Manchmal gibt es sie, die erfreulichen Überraschungen in den Streamingdiensten. Da ist zum Beispiel "Raven", eine düstere Krimiserie aus Polen. Deren Protagonist ist Adam Kruk (Polnisch für "Rabe"). Sein Spitzname ist allerdings "Adler". Er ist ein von seiner eigenen, sehr schmerzvollen Vergangenheit in einem Waisenhaus gequälter Ermittler – einzelgängerisch, aber brillant und unkorrumpierbar.

Das schmeckt den Chefs seiner Polizeieinheit ganz und gar nicht: Denn der Außenseiter macht schnell große Fortschritte dabei, die Entführung des Enkels eines sinistren Geschäftsmannes aufzuklären; allerdings legt er nebenbei auch die dunklen Machenschaften der Gesetzeshüter offen. Das kann man ihm natürlich nicht einfach so durchgehen lassen.

"Raven" ist eine düstere Krimiserie aus Polen.
Arte

Nach "Wataha", "Im Sumpf" und "Das Grab im Wald" beweist die polnische Film- und Fernsehindustrie ein weiteres Mal, dass sie sich sehr gut darauf versteht, formidable Thriller zu produzieren. Die Handlungsstränge sind nie ganz transparent und geradlinig, stets sind die Helden gleichzeitig auch Antihelden mit Schattenseiten. Drehbuch, Regie, Schauspiel: exzellent und erfrischend unamerikanisch.

Alles ganz anders

So ist es auch bei "Kruk/Raven": Die Serie besticht durch einen facettenreichen Plot und wirklich sehr gute, geradezu cineastische Kameraführung. Das ist eindeutig keine Massenproduktion vom Fließband, und dafür nimmt man gern in Kauf, dass es – zumindest in der Arte-Mediathek – keine Synchronfassung, sondern nur Untertitel gibt.

Ach ja, ganz wichtig: Glauben Sie nicht alles, was Sie sehen, manchmal ist alles anders. Ganz anders. (Gianluca Wallisch, 10.7.2023)