Rupert Murdoch ist der Inbegriff des globalen Moguls der traditionellen Medienwelt, jedenfalls war er das bis weit in sein 93. Lebensjahr. Donnerstag gab seine Mediengruppe den Rückzug des Patriarchen aus den Verwaltungs­räten seiner US-Fernsehgruppe Fox und der internationalen Zeitungsgruppe News Corp bekannt.

Rupert Murdoch.
Konzerngründer Rupert Murdoch (92) zieht sich aus den Verwaltungsräten von Fox und News Corp zurück.
REUTERS/Mike Segar

Murdochs ältester Sohn Lachlan, seit 2019 fix als Thronfolger installiert, soll die Gruppe weiterführen. Oder was von ihr noch übrig ist: 2019 verkaufte Rupert Murdoch seine US-Fernseh- und Streamingaktivitäten bis auf die Fox Corp mit Fox News in einem 71-Milliarden-Deal an Disney, auch gegen eine Beteiligung an dem Konzern mit der Maus.

Es ist noch einiges übrig in Murdochs Reich, jenseits des reichweitenstarken, rechtskonservativen TV-Networks: Das britische Boulevardblatt Sun etwa, die New York Post, das global agierende Wirtschaftsmedium Wall Street Journal.

Von Australien aus, wo er von seinem Vater 1953 dessen Zeitungen wie die Adelaide News übernahm, baute Rupert Murdoch über Jahrzehnte mit Geduld und wenig Skrupeln ein globales Medienimperium mit Fokus auf Boulevard.

1969 übernahm er, längst Meinungsmarktbeherrscher in Australien, die britische Wochenzeitung News of the World, später den Boulevardriesen Sun, 1983 dann noch die Qualitätsblätter Times und Sunday Times, er baute Sky und Sky News auf und machte mit seinen Schlagzeilen Politik und Premier­minister; meist konservative, aber auch Sozialdemokrat Tony Blair.

Mit Trump, gegen Trump

In den 1970ern kaufte Murdoch erste Regionalzeitungen in den USA, 1976 die New York Post. 1985 übernahm er erst die Hälfte der Filmgruppe 20th Century Fox. Um US-Fernsehkanäle betreiben zu dürfen, wurde Murdoch US-Staatsbürger. 1986 kaufte er regionale Stationen und baute daraus das TV-Network Fox auf, dem die TV-Welt etwa die Simpsons verdankt.

1996 startete Murdoch Fox News, positioniert als rechtskonservatives Gegenprogramm zu CNN, MSNBC und Co. Extreme Rechtsausleger wie Bill O’Reilly oder Tucker Carlson bereiteten medial den Boden auf für den Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016.

Trump würde Murdochs Fox-Gruppe noch teuer zu stehen kommen. Während sich der Konzernpatriarch und anfängliche Einflüsterer des verhaltensauffälligen Präsidenten längst distanziert hatte, stellten Hosts seines Senders Fox News weiter die Wahlniederlage Trumps 2020 infrage. Produzenten von eingesetzten Wahlmaschinen klagten auf milliardenschweren Schadenersatz. Mit dem ersten, Dominion, einigte sich Fox im Frühjahr 2023 via Vergleich auf 720 Millionen statt geforderter 1,5 Milliarden Euro.

Beileibe nicht die erste schwere Turbulenz auf Rupert Murdochs langer Reise durch die Medienwelt.

2011 stellte er die auflagenstärkste britische Wochenzeitung News of the World von jetzt auf gleich ein. Ihre Journalisten hatten illegal Mailboxen von tausenden Verbrechensopfern, Prominenten wie Hugh Grant, Politikern und Mitgliedern des Königshauses abgehört.

2005 kaufte Murdoch das damals große Social Network Myspace für 580 Millionen Dollar, damals größer als Google, Facebook und Co. 2011 verschrottete er das längst von Facebook abgehängte Network für 35 Millionen Dollar, unter den Käufern: Justin Timberlake.

Wechselhaft ist auch Murdochs Privatleben: Im April 2023 sagte er die gerade angekündigte fünfte Hochzeit ab, er stieß sich an den religiösen Ansichten der früheren Polizei-Geistlichen Ann Lesley Smiths (66). 2022 ließ er sich von Jerry Hall scheiden. Er hat mit seiner zweiten Ehefrau, Schriftstellerin Anna Torv Murdoch Mann, Tochter Elisabeth, geboren 1968, und die Söhne Lachlan (1972) und James (1972). Mit seiner dritten Frau, Managerin Wendy Deng, hat er die Töchter Grace (2001) und Chloe (2003).

Über viele Jahre ließ Murdoch Lachlan und James, zeitweise auch Elisabeth um die Konzernnachfolge rangeln, sehenswert nachempfunden von HBO in der Serie Succession. Der echte Murdoch wird nun als "Chairman emeritus" Lachlan mit guten Tipps versorgen, wie es geht. (Harald Fidler, 22.9.2023)