zwei Frauen arbeiten zusammen am Laptop
Flexibles und agiles arbeiten soll zu mehr Innovationen im Team führen
Getty Images

Die Jahre seit der Pandemie haben flexiblen Arbeitsweisen einen deutlichen Schub verpasst. Erst kam das Home Office, dann das hybride Arbeiten, jetzt wird auch über kürzere Wochen diskutiert und über empathische Führung. Der Wandel in der Jobwelt ist damit aber noch lange nicht vorbei, sondern im vollen Gange. Das deutsche Zukunftsinstitut – ein Beratungsunternehmen für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen – hat für einen neue Report zu Zukunftstrends in der Arbeitswelt erforscht, wie wir Aufgaben und Menschen künftig im Berufsleben begegnen werden. Wie sollen Führungskräfte kommunizieren? Wie werden neue Technologie den Umgang im Team verändern, und was müssen Beschäftigte bald können? Hier sind fünf Facetten der neuen Arbeitswelt, die besonders an Bedeutung gewinnen.

Digitale Transformation

Mit digitalen Technologien sollen in Unternehmen sowohl bessere Entscheidungen getroffen werden, als auch jegliche Geschäftsprozesse beschleunigt werden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird es immer wichtiger werden, neue Technologien zu implementieren. Besonders häufig ist dabei von Künstlicher Intelligenz (KI) die Rede. Mithilfe von Algorithmen lassen sich repetitive Aufgaben leicht erledigen, oder bürokratische Tätigkeiten schneller durchführen.

Das KI-Empowerment beschreibt laut der Zukunftsstudie den Trend, die Fähigkeiten künstlicher Intelligenz in Unternehmen optimal zu nutzen. Das beinhaltet vor allem, Mitarbeitende richtig zu schulen und auf die technologische Veränderung vorzubereiten. Wichtig werde es außerdem sein, die ethischen Aspekte einer solchen digitalen Lösung mitzudenken.

Aber was bedeutet Ethik in der KI überhaupt? Einerseits müssen Daten geschützt bleiben und andererseits auch sichergestellt werden, dass die automatische Technologie für den richtigen Zweck eingesetzt wird und bei der Interaktion mit dem Menschen nicht diskriminiert. Gleichzeitig verstärken sich dahingehend auch arbeitsrechtliche Fragestellungen. Mit mehr Technologien wird es auch mehr gesetzliche Regularien geben.

Innovative Führung

Wenn Prozesse schneller werden sollen, digitaler und dann auch eine agile Arbeitsweise implementiert werden soll, braucht es freilich auch eine neue Art der Führung. Als zukunftsfähig benennen die Forschenden einen Führungsstil, der auf Zusammenarbeit, Bestärkung, Anpassungsfähigkeit und Werteorientierung gepolt ist.

Für ein agiles Arbeitsumfeld brauche es vor allem den Aufbau von Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Fokus darauf, diese auch richtig zu motivieren. Vor einer großen Herausforderung stehen Unternehmen bereits durch den demografischen Wandel, der sich durch die alternde Gesellschaft und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Altersgruppen bemerkbar macht.

Generational Leadership, also Führung, welche alle Generationen inkludiert, sei ein wichtiges Stichwort für die Zukunft der Arbeit. Erfolgreiches Management von altersgemischten Belegschaften erfordert eine Personalpolitik und Führung, welche die Unterschiede und Bedürfnisse aller Altersgruppen miteinbezieht, heißt es in der Studie. Der Mangel an Arbeitskräften mache es unabdingbar, jede Generation von Menschen in die Teams zu integrieren. Auch hier gelte: Es braucht ständige Weiterbildungen und Entwicklungsmöglichkeiten.

Flexible Organisation

In der digitalen und globalisierten Wirtschaft wird Flexibilität bereits Voraussetzung. Häufig müssen Organisationen schnell auf Veränderungen reagieren oder Projekte schneller abschließen – wer starre Prozesse hat, wird weniger Aufträge haben oder langsamer die Unternehmensziele erreichen. Die sogenannte Technosoziale Arbeitswelt werde laut den Forschenden eine wichtige Rolle dabei spielen, wie wir Entscheidungen treffen. Die Technologie trennt sich demnach aus der Nische der IT_und spielt in allen Gremien einer Firma eine Rolle, Mensch und digitales System verschmelzen sozusagen. "Keine Abteilung bis zur Chefetage wird nur noch von Menschen bestimmt", schreiben die Studienautoren.

Bei Flexibilität gehe es aber laut Studie nicht nur um Technologien. Wie auch schon jetzt werde es immer mehr zum Verschwimmen vom Privaten und Beruflichen kommen. Die schnelllebige Welt wird erfordern, auf Bedürfnisse einzugehen. Bei Betreuungspflichten oder anderen Pflichten müssten mit den_Beschäftigten Lösungen gefunden werden, damit sie trotz der Umstände ihr Potenzial entfalten können.

Agiles Arbeiten

Ähnlich zu einer flexiblen Struktur ist auch das agile Arbeiten. Dabei handelt es sich um eine neue Art der Team-Organisation und des Projektmanagements, die man auch als "anpassungsfähig" bezeichnen kann. Es wird also nicht alles starr im Voraus geplant, sondern Aufgaben immer wieder abgestimmt und besprochen, mit viel Feedback. Schnelle Veränderungen sind in einem agilen Team leichter möglich, als in einem streng geregeltem.

Der Trend Transition Work fordert Firmen heraus, quasi den Weg und nicht das Ziel vor Augen zu haben und Veränderungen als natürlich zu akzeptieren. Es soll keine einmalige Transformation mehr in Unternehmen geben, sondern immerwährendes Umdenken, Anpassung, Veränderung und Verbesserung. Allerdings nicht ohne langfristige Orientierung, schreiben die Studienautoren. Wer als Arbeitgeber keine klare Vision verfolgt, kann bei Mitarbeitenden sogar Burnout auslösen. Führungskräfte aber auch andere Angestellte werden so immer wieder ihre Rollenbeschreibung überdenken müssen und es muss konstant Weiterbildung geben.

Individueller Lebensstil

Lebensstile können durch die Globalisierung und die vernetzte Welt immer individueller und vielfältiger gestaltet werden. Zwar ist das die private Entscheidung eines jeden, allerdings beeinflusst die Vielfältigkeit auch, wie Arbeit geleistet wird und Arbeitgebende in Zukunft ihre Beschäftigten motivieren und binden können. Viele junge Menschen etwa wollen bei der Wahl ihrer Arbeitszeiten und -orte flexibel sein und ihr Leben nicht nach dem Job richten, sondern umgekehrt.

Der Happiness-Approach ist ein Trend, der die Begabungen und Talente von Angestellten in den Vordergrund stellen soll. Wohlbefinden soll intern erreicht werden, ob mit Achtsamkeitsworkshops, kreativen Pausenräume oder flexible Arbeitszeiten. Auch Personalabteilungen sollten Menschen ganzheitlich betrachten. Das Human Companion­ship soll eine Abkehr von den bürokratischen Abhandlungen in der HR_bedeuten. Stattdessen sollen Mitarbeitende auf ihrem Karriereweg begleitet und auch mehr auf die betriebliche Gesundheit der Teams geachtet werden. (Melanie Raidl, 22.11.2023)