Gault Millau Lizenzstreit Deutschland
Der Restaurantführer Gault-Millau ist in Deutschland in einen ausgedehnten Streit involviert. Die österreichische Ausgabe ist davon aber nicht betroffen.
Foto: Kevin Recher

Der Restaurantführer Guide Michelin gilt als international wichtigste und einflussreichste Richtschnur, wenn es um die Bewertung von Restaurants geht. Daneben gibt es nur wenig Konkurrenz mit ähnlichem Prestige und Impact. Was Österreich betrifft, konnten sich Gault-Millau und Falstaff als angesehene Lokal- bzw. Weinführer behaupten. Denn es gibt keinen eigenen österreichischen Guide Michelin. Aber dazu später mehr.

Zahlung und Bewertung

Nun ist der deutsche Gault-Millau-Ableger in einen handfesten Streit verwickelt. Wie zahlreiche Medien berichten, hat der Mutterkonzern in Frankreich dem deutschen Partner Henris Edition die Lizenz entzogen. Das heißt, Henris darf unter dem Markennamen Gault-Millau keinen Restaurant- und Weinführer mehr publizieren. Aus Paris heißt es, die deutsche Ausgabe verwende "ein Bewertungssystem sowie Geschäftspraktiken, die in keiner Weise die Standards, die Ethik und die Werte widerspiegeln, für die unsere Marke seit ihrer Gründung steht". Das teilte eine PR-Agentur im Auftrag des Gourmetführers Gault-Millau mit.

Der deutsche Lizenznehmer verzichtete als einziger weltweit auf das Punktesystem. Gault-Millau vergibt im Gegensatz zu Michelin nämlich Hauben und Punkte statt Sterne. In Österreich gibt es acht Restaurants, die mit der Höchstauszeichnung von fünf Hauben bedacht wurden, unter anderem die Lokale Steirereck, Konstantin Filippou und Obauer. Außerdem kündigte Henris Edition an, Leserinnen und Leser in die Bewertung von Restaurants einbeziehen zu wollen. "Wir distanzieren uns klar von solchen Praktiken, die geeignet sind, sowohl Branchenprofis als auch die breite Öffentlichkeit zu täuschen", heißt es aus Frankreich.

Die Franzosen sollen die Zusammenarbeit mit dem Verlag bereits im November gekündigt haben. Dies sei die "die unmittelbare Folge eines Zahlungsausfalls und der Verletzung weiterer vertraglicher Verpflichtungen". Der Verlag, der in München seinen Sitz hat, mache seither aber weiter. Der deutsche Herausgeber Hans Fink weist die Vorwürfe zurück. "Wir haben die deutsche Lizenz bis 2025 voll bezahlt – für uns als kleiner Verlag eine Kraftanstrengung", heißt es von Henris Edition gegenüber der "Welt". Damit widerspreche man den Vorwürfen aus Frankreich. Diese seien substanzlos und rufschädigend, man wolle rechtliche Schritte einleiten. Der Münchner Verlag hat die Lizenz erst 2020 von Burda Media übernommen. Laut Henris Edition will man den Vertrag konform erfüllen und einen neuen Restaurantführer im Herbst veröffentlichen.

Österreich und sein eigenes Süppchen

Auf Österreich hat der Lizenzstreit keinerlei Auswirkungen. Hierzulande gibt es andere Streitigkeiten: Gault-Millau wie Falstaff wehren sich gegen eine geplante Förderung durch den Staat, um den Restaurantführer Guide Michelin wieder nach Österreich zu holen. Die Förderung soll sich auf knapp eine Million Euro belaufen. Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam und die Gault-Millau-Herausgeber Martina und Karl Hohenlohe sehen darin eine "Wettbewerbsbenachteiligung". Seit Jahren gibt es keinen eigenen Österreich-Führer, es werden nur Lokale in Wien und Salzburg in der Ausgabe "Main Cities of Europe" bedacht. Ab 2025 könnte der Lokalführer wieder erscheinen. (rec, 12.2.2024)