Eileen Campbell will auch gegen Deutschland jubeln.
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Und wieder einmal beginnt's in Linz. Am Freitag (20.30 Uhr live, ORF 1) startet Österreichs Frauennationalteam gegen Deutschland in die EM-Qualifikation. Eines vorweg: Deutschland ist Favorit, Österreich ist es demnach nicht. Und dennoch geht das Team von Chefin Irene Fuhrmann mit Zuversicht in die Auftaktpartie der Gruppe A4. Bereits davor duellieren sich mit Island und Polen die beiden weiteren Gruppengegnerinnen.

Fuhrmann musste schon im Vorfeld eine Hiobsbotschaft verkraften: Mit Sarah Zadrazil und Katharina Naschenweng können zwei absolute Stammkräfte nicht mitwirken, beide sind verletzt. "Das tut jedem Team weh", sagte die Teamchefin im Vorfeld. Für Naschenweng, die bei den Bayern eine fantastische Saison spielt, rückte Laura Wienroither ins Aufgebot. Wienroither spielte gar keine Saison, die Oberösterreicherin zog sich im Mai 2023 einen Kreuzbandriss zu und meldete sich erst kürzlich wieder fit zurück. Ob die 25-Jährige gegen Deutschland in der Startaufstellung stehen würde, ließ Fuhrmann nicht durchklingen.

Cool

Vom Rahmen zeigte man sich im Vorfeld begeistert. Kapitänin Sarah Puntigam: "Ein cooler Gegner, ein noch cooleres Stadion, das wird ein großes Highlight für uns alle werden. An einem guten Tag können wir mit Deutschland mithalten, das haben wir bei der Euro 2022 gesehen." Bei der Euro in England musste man sich nach ansprechender Leistung im Viertelfinale 0:2 geschlagen geben, mittlerweile wiegt der Stolz über die Leistung mehr als die Enttäuschung über das Ausscheiden.

Teamchefin Irene Fuhrmann muss ihr Team auf eine harte Nuss einstellen.
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Es braucht also einen guten Tag in Linz. Denn Deutschland hat jedenfalls sein Selbstvertrauen wiedergefunden: Mit einem 2:0 über die Niederlande qualifizierte sich das Team von Horst Hrubesch im Februar für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris. Das ist Zukunftsmusik, in der Gegenwart, also in Linz, muss Hrubesch auf Kapitänin und Tormaschine Alexandra Popp verzichten. Das ist sicher kein Nachteil für Österreich. Gewonnen ist damit freilich noch gar nichts. Und doch weiß man auch bei den Nachbarinnen, worauf es am Freitagabend ankommen wird: "Es wird eine gewisse körperliche Härte geben", kündigte Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf an.

Zinsberger in der Pflicht

Gegen höher eingeschätzte Teams kommt es wie so oft vor allem auf eine stabile Defensive und eine starke Torfrau an. Ganz hinten, also im Tor, muss sich Manuela Zinsberger beweisen. Die 28-jährige Niederösterreicherin zeigte in der jüngeren Vergangenheit nicht die konstantesten Leistungen, kommt aber mit Selbstvertrauen ins Team: Am Ostersonntag holte sie mit ihrem Verein Arsenal den League Cup, ließ beim 1:0-Sieg nach Verlängerung über Chelsea keinen Treffer zu. Das soll auch gegen Deutschland gelingen.

Denn bislang ist gegen die Favoritinnen noch nicht viel gelungen: Ein Punkt oder Sieg gegen Deutschland wäre eine Premiere, nachdem es auch in zwei Tests 2016 (2:4) und 2018 (1:3) auf deutschem Boden Niederlagen gesetzt hatte. "Die Kräfteverhältnisse sind ganz klar. Aber auch wenn Deutschland qualitativ über uns zu stellen ist, wollen wir das Bestmögliche rausholen", sagte Trainerin Fuhrmann. Jeder Punktgewinn sei für ein positives Resümee aber nicht zwingend nötig: "Wenn wir das Spiel verlieren sollten und eine gute Leistung bringen, können wir trotzdem Selbstvertrauen mitnehmen für das Spiel in Polen." Am Dienstag folgt mit der Auswärtspartie in Gdynia nämlich schon das zweite Spiel der Gruppe. Für den Schlager gegen Deutschland waren am Donnerstag 6.500 Tickets abgesetzt, man erhoffte sich, dass noch mehr Fans den Weg ins Stadion finden werden.

Ein großes Kennenlernen ist vor der Partie nicht notwendig, der Großteil von Fuhrmanns Team spielt in der deutschen Bundesliga. Der Weg dorthin scheint der logischste für eine österreichische Fußballerin. Auch Kapitänin Puntigam kickte lange dort, mittlerweile ist sie für Houston Dash in den USA tätig. "Man kennt viele Spielerinnen. Das spornt uns natürlich an. Und dass wir die große Schwester Deutschland natürlich ein bisschen ärgern wollen", sagte die 31-Jährige. (Andreas Hagenauer, 5.4.2024)