Der Mensch, wie ihn die Natur hat werden lassen: hier bei
Der Mensch, wie ihn die Natur hat werden lassen: hier bei "Shared Landscapes" mit Tuba auf der Wiese.
Sarah Imsand

Mückenspray einpacken! So lautete die Devise, als letztes Jahr im Rahmen der Berliner Festspiele das Theater- und Kunstprojekt Shared Landscapes stattgefunden hat. Denn Schauplatz des Ganzen war ein Brandenburger Waldstück, eine gute halbe Bahnstunde entfernt von Berlin.

In kleinen Gruppen, ausgestattet mit Kopfhörern und Decken, bewegten sich die Besucherinnen und Besucher auf einem festgelegten Parcours durch die Natur, erlebten Theater, Tanz oder Performances, konnten Texte lesen, Filme sehen – immer mit einem klar definierten Überthema: dem Verhältnis von Mensch und Natur. Einer Beziehung, die von Gewalt und Ausbeutung ebenso geprägt ist wie von Idealisierung und Sehnsucht (Stichwort: der Deutschen Wald).

Audiotouren und Picknicks

Normalerweise, erzählte Caroline Barneaud, die das Konzept gemeinsam mit Stefan Kaegi entwickelt hat, würden für Theaterproduktionen Elemente aus der Natur auf die Bühne transferiert. Das wollten die beiden umkehren und Elemente des Theaters in die Natur bringen: Die Natur wird zur Akteurin, das Publikum Teil der Inszenierung. Im Rahmen des Festivals Tangente St. Pölten werden die Shared Landscapes nun nach Niederösterreich transferiert, und auch hier sind es sieben Künstlerinnen respektive Künstlergruppen, die unterschiedlichste Inszenierungen beisteuern: musikalische Skulpturen, Klangkreationen, choreografische Audiotouren, subvertierte Picknicks oder philosophische Theaterstücke.

Von den Gelsen bleibt das St. Pöltener Publikum hoffentlich verschont. In den Genuss der makellosen Akustik des Waldes, von der Berliner Besucherinnen schwärmten, kommt es aber sicher. (hein, 12.1.2024)