Robert De Niro und Leonardo DiCaprio in der Apple-Produktion "Killers of the Flower Moon."
AP/Melinda Sue Gordon

Apple TV+ ist der letzte große Streamingdienst, der kein werbegestütztes Abo anbietet. Das scheint sich nun aber zu ändern. Laut einem Bericht von "Business Insider" hat Apple nämlich gerade den Werbefachmann Joseph Cady eingestellt. Dieser war zuvor 14 Jahre lang für NBC Universal tätig und gilt als Spezialist für Werbung im Streamingbereich. So verantwortete Cady die Partnerschaft von NBC Universal mit mehreren Technologieunternehmen, darunter Amazon, Google und Tiktok. Apple hat in den vergangenen Jahren mehrere Führungskräfte aus dem Werbebereich von großen Playern wie NBC, Direc TV, Peacock und anderen Medienunternehmen abgeworben.

Zwar gibt es keine offizielle Bestätigung von Apple, dass ein werbefinanziertes oder zumindest werbeunterstütztes Abo-Modell eingeführt wird, aber laut dem Bericht deuten die Anzeichen sehr stark auf eine baldige Einführung eines solchen Angebots hin. So ist Apple aktuell gerade dabei, ein eigenes Werbenetzwerk rund um Lionel Messi aufzubauen. Der Fußballstar spielt derzeit in der US-Liga, und Apple verkauft aktuell Werbepakete rund um die Liga um bis zu vier Millionen Dollar. Außerdem soll Apple gerade dabei sein, eine dynamische Werbeplattform zu bauen, die es Kunden möglich machen soll, Werbungen on demand ins Programm von Apple TV+ zu schalten, was als weiterer Hinweis auf die kurz bevorstehende Einführung eines Werbe-Abos gedeutet wird.

Apple ist allein

Und: Apple ist aktuell der einzige Streaming-Anbieter ohne ein werbeunterstütztes Abo. Netflix, Disney+ und Max (früher HBO Max) haben bereits derartige Streaming-Angebote im Programm. Auch Amazon Prime hat jüngst ein ähnliches Modell eingeführt, aber auf umstrittene Weise: Statt einfach eine billigere Abo-Stufe mit gelegentlicher Werbung einzuführen, hat Amazon das bestehende Prime-Abo schlechter gemacht und spielt nun im regulären Abo Werbung aus, außer man legt drei Euro im Monat extra drauf. Dieser Schritt brachte dem Unternehmen enorm viel Kritik ein. Vor allem die Tatsache, dass Amazon ebenfalls Werbung ausspielt, wird als Hinweis gewertet, dass auch Apple ähnliche Pläne haben könnte. Die Argumentationskette geht so: Lange galt die Annahme, dass Amazon und Apple im Gegensatz zu anderen Streaming-Anbietern keine Werbung benötigen, weil Streaming nur ein Nebengeschäft für die beiden Unternehmen ist. Jetzt, wo Amazon diese Annahme als falsch wiederlegt hat und Werbung ausspielt, müsse Apple quasi nachziehen.

Die selbsternannten Cupertino-Orakel wollen in Apples Preispolitik noch einen Hinweis auf ein Werbe-Abo gefunden haben. Nachdem Apple TV+ die Preise jüngst von 6,99 Dollar auf 9,99 Dollar angehoben habe, bleibt noch Spielraum nach unten – und dieser Platz könne mit einem durch Werbung kofinanzierten Abo gefüllt werden.

Ein Geldgrab

Bei "Gizmodo" geht man sogar einen Schritt weiter und sieht gar das Ende des goldenen Zeitalters des Streamings herandräuen. Die Werbe-Abos seien ein Zeichen dafür, dass sich das reguläre Abo-Modell langfristig nicht rentiere. Wie dem auch immer sei: Apple investiert aktuell Milliarden in sein Streaming-Angebot. Allein im Jahr 2021 soll Apple 6,5 Milliarden Dollar für das eigene Streaming-Portal und dessen Inhalte in die Hand genommen haben. Aktuell kostet die Film- und Serienproduktion Apple etwa eine Milliarde Dollar im Jahr. (red, 12.3.2024)