Von der Abhandlung in wissenschaftlichen Artikeln bis zum Buchtitel: Das Bücherregal namens Billy ist wohl das berühmteste Bücherregal weltweit und steht fast als Synonym für Möbel des schwedischen Herstellers Ikea. Dabei kann das Regal aus beschichteten Spanplatten auf eine gar nicht so makellose Geschichte verweisen. In den späten 1970er-Jahren, als es auf den Markt kam, bot es die Gelegenheit, sich günstig, modern und – ja, heute klingt das seltsam – individuell einzurichten. Weg vom Wandverbau aus dem Elternhaus hin zum coolen Design aus Schweden, in dem sich Büchermengen verstauen ließen.

Dass es in der DDR unter anderem von politischen Gefangenen besonders günstig hergestellt wurde? Das wusste man ja damals noch nicht. Für den Absatz katastrophale Folgen hatte es, als Anfang der 1990er Billy zur Formaldehydschleuder erklärt wurde – ein Hersteller war schuld gewesen. Billy gab danach wieder weniger schädliche Stoffe ab und war damit quasi "rehabillytiert". Ikea erweiterte das Farbenspektrum, das anfangs nur in Weiß erhältliche Regal landete in Schwarz, mit diversen Holzmustern oder auch bunt in den Wohnungen.

Billy, ein Bücherregal von Ikea
Ein halbleeres, schön sortiertes Billy ohne Makel: So könnte es aussehen.
Foto: Ikea

Und nicht nur neue Farben kamen ins Sortiment: Sucht man aktuell auf der Ikea-Homepage nach Billy, werden über 90 Produkte ausgewiesen. Die Palette reicht von unterschiedlichen Höhen und Breiten bis zu Türen, Laden und sonstigem Zubehör. Wer will, kann damit also glatt wieder in Richtung Wandverbau gehen, ein Zeichen für Individualität ist das Regal ja sowieso schon lange nicht mehr. Halbwegs günstig ist es jedoch nach wie vor, zumindest in Deutschland, Frankreich oder auch Italien. Dort bezahlt man für das klassische Regal mit den Maßen 80 x 28 x 202 Zentimeter 59,99 Euro, in Österreich legt man zehn Euro drauf.

Zum Aufbewahren diverser schriftlicher Ergüsse ist es jedenfalls nach wie vor geeignet. Wobei eine kleine Absurdität an Billy unter anderem die Tatsache ist, dass es als reines Bücherregal nicht wirklich perfekte Maße aufweist. Die Ablagebretter sind mit 28 Zentimetern nämlich relativ tief. Ein Bildband findet darin zwar auch Platz, bei Büchern in durchschnittlicher Größe bleibt aber ganz schön viel Leerraum bestehen.

Ich besitze im Übrigen schon lange zwei weiße hohe Billys, die von einer deckenhohen Schiebetür verdeckt werden. Zum Glück, denn bei einem der beiden Regale hatte ich beim etwas unaufmerksamen Zusammenbauen (was soll passieren, kenne mich doch aus mit Ikea-Möbeln und deren Anleitungen) doch glatt ein Brett verkehrt herum eingebaut. Es handelt sich um jenes, das an der Rückwand mit vielen kleinen Nägeln befestigt wurde. Solche Fehler verzeiht ein Stück von Ikea nicht. Die Vorderseite des Brettes ist selbstverständlich nicht beschichtet – und damit sind statt der weißen Kante nur rohe Späne sichtbar. Tür zu! (Petra Eder, 10.9.2023)