Birkenkaugummi Steinzeit
Prähistorischer Birkenkaugummi verrät Details über die Steinzeit.
AFP/Stockholm University/VERNER

Dass Kaugummi Jahrhunderte von Jahren nicht verrottet, wie es viele in der Kindheit gelernt haben, stimmt nicht. Nach etwa fünf Jahren beginnt die langsame Zersetzung, was ein Ausspucken auf der Straße oder in freier Natur natürlich nicht besser macht. Aber es gibt auch Ausnahmen. Aus der Steinzeit gibt es diverse kaugummiartige Funde, die sogar hunderttausende Jahre und mehr überdauert haben. Und diese sind für die Wissenschaft äußerst spannend.

Birkenpech als Gummi

Bei der Substanz, die unter anderem bei archäologischen Ausgrabungen in Huseby Klev bei Göteborg entdeckt wurde, handelt es sich genau genommen um Birkenpech. Dieses entstand ursprünglich wohl zufällig beim Verbrennen von Birkenrinde, erwies sich aber schnell als populär – etwa um es als Kleber für Werkzeuge und Waffen zu nutzen. Um es richtig formen zu können, wurde es zerkaut.

Die vor 30 Jahren gefundenen Proben aus Schweden, die vor 10.000 Jahren von Jugendlichen benutzt wurden, sind schon mehrfach untersucht worden. Eine neue Studie wirft nun neues Licht auf die Ernährung und Mundgesundheit in der Steinzeit. Die Untersuchung des Erbguts habe ergeben, dass die Ernährung der Steinzeit-Teenager Rotwild, Forellen und Haselnüsse umfasste, erklärt Anders Götherström, Ko-Autor des im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlichten Papers. Auch seien Spuren von Äpfeln, Ente und Fuchs festgestellt worden.

Oder doch zum Spaß gekaut?

Die Fundstücke sind mit Speichel vermischt und zeigen deutliche Zahnabdrücke. Ob das Birkenpech ausschließlich zerkaut wurde, um es als Kleber für Werkzeuge und Waffen zu verwenden, ist unklar. Die Menschen könnten die Stücke auch gekaut haben, "weil sie es mochten oder weil sie dachten, dass sie einen medizinischen Zweck haben", sagte Götherström. "Es gab mehrere Kaugummis, und sowohl Männer als auch Frauen kauten sie. Die meisten von ihnen scheinen von Teenagern gekaut worden zu sein."

Im Jahr 2019 hatte sich bereits eine Studie mit dem genetischen Profil der Menschen befasst, die die "Kaugummi"-Proben im Mund hatten. In der jetzigen Studie konnten Götherström und sein Team von Paläontologen der Universität Stockholm anhand der DNA Teile der Ernährung, aber auch der Zahngesundheit der Kauenden bestimmen.

Steinzeitliche Karies

Die Analyse zeigt: Karies dürfte keine moderne Zivilisationskrankheit, sondern wohl auch in der Steinzeit weitverbreitet gewesen sein. Wohl 70 bis 80 Prozent der Menschen, die in Jäger- und Sammlergruppen organisiert waren, dürften von Kariesbefall betroffen gewesen sein. Darauf deutet auch der Fund in Schweden hin.

In einem von einer Jugendlichen gekauten Stück fanden die Forscher eine Reihe von Bakterien, die auf einen schweren Fall von Parodontitis hinwiesen. Aber auch andere Bakterien, die die Kariesbildung beschleunigen, waren zu finden. Die betroffene Frau dürfte dem Forscher zufolge ihre Zähne kurz nach dem Kauen des Gummis verloren haben. "Es muss auch wehgetan haben." (APA, red, 24.1.2024)