Warum ist die Stimmung in der heimischen Wirtschaft so schlecht? Hier kommen einige Faktoren zusammen, wie Holger Bonin vom Institut für Höhere Studien (IHS) am Montag in der "ZiB 2" aufzählt: Die Zinsen sind hoch, die Inflation hat die Wettbewerbsfähigkeit reduziert. Und vielleicht orientiere man sich auch an deutschen Unternehmen, da sei die Stimmung und die Lage viel schlechter als hierzulande. Österreich leide unter den hohen Energiepreisen, unter der Wachstumsschwäche im Euroraum. Okay, das klingt schon alles recht düster, aber was kann man tun? "Zunächst einmal: keine Panik", beruhigt der Wirtschaftsforscher. Die Wirtschaftsdaten sollten bald nach oben gehen, tröstet er.

Wirtschaftsforscher Holger Bonin war Montagabend Gast in der
Wirtschaftsforscher Holger Bonin war am Montagabend Gast in der "ZiB 2".
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Schnelle Maßnahmen sollte man nur da ergreifen, wo es die Wirtschaft besonders hart getroffen habe, Stichwort: Baugewerbe. Und: Es gehe auch darum, "ein paar Signale zu setzen, die Vertrauen schaffen". Ja eh – und welche? Für Unternehmen eine Absenkung der Lohnnebenkosten. Sollte die Wirtschaft auch in der zweiten Jahreshälfte nicht in die Gänge kommen, dann empfiehlt er Steueranreize für Investitionen. "Aber man sollte vorsichtig vorgehen und erst einmal nicht Panik verbreiten, indem man jetzt ganz, ganz große Programme auflegt."

Und wie soll die Senkung der Lohnnebenkosten finanziert werden? Hier macht Bonin dann doch auf das "besorgniserregende" Budgetdefizit aufmerksam. Und er empfiehlt, "schrittweise" vorzugehen, man werde "jetzt nicht den ganz großen Schritt wagen können". Und was will er der SPÖ und der Forderung nach einer Vermögenssteuer ausrichten? "Eine Vermögenssteuer ist eine Substanzsteuer, die die kleinen und mittleren Unternehmen sehr stark belasten kann", sagt Bonin. Das führe möglicherweise zu einer Verunsicherung. Er mahnt hier zur Vorsicht. Beim Thema Inflation rechnet das IHS dieses Jahr mit einer Inflationsrate von im Schnitt 3,5 Prozent, im nächsten Jahr "nähern wir uns dann den zwei Prozent an".

ZIB 2: IHS-Direktor Bonin: Wege aus der Wirtschaftsflaute
Wie kommt Österreich aus dem aktuellen wirtschaftlichen Tal der Tränen wieder heraus? Holger Bonin, Direktor am Institut für Höhere Studien (IHS), zeigt Perspektiven auf.
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"Verzichtet auf teure Wahlzuckerln"

Befriedigend sei das nicht, sagt der Wirtschaftsforscher. Die gute Nachricht sei, dass die Löhne "eben auch sehr stark gestiegen sind und deshalb die Realeinkommen in diesem Jahr deutlich steigen werden". Die Verbraucherinnen und Verbraucher würden merken, dass sie von ihrem Geld wieder mehr kaufen könnten. Die Preise blieben höher als vor dem Inflationsschock. "Viele Menschen brauchen eine Weile, sich daran zu adjustieren, dass das Brot jetzt eben viel mehr kostet als vielleicht noch vor zwei Jahren, und bis sie merken, dass zwar das Brot teurer ist, aber dass sie gleichzeitig eben noch höheres Einkommen verfügbar haben."

Vom Brot geht dann das Gespräch noch in Richtung Süßes – "die Gefahr von teuren Wahlzuckerln gibt es immer", sagt der Wirtschaftsforscher, bis jetzt habe sich die Regierung relativ zurückgehalten. Er gibt der Regierung noch einen Tipp fürs Stammbuch: "Verzichtet bitte auf teure Wahlzuckerln, ihr könnt es euch nicht leisten." (Astrid Ebenführer, 2.4.2024)