Unter dem Motto "Pleite wie noch nie" machte das deutsche Satiremagazin "Titanic" erst vor wenigen Tagen auf die finanzielle Misere des Mediums aufmerksam – der STANDARD berichtete. Wenn es nicht gelinge, bis Jahresende 5.000 neue Abos zu verkaufen, dann sei Schluss mit lustig, ließ das Magazin verlauten. Es sei zahlungsunfähig.

Der Aufruf scheint Wirkung gezeigt zu haben: Die Rettungskampagne brachte innerhalb von nur zwei Wochen 6.000 neue Abos, 500 verkaufte Shirts und 34.000 Euro auf dem Spendenkonto, sagte "Titanic"-Chefredakteurin Julia Mateus dem "Spiegel".

Das legendäre "Titanic"-Cover aus dem Jahr 1989.
Titanic/ Kunstmann

"Wir haben unser Ziel erreicht", so Mateus, die sogar von einer "Übererfüllung" des Plans spricht. "Wir sind jetzt erst mal für mindestens ein Jahr safe, Abos und Großspenden sind trotzdem weiterhin willkommen." Grund für die existenziellen Nöte war der Rückgang der verkauften Auflage auf 15.000 Exemplare, während sich die Papier- und Druckkosten verdreifacht hätten, berichtete die "FAZ" kürzlich. Im "Titanic"-Sprech kamen noch hohe Kosten für "seltene Erden für die 'Titanic'-Büropflanzen und Massagesessel für die Chefredaktion" dazu. Dazu hätten sich die Lesegewohnheiten geändert. Onlinesatiremagazine wie "Der Postillion" oder die österreichische "Tagespresse" machen der Zeitschrift Konkurrenz.

Der Heilige Stuhl und Leaks im Vatikan

"Titanic – Das endgültige Satiremagazin" wurde 1979 gegründet. Kontroversen und Rechtsstreitigkeiten gehören zur DNA des Magazins, das monatlich im Titanic-Verlag in Berlin erscheint. Für gehörigen Wirbel sorgte etwa die Juli-Ausgabe 2012, als es um Indiskretionen im Vatikan ging. Auf dem Titelblatt war Papst Benedikt XVI. in einer Soutane zu sehen. Sie war von der Hüfthöhe abwärts mit gelber Flüssigkeit befleckt. Der Titel lautete: "Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!" Auf der Rückseite des Magazins war er von hinten und mit braunen Flecken abgebildet. Das vermutlich legendärste Titelblatt ist aber die "Zonen-Gaby" im Zuge des Mauerfalls im Jahr 1989 mit dem Ausspruch "Meine erste Banane". Das Magazin nahm sich des Bananenmangels in der DDR an.

Das Satiremagazin hatte auch seine Freude mit Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der etwa als "Baby-Hitler" bezeichnete wurde. Auf einem Onlinesujet war Kurz auch im Fadenkreuz zu sehen, versehen mit dem Schriftzug "Endlich möglich: Baby-Hitler töten!". Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelte daraufhin auf Ersuchen des österreichischen Verfassungsschutzes gegen "Titanic" wegen der Aufforderung zu einer Straftat. Die Ermittlungen wurden eingestellt. (omark, 22.9.2023)