Ihre Stärke, sagte Rachida Dati bei der Amtsübergabe am Freitag, sei ihre "Kampfeslust" – und diese werde sie in den Dienst der Kultur stellen. Dass die 58-Jährige, deren Ehrgeiz landesweit bekannt ist, bei der Regierungsumbildung von Emmanuel Macron zur französischen Kulturministerin ernannt wurde, gilt als Coup des Präsidenten. Denn Dati ist bislang eines der prominentesten Gesichter der rechten, oppositionellen Républicains gewesen. Dass sie das Lager wechselt, ist auch deshalb pikant, weil Dati politische Überläufer einst als Verräter ohne Rückgrat bezeichnet hatte.

Rachida Dati
Rachida Dati wurde zur neuen französischen Kulturministerin ernannt – sie soll Stimmen vom rechten Lager holen.
AFP/BERTRAND GUAY

Bis zu ihrer jetzigen Beförderung war sie Bezirksbürgermeisterin des siebenten Pariser Arrondissements und Oppositionsführerin im Stadtrat gewesen. Auch auf Bundes- und EU-Ebene kann sie reichlich Erfahrung vorweisen. Zu Beginn der 2000er-Jahre arbeitete sie sich im Lager von Nicolas Sarkozy hoch. Als dieser 2007 bei der Präsidentschaftswahl antrat, ernannte er Dati zur Sprecherin seiner Kampagne.

Von 2007 bis 2009 war sie unter Präsident Sarkozy Justizministerin, ehe sie einer Kabinettsumbildung zum Opfer fiel. Danach war sie zehn Jahre lang Abgeordnete des Europäischen Parlaments, bis sie 2020 – ohne Erfolg – versuchte, Pariser Bürgermeisterin zu werden. Um Dati für sich zu gewinnen, soll Macron ihr Unterstützung für eine weitere Kandidatur 2027 zugesichert haben.

Familiärer Druck

Dati, deren Eltern aus Marokko und Algerien stammen, heiratete 1992 laut eigenen Aussagen aufgrund von Druck durch ihre Familie einen Mann, "mit dem sie nichts teile". Kurz darauf sorgte sie dafür, dass die Ehe annulliert wurde.

2009 wurde sie Mutter einer Tochter. Den Namen des Vaters verriet sie nicht, was zu allerlei Spekulationen führte – auch Sarkozy wurde dabei genannt. 2012 ordnete ein Gericht auf Datis Betreiben einen Vaterschaftstest beim Unternehmer Dominique Desseigne an. Diesen verweigerte der Multimillionär, sodass das Gericht ihn zum Vater erklärte und zu Unterhaltszahlungen verurteilte.

Mit der streitbaren Konservativen und weiteren Personalrochaden ist die Regierung nach rechts gerückt. Dass gegen Dati ermittelt wird, war Macron offensichtlich egal. Ihr werden "passive Bestechung" und "Verschleierung von Amtsmissbrauch" wegen möglicher Gefälligkeitsdeals für den Autokonzern Renault-Nissan in ihrer Zeit als EU-Abgeordnete vorgeworfen. (Kim Son Hoang, 12.1.2024)