Maria Lassnig, Selfportrait, 1971.
Maria Lassnig Stiftung / Courte

Ein silbrig-brauner Schimmer umhüllt New York auf vielen Fotos und Kunstwerken, bestenfalls Leuchtreklamen blitzen bunt hervor. Bei Maria Lassnig indes erstrahlt die Metropole in fröhlichem Pastell. Auf Aquarellen fing die Künstlerin jene Stadt ein, in der sie zwischen 1968 und 1980 lebte. Die Bilder sind eine spannende Randnotiz der Ausstellung Maria Lassnig. Selbst als Kamera. Sie wirken wie eine Hommage an jenen Ort, der entscheidenden Einfluss auf ihre Karriere nehmen sollte. In der Filmstadt New York, wie Lassnig sie selbst nannte, besuchte sie einen Zeichentrickkurs und schuf zahlreiche (animierte) Filme.

So erinnern sie an Gedankenblasen

Jene stehen im Fokus der fein kuratierten Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Rhea Tebbich und Hans Werner Poschauko erweitern die Zeichnungen, Gemälde und Filmwerke um Notizen, Archivalien und Skizzen. Viele der Exponate – sie stammen aus der Maria-Lassnig-Stiftung – wurden asymmetrisch angeordnet. So erinnern sie an Gedankenblasen, die das Prozesshafte der Werke widerspiegeln.

In einem Schaukasten finden sich Lassnigs schriftliche Anweisungen für den Umgang mit ihrem Filmnachlass. Im Gegensatz zu den "kanonischen Filmen", die sie zu Lebzeiten veröffentlichte, blieben manche Werke unvollendet in einer Kiste verborgen und wurden für die Schau nun restauriert. So ergibt sich ein intimer Einblick in die Entstehungsweise von Lassnigs Kunst. Ein Bereich widmet sich etwa tierischen Darstellungen mit Hunden oder Raubkatzen. Inspiriert von ihren Werken, insbesondere von Mit einem Tiger schlafen, ist der gleichnamige Film mit Birgit Minichmayr, der tiefer in Lassnigs Leben in der männerdominierten Kunstwelt blickt (Start: 12. April).

Rücken wie Brett

Ein anderer Bereich zeigt abstrakte Filzstiftzeichnungen für den Film Chairs. Darin lässt Lassnig Holzsessel zur Musik tanzen und unterzieht diese einer Metamorphose. Auf einem Sessel sitzend und "weil der Rücken sich wie ein Brett anfühlt", kam Lassnig die Idee, körperliche Zustände und Empfindungen malerisch einzufangen. 1970 gab sie diesem Konzept den Namen "Body Awareness" und entwickelte es auf Bewegtbildebene weiter.

Davon zeugt auch Selfportrait, in dem sich bizarre Formen der Selbstdarstellung zur experimentellen Zeichentrickmontage verdichten. Der Kurzfilm zeigt die Künstlerin wahlweise mit Brett vor dem Kopf, als technische Maschinerie oder Kamera. In jedem Fall blickt man durch die Linse der Künstlerin, denn Lassnig besaß die spezielle Gabe, sich selbst und andere nie zum Betrachtungsobjekt zu machen. Eine leichtfüßige Ausstellung. (Patricia Kornfeld,1.4.2024)