Soldaten auf Balkon über Bahnsteig
Soldaten nach dem Angriff am Bahnhof Gare de Lyon.
AP/Christophe Ena

Paris – Ein offensichtlich psychisch kranker Mann hat am Samstag im stark frequentierten Pariser Fernbahnhof Gare de Lyon einen Menschen schwer und zwei Menschen leicht mit einem Messer verletzt. Der Angreifer, ein 32-jähriger Mann aus Mali, wurde festgenommen und werde nun von den Ermittlern verhört, teilte die Staatsanwaltschaft am Sonntag mit. Ein Motiv für die Tat an einem wichtigen Fernverkehrsknotenpunkt in der französischen Hauptstadt sei bisher nicht bekannt, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Sechs Monate vor Start der Olympischen Spiele in Paris wirft der Angriff erneut die Frage der Sicherheit in der Stadt auf.

Der Angreifer sei am Samstag um kurz von 8.00 Uhr mit einem Messer und einem Hammer auf Reisende losgegangen. Sicherheitspersonal der Bahn habe den Mann überwältigt. Der Schwerverletzte habe einen Messerstich in den Bauch erhalten und sei operiert worden. Sein Zustand habe sich "stabilisiert", er befinde sich jedoch weiterhin in Lebensgefahr, sagte Polizeipräfekt Laurent Nuñez bei einer Pressekonferenz. Wie die Zeitung "Le Parisien" berichtete, setzte der Angreifer zunächst auf einer Rolltreppe seinen Rucksack in Brand, ehe er die Menschen attackierte.

Ermittlungen laufen

Wie Nuñez am Tatort sagte, gibt es keinen Hinweis auf eine Terrortat. Der Angreifer sei allem Anschein nach psychisch krank, bei ihm seien auch entsprechende Medikamente gefunden worden. Bei dem Mann sei eine Terminvereinbarung für eine psychiatrische Klinik im italienischen Turin gefunden worden. Der 32-Jährigen halte sich seinen Papieren zufolge seit 2016 legal in Italien auf, sagte Nuñez.

Die Ermittler interessieren sich nun vor allem für ein noch zu verifizierendes Profil im Onlinedienst TikTok, das unter dem Namen des Mannes angelegt wurde. In einem dort veröffentlichten, auf den 2. Dezember 2023 datierten Video schreibt der Konteninhaber: "R.I.P. in drei Monaten, möge Allah mich in seinem Paradies willkommen heißen". In anderen Videos drückt der Urheber seinen Groll gegenüber Frankreich aus und bezieht sich dabei auf die französische Militärintervention in Mali.

Mehrfach Angriffe in Pariser Bahnhöfen

Der Gare de Lyon ist der am stärksten frequentierte Fernbahnhof von Paris, von wo aus unter anderem die Züge in Richtung Südfrankreich abfahren. Zu dem Angriff kam es in einer Wartehalle im Untergeschoss des Bahnhofs.

In Pariser Bahnhöfen hatte es bereits mehrfach Angriffe auf Reisende gegeben, die aber keinen terroristischen Hintergrund hatten. Ende Oktober schossen Polizisten in einem S-Bahnhof eine Frau nieder, die mit einer Explosion gedroht hatte. Vor rund einem Jahr setzten Beamten am Gare du Nord einen Angreifer mit Schüssen außer Gefecht, der zuvor sechs Menschen mit einem Messer verletzt hatte. Im Februar 2022 erschossen Polizisten in dem Bahnhof bereits einen Mann, der sie mit einem Messer bedroht hatte.

Sicherheitsfrage vor Olympischen Spielen

In Frankreich und insbesondere in Paris ist die Sorge vor Terroranschlägen und sonstigen Attacken allgegenwärtig. An sensiblen Stellen patrouillieren regelmäßig bewaffnete Militärkräfte. Nach dem tödlichen Messerangriff eines jungen Islamisten auf einen Lehrer in Nordfrankreich im Oktober war die höchste Terrorwarnstufe im Land verhängt worden. Mitte Jänner war die Warnstufe aber wieder herabgesetzt worden.

Sicherheitsfragen hinsichtlich der Olympischen Spiele stellten sich besonders, nachdem ein radikaler Islamist Anfang Dezember nahe dem Eiffelturm einen Deutschen getötet und zwei weitere Menschen verletzt hatte. Unweit des Anschlagsorts ist im Sommer die Eröffnungsfeier der Spiele geplant, wozu entlang der Seine unter freiem Himmel riesige Zuschauermassen erwartet werden. Rund 300.000 Menschen insgesamt könnten die Zeremonie verfolgen, kündigte Innenminister Darmanin an. (APA, 3.2.2024)