Stadlober und die FIS mit Präsident Johan Eliasch schauten und gingen nicht immer in dieselbe Richtung.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Christian Scherer lässt sich so leicht nicht aus der Reserve locken. Was sich der Ski-Austria-Generalsekretär am Donnerstag erwartet, will DER STANDARD wissen. "Einen ruhigen FIS-Kongress hoffentlich", gibt Scherer zurück. Da liegt ein Nachhaken nahe, schließlich hat man nicht nach Hoffnungen, sondern nach Erwartungen gefragt. Doch Scherer bleibt cool. "Ich erhoffe und erwarte auch einen ruhigen Kongress."

Mal sehen. Vielleicht ist es ja der Stimmung zuträglich, dass die Veranstaltung von Zürich aus großteils online abgehalten wird. Doch viele erinnern sich vor dem 54. an den 53. FIS-Kongress zurück. Er stieg vor einem Jahr in Mailand, und da gab der Skisport ein desaströses Bild ab. Danach war zu hören und zu lesen, dass der schwedisch-britische Milliardär Johan Eliasch, Chef der Skifirma Head, seine Wiederwahl als FIS-Präsident durchgepeitscht hatte. Es gab keine Gegenkandidatur, man konnte nur für Eliasch stimmen. Große Skinationen wie Österreich, Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Norwegen, Schweden und Finnland protestierten.

Ihnen war Eliasch kurz zuvor mit einer jedenfalls speziellen alpinen Weltcup-Kalenderplanung in die Parade gefahren. Sie sah frühe Abfahrten auf dem Matterhorn sowie gleich zwei Reisen nach Nordamerika vor. Man musste kein Klimaschützer sein, um das zu kritisieren. Die Matterhorn-Abfahrten fielen dann auch dem Schneemangel zum Opfer, generell hagelte es zu Saisonbeginn eine Absage nach der anderen. Die Eliasch-Kritiker sahen sich bestätigt, zogen aber dennoch die Klage zurück, die sie gegen seine Wahl eingebracht hatten.

So ist es

Seit dem Weltcupfinale in Andorra pflegte Ski Austria, sagt Scherer, ein "intensives und operativ vernünftiges Verhältnis mit der FIS". Allerdings schränkt der Ski-Austria-Generalsekretär ein: "Mit dem Präsidenten weniger." Ski-Austria-Präsidentin Roswitha Stadlober hatte kürzlich sogar betont: "Mit dem Herrn Eliasch geht es operativ nicht." Da klingt durch, dass längst nicht alle Differenzen ausgeräumt sind und dass Ski Austria noch immer nicht alle Eliasch-Pläne goutiert. Scherer sieht im angekündigten Weltcupkalender für die Saison 2023/24 denn auch nur "leichte Verbesserungen". Schließlich hat die FIS neuerlich zwei Reisen nach Nordamerika vorgesehen, eine für Speed- (November), eine für Technikrennen (März).

Der Weltcupauftakt in Sölden wird wohl um eine Woche nach hinten verschoben. Doch auch das ist eher keine Reaktion auf den Klimawandel. Scherer: "Die Pause zwischen den Rennen soll kürzer, das Produkt damit durchgängiger werden." Freilich wolle man auch auf die "klimatechnischen Veränderungen und Bedingungen Rücksicht nehmen". So sollen im kommenden Winter in Schladming von vornherein zwei Bewerbe geplant sein, so verkleinere sich der vor allem durch die Anreise der Fans hinterlassene ökologische Fußabdruck zumindest in der Relation. Ähnliches hätte sich Ski Austria für Hochgurgl vorstellen können, da bleibt es aber bei einem Männer-Slalom schon im November. Bereits davor, am zweiten Novemberwochenende, nehmen die Männer am Matterhorn den nächsten Abfahrtsanlauf, eine Woche später sollen die Frauen folgen.

So soll es sein

Hat die Phalanx der großen Skinationen gegen Eliasch weiterhin Bestand? Scherer: "Es gibt keine Gruppe gegen jemanden. Es gibt nur eine Gruppe, die für etwas eintritt, nämlich für eine positive Entwicklung des Skisports." In diesem Sinne seien etliche Anträge zu verstehen, die Ski Austria beim Kongress einbringen will. Einer der wichtigsten hat zum Inhalt, dass es künftig einen Vierjahreskalender im Weltcup geben soll, der nur ausnahmsweise zu verändern wäre. "Damit wären", sagt Scherer, "unsere Veranstaltungen besser zu verkaufen." (Fritz Neumann, 24.5.2023)