Ein Foto mit einem Stück Dach des Stephansdoms.
Rot im Kalender markieren kann man sich während der Design Week auch heuer viele Ausstellungen, Performances und Talks. Das Foto ist Teil der Kampagne der Designsause.
Vienna Design Week – Bueronardin

Es ist jedes Jahr dasselbe mit der Vienna Design Week. Und das ist gut so. Und auch wieder nicht. Aber unterm Strich natürlich schon. Denn auch heuer wird es kaum möglich sein, all die Programmpunkte, die Ausstellungen, Diskussionen und Präsentationen zu besuchen. Abermals heißt es also: trefflich gustieren.

Wie gut nur, dass es die Design Week, Österreichs größtes kuratiertes Designfestival, mit den Wochentagen nicht so genau nimmt. Die Sause dauert nämlich nicht wie andere Wochen sieben, sondern ganze zehn Tage, genauer gesagt von 22. September bis 1. Oktober. Zur Erinnerung: Die Design Week findet seit 2007 statt, mit zuletzt 200 Veranstaltungen, wobei die Besucherzahlen auf stattliche 40.000 kletterten.

Dem Team des Festivals rund um Direktor Gabriel Roland, der diesen Posten 2021 von Mak-Direktorin Lilli Hollein übernahm, geht es auch in diesem Durchgang um weit mehr als eine Messe oder die Präsentation von behübschten Objekten des Alltags. Seit jeher taucht man tief, kritisch, reflektiert, aber auch spielerisch und experimentell in die Gefilde des Designs ein, die sich viel weiter erstrecken, als viele Zeitgenossen dies für möglich halten. Es war und ist dem renommierten Festival seit jeher ein Anliegen, eine Bewusstseinsbildung für eine Disziplin, die unseren Alltag prägt wie kaum eine andere, in Gang zu setzen und zu vertiefen. Vermittelt werden Produktionsprozesse ebenso wie Zusammenhänge und Hintergründe. Unter dem Dach Design finden sich im Programm: Produkt-, Möbel-, und Industriedesign, Architektur, Grafik, Circular und Social Design.

Der Slogan "City full of Design" ist ein gut gewählter, denn die Designwoche verteilt sich nicht nur über viele sehr unterschiedliche Orte in der ganzen Stadt, sondern wählt sich auch in jedem Jahr einen sogenannten Fokusbezirk. Heuer wurde die Leopoldstadt, also der zweite Wiener Bezirk auserkoren. Dabei geht es darum, lokale Strukturen, zum Beispiel ansässige Betriebe oder besondere Locations, noch verstärkter in das Programm einzubinden.

Umfangreiches Programm

Wie erwähnt gestaltet es sich nahezu unmöglich, das Programm an dieser Stelle aufzudröseln, deshalb seien einige Formate herausgepickt und ans Herz gelegt. Eine eher kunstige Designausstellung wird in der Festivalzentrale im Prater (Laufberggergasse 12) gezeigt. Die von der Designredakteurin Laura Houseley kuratierte Gruppenausstellung "The Series" nimmt ein zeitgenössisches Designphänomen unter die Lupe und beschäftigt sich mit einfallsreichen und ausdrucksstarken Methoden industrieller Serienproduktion und deren Übersetzung in kleine Maßstäbe.

Das Symposium "The City as a Resource" vertieft den Diskurs zum Thema einer nachhaltigeren urbanen Lebensmittelversorgung. Bei der Konferenz "Design im Kreislauf" wird der Frage nachgegangen, wie Designprozesse aussehen und wie bewusst sie sich ihres Einflusses auf die ökologischen Auswirkungen ihrer Ergebnisse sind, und bei den Talks zum Thema "End of Design" werden Aspekte zur "Ungestaltbarkeit" diskutiert. Soll heißen: Wie lang ist der Arm eines Designers oder einer Designerin wirklich? Wo entziehen sich Natur, Technologie oder Mensch seinem Zugriff?

Es geht aber auch ein bisschen leichtfüßiger. Seit Anbeginn Fixstarter sind die sogenannten Passionswege, die wohl einem jeden Design-Week-Stammgast ans Herz gewachsen sind. Im Rahmen dieser Wege bringt das Festival internationale und österreichische Designschaffende mit Wiener Produktionsbetrieben zusammen. Frei von kommerziellen Zwängen wird diskutiert, experimentiert, kreiert und Wissen ausgetauscht. Die Ergebnisse der jeweiligen Zusammenarbeit werden direkt vor Ort in Werkstätten und Geschäftslokalen gezeigt. Mit dabei waren bisher unter vielen anderen die Zinnfigurenmanufaktur Kovar, die Porzellanmanufaktur Augarten, die Kunstanstalt für Kupferdruck Wolfgang und oftmals auch das ehrwürdige Haus J. & L. Lobmeyr.

Wie jedes Jahr sei also empfohlen, sich vorfreudig durch das reichhaltige Programm zu wühlen, einen Design-Wanderplan zu erstellen und loszumarschieren. Ach ja, hilfreich dürfte auch eine digitale Festivalbegleitung sein, nämlich die VDW-App.

Die Vienna Design Week findet vom 22. September bis zum 1. Oktober statt.

Wettbewerb Moving Materials

Rado verleiht anlässlich der Design Week seinen
Rado verleiht anlässlich der Design Week seinen "Moving Materials"-Preis.
Noworriesjustshapes

Die Schweizer Uhrenmarke Rado war von Anbeginn enger Partner der Vienna Design Week mit dem Ziel, junge Talente zu fördern. Dem anlässlich des Festivals über Jahre verliehenen Rado Star Prize folgt nun der Wettbewerb "Moving Materials", den das Studio "No Worries Just Shapes", bestehend aus Lina Schubert und Florentin Berger, mit ihrer Arbeit Quanti Tempi für sich entscheiden konnte.

Es handelt sich um eine im Loop gezeigte 3D-Animation, die 16 Sekunden dauert. Den Gestaltern geht es dabei um bewusste Verfremdungen von Oberflächen, aber auch um eine abstrakte Übersetzung der Farb- und Materialwelten von Rado. Auch die Begriffe "Transrealismus" und "Kurzausschnitte aus Welten" fallen im Zusammenhang mit dem Projekt, das ebenso an ein freakiges Blumenarrangement, Korallen, Lavagestein und Seifenblasen erinnert wie an allerlei Anatomisches. Eine Art Zeiger führt gewissermaßen den Wechsel der Motive durch und soll so unterschiedliche Geschwindigkeiten von Zeit ins Bewusstsein rücken.

In einem Statement der Jury, zu der auch Design-Week-Direktor Gabriel Roland gehörte, heißt es unter anderem: "Die Arbeit besticht durch ihr Spiel aus hypernaturalistischer Materialität und abstrakter Formensprache, untermalt durch eine beinahe greifbare Soundscape. Alle sechs ins Rennen gegangene Animationen werden im Rahmen der Design Week in der Festivalzentrale im Prater zu sehen sein, das Siegerprojekt in der Rado-Boutique in der Wiener Kärntner Straße 18, genauso wie die auf 20 Stück limitierte Uhr True Square Thinline X Vienna Design Week." (RONDO, Michael Hausenblas, 22.9.2023)