Es ist ein sehr stimmiges Bild vom Bahnwesen im Burgenland, das man sieht, kurz nachdem man mit dem Zug in Ebenfurth eingefahren ist. Da sitzt man nämlich minutenlang im stehenden Zug, und das Einzige, was sich vor dem Fenster bewegt, ist der Triebwagenführer, der von einem Zugende zum anderen geht, weil der Zug in Ebenfurth gewendet werden muss. Damit nicht weiterhin eine der modernsten Bahntrassen des Burgenlandes ein Radweg ist, war der Ausbau der Schleife Ebenfurth geplant. Dadurch würden Züge aus Wien um elf bis 20 Minuten schneller etwa in Eisenstadt, Deutschkreutz oder auch in Neufeld sein.

Der Triebwagen der Raaberbahn.
Es soll künftig schneller gehen mit dem Zug rund um Eisenstadt. So will es die ÖBB, so wollen es die Fahrgäste. Nur, wie die Trasse einer schnelleren Verbindung verlaufen soll, darüber sind sich nicht alle einig.
Guido Gluschitsch

Die Pläne für die Schleife Ebenfurth existieren bereits seit 20 Jahren. Inzwischen liegt eine positive Umweltverträglichkeitsprüfung vor, und der Baubeginn war für 2025 fixiert. Doch wie der ORF berichtet, hat nun eine Bürgerinitiative Einspruch gegen den Bau erhoben – womit sich jetzt das Bundesverwaltungsgericht mit den Plänen beschäftigen muss. Grund für den Einspruch ist, dass die Bahntrasse durch ein Natura-2000-Gebiet führe und dieses komplett entwerte.

Darum schlägt die Bürgerinitiative eine andere Trasse vor, die entlang der Autobahn A3 führt – und ebenfalls durchs Natura-2000-Gebiet. Allerdings argumentiert man damit, dass dort eben eh schon die Autobahn den Schaden mache und einer durch Gleise nicht mehr weiter tragisch wäre.

Ackerland und Natura-2000-Gebiet

Bei der ÖBB ist man von diesen Plänen nicht begeistert. Die Strecke der neu zu verlegenden Gleise wäre um ein Vielfaches länger als im bisherigen Plan. Zudem kann man dem Autobahn-Argument wenig abgewinnen, weil der Abstand zur Straße so groß sein müsste, dass in etwa zehnmal so viel "fruchtbares Ackerland" verbaut werden müsste wie auf der anderen Trasse. Und noch ein kostspieliges Detail kommt hinzu.

Die Trasse entlang der Autobahn bräuchte einen neuen Bahnhof am Ortsrand von Hornstein – die Bahnhöfe Neufeld und Ebenfurth wären obsolet. Den Bahnhof Neufeld nutzen vor allem im Sommer viele Menschen, um den gleichnamigen See zu besuchen. Der wäre von einem Bahnhof Hornstein aus zwar nicht mehr in wenigen Minuten fußläufig, doch aber mit dem Rad erreichbar.

Für die Menschen in Hornstein wäre der Bahnhof am Ortsrand aber ein deutlicher Gewinn. Denn die Menschen, die aus dem Ort mit dem Zug nach Wien pendeln, fahren meist nicht in den Nachbarort Neufeld, sondern mit dem Auto in das viel weiter entfernte Ebreichsdorf – wo man vor kurzem einen neuen Bahnhof mit einem riesigen Parkplatz in Betrieb genommen hat. Grund für den Umweg mit dem Auto nach Niederösterreich ist, dass man so bis zu eine halbe Stunde Zeit sparen kann und sich den Anblick des stimmigen Bildes des Bahnwesens im Burgenland erspart. (glu, 6.3.2024)