Kein Homeoffice montags und freitags. Das war vielerorts die Ansage zu Betriebsvereinbarungen nach der Pandemie, wenn zwei Tage zu Hause, drei im Büro festgelegt wurden. Hat das in Ihrem Unternehmen so geklappt? Kriegen Sie am Freitag im Team wirklich noch Dinge erledigt, oder sind die Leute remote zwar eingeloggt, aber irgendwo?

In den USA hat sich die Viertagewoche (ja, bei vollem Lohnausgleich) offenbar schon eingeschlichen. "Dead Friday" wird das Phänomen genannt, und Stanford-Ökonomieprofessor Nick Bloom hat es beforscht. Es handelt sich um Arbeit von Montag bis Donnerstag im Büro, montags so gemischt, der Freitag hat sich irgendwie ausgeschlichen aus der Arbeitswoche im Betriebsgebäude.

Nunmehr, erhob die Zutrittskartenfirma Kastle Systems, sind in US-Städten lediglich knapp 20 Prozent der Büromenschen freitags im Büro, berichtet die Financial Times. Ein "toter" Tag. Aber heißt das auch, dass es ein fauler Tag ist?

Ein Ausgleich zur Verdichtung

Begonnen hat alles mit Vereinbarkeits- und Gesundheitsmotiven. Unter diesem Motto haben sich zuerst "No-Meeting Fridays" durchgesetzt, dann „No-Camera Fridays“. Damit sollten bessere Möglichkeiten für die Job-Leben-Balance geschaffen werden und der neuen Belastung durch die sogenannte Zoom-Fatigue entgegengewirkt werden. Letztere hatte sich recht rasch eingestellt, nachdem die Bürowelt begonnen hatte, von einem digitalen Meeting via Teams oder Zoom zum nächsten zu hüpfen.

Der vorläufige Endpunkt dieser Entlastung ist nunmehr die Verkürzung der Woche durch den "Dead Friday": Die Menschen sind zwar erreichbar, aber erledigen schon ganz andere Dinge oder sind auf dem Weg in die Hamptons.

Blick von der Straße in Büros, nur ein Platz ist mit einer Frau besetzt, die anderen sind menschenleer
Ist das die Zukunft der Freitage für Büros – fast ganz leer?
APA/AFP/STEFANI REYNOLDS

Das ist lehrreich angesichts der hierzulande laufenden Arbeitszeitverkürzungsdebatte: Die Leute suchen sich still und ohne allzu viel Tamtam ihren Ausgleich, wenn es zu viel wird, an anderen Tagen viel intensiver, auch länger gearbeitet wird. Und es ist viel mehr geworden, hauptsächlich dienstags, mittwochs und donnerstags. Da wird hineingestopft, verdichtet und beschleunigt, was geht. Vor allem mittels der Segnungen der immerwährenden digitalen Erreichbarkeit. Was heißt das für Arbeitgeber und Führungskräfte in Bürobranchen?

Eigentlich nichts Neues, nur das, was sowieso Sache sein sollte: Genau hinschauen, wer wie arbeitet und was geleistet wird – und dort Freiräume gewähren, wo es gut klappt, dort straffe Struktur vorgeben, wo es anders nicht geht. Alle mit denselben Regeln kleinlich zu bändigen ist genauso falsch wie allen dieselbe Freiheit zu verordnen. (Karin Bauer, 8.9.2023)