Frankreichs neuer Premierminister: Gabriel Attal.
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Paris – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Bildungsminister Gabriel Attal für den Posten des Ministerpräsidenten ernannt. Wie eine offizielle Erklärung des Präsidialamtes am Dienstag bestätigte, soll der 34-Jährige der am Montag zurückgetretenen Regierungschefin Elisabeth Borne (62) nachfolgen. "Ich weiß, dass ich auf Ihre Energie und Ihr Engagement zählen kann, um das von mir angekündigte Projekt der Wiederbewaffnung und Regeneration umzusetzen", schrieb Macron an Attal bereits zuvor informell auf der Plattform X.

Attal, der eine steile Karriere vorzuweisen hat, wird damit der jüngste und der erste offen homosexuelle Ministerpräsident in der Geschichte der französischen Republik. Er gilt als enger Vertrauter Macrons. Als Regierungssprecher erlangte er zu Zeiten der Covid-Pandemie landesweit Bekanntheit (2020-2022). Nach einem Zwischenstopp im Finanzministerium als beigeordneter Minister wurde er im Vorjahr zum Bildungsminister ernannt. Dort machte er mit Vorstößen, wie der Verbannung des Abaya-Schleiers für Musliminnen aus Schulen, auf sich aufmerksam. Das sorgte vor allem im rechten Lager für Zuspruch für Attal, der bis 2016 bei den Sozialisten (PS) war und sich im Jahr 2017 der damals neuen Partei En Marche! (heute: Renaissance) von Macron anschloss, und verhalf dem moderaten Sozialdemokraten zu dem Ruf, auch mit Vertretern anderer politischer Lager diskutieren zu können.

Der Personalwechsel gilt als Schachzug Macrons im Jahr der Europawahl. In Umfragen lag seine Partei zuletzt acht bis zehn Prozentpunkte hinter der Bewegung der weit rechts stehenden Oppositionschefin Marine Le Pen. Seit Wochen hatte es in den französischen Medien anhaltende Spekulationen über eine Regierungsumbildung gegeben. Die Amtszeit von Borne, die als wenig charismatisch galt, war von der ungeliebten Rentenreform geprägt gewesen.

Attal genießt dagegen hohe Beliebtheitswerte: Einer Ipsos-Umfrage vom Dezember zufolge ist Attal in den vergangenen Monaten zu einem der beliebtesten Politiker im Land aufgestiegen. Sein langjähriger ehemaliger Partner ist Stéphane Séjourné, ebenfalls ein Politiker aus dem Macron-Lager. Naben seiner Funktion als Generalsekretär der Renaissance-Partei ist Séjourné Abgeordneter zum Europäischen Parlament und leitet dort die liberale Fraktion Renew Europe. (APA, red, fmo, 9.1.2024)