Der Franzose Kylian Mbappe möchte die Zeit in Paris mit dem ganz großen Titel abschließen.
AFP/FRANCK FIFE

Den spektakulärsten Sieg als Barcelona-Coach hat Luis Enrique vor dem Wiedersehen mit dem Ex-Klub als unwichtig abgetan. "La Remontada" – das legendäre 6:1 der Katalanen gegen Paris Saint-Germain – "hat uns nicht geholfen, die Champions League zu gewinnen", sagte der nun bei den Franzosen werkende Spanier. Sieben Jahre danach trifft PSG im Viertelfinale der Königsklasse wieder auf Barça. Das Hinspiel geht am Mittwoch (21.00 Uhr/live Sky) im Pariser Prinzenpark in Szene.

Sabitzer gegen das Ungeheuer

Borussia Dortmund mit ÖFB-Legionär Marcel Sabitzer will ganz woanders, nämlich in Madrid, den Grundstein zum erstmaligen Aufstieg ins Halbfinale seit 2013 legen. Bei Atletico (21.00 / live ServusTV) erwartet die Deutschen aber eine unangenehme Aufgabe. "Denen ist es egal, wie sie spielen. Hauptsache, sie gewinnen", sagte BVB-Stürmer Karim Adeyemi über die Elf von Langzeitcoach Diego Simeone. Nicht nur die gut 70.000 Zuschauer im Estadio Metropolitano könnten für die Spanier von Vorteil sein. Wegen des spanischen Cup-Endspiels hatte Atletico ein spielfreies Wochenende. Dortmund unterlag in der Bundesliga daheim Stuttgart 0:1, ist nur Fünfter.

Trotzdem sehen alle Verantwortlichen gegen das knochenharte Atletico, das alles Erlaubte und Unerlaubte für den Sieg tun wird, eine 50:50-Chance auf das Halbfinale. "Wir müssen robust sein, müssen uns wehren", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. "Atletico ist ein kleines Monster in K.-o.-Spielen", sagte Trainer Edin Terzic. 2014 und 2016 stand das "Ungeheuer" sogar im Champions-League-Finale – es verlor jeweils hochdramatisch gegen den nicht geschätzten Stadtrivalen Real. Seitdem hat sich die Mannschaft stark verändert, sie ist aber für den BVB-Trainer weiters "ein sehr starker Gegner". Einer, den die Borussia 2018 allerdings auch mit 4:0 aus dem Stadion geschossen hat.

Beide Teams finden sich auf der Zielgeraden der Saison in einer ähnlichen Lage. Real Madrid, Barcelona und der Emporkömmling FC Girona sind Atletico enteilt, es droht eine Saison in der Europa League. Es sei denn, man gewinnt die Champions League. Selbiges gilt für die Dortmunder.

Der Österreicher Marcel Sabitzer will mit Borussia Dortmund das Match in Madrid unfallfrei überstehen.
IMAGO/Herbertz / Nico Herbertz

Enrique ist stimuliert

Auch das Duell PSG gegen Barcelona sorgte schon im Vorfeld für Emotionen. Von "Hass" schrieb die französische Sportzeitung "L'Équipe" gar über den Beziehungsstatus der beiden Großklubs. Die organisierte Fanszene der Pariser rief dazu auf, den Prinzenpark zu einem "mehr als feindseligen Terrain" für die Gäste zu machen. Wie Luis Enrique den Aufruf mit den martialischen Worten beurteilt, bleibt dahingestellt. Der 53-Jährige spielte acht Jahre als Profi beim FC Barcelona und war ab 2014 drei Saisonen lang Chefcoach. "Gegen Barcelona zu spielen ist für mich aus emotionaler Sicht schwer, aber es ist zugleich stimulierend", sagte Luis Enrique nun.

Er schuf 2017 einen Grund für die große Rivalität. 4:0 siegte Paris im Achtelfinal-Hinspiel gegen Barcelona, der Aufstieg schien nur Formsache. Lionel Messi und Co schlugen im Rückspiel aber zurück, tief in der Nachspielzeit gelang das sechste Tor zum Aufstieg. Im Viertelfinale scheiterte Barcelona dann sang- und klanglos an Juventus Turin. Die Revanche für die Schmach von damals gelang PSG schon 2021. Kylian Mbappe schoss beim vorentscheidenden 4:1 im Achtelfinal-Hinspiel im Camp Nou drei Tore. Die Erinnerungen an 2017 blieben aber bestehen.

Xavi setzt aufs Talent 

Auf dem Platz dürfte es bei der Neuauflage wieder hoch hergehen. Barcelona wartet seit dem Triumph 2015 auf den sechsten Titel im höchsten europäischen Klubbewerb. In der Liga liegt man acht Punkte hinter Real Madrid, in der Copa del Rey kam das Aus schon im Viertelfinale. Trainer Xavi Hernandez wird nach der Saison seinen Posten räumen. Er kenne Luis Enrique sehr gut, merkte er an. "Es ist Zeit, zu träumen und zu zeigen, dass wir mit einem der besten Teams in Europa mithalten können", sagte Xavi. PSG sei "vielleicht Favorit", hielt er fest. Seinem jungen Team mangle es an Erfahrung in dieser Phase. "Aber wir haben viel Talent und Zuversicht."

Aktuell darf Xavi zufrieden sein. Barcelona ist elf Spiele ungeschlagen, in der Meisterschaft kassierte man in fünf Partien kein Gegentor. Nun kommt freilich Mbappe. Für den 25-Jährigen wird es auch eine Einstimmung auf das, was ihn bei einem Wechsel zu Real Madrid erwarten wird. Vorher will er PSG aber zum langersehnten erstmaligen Triumph in der Meisterklasse führen. "Das ist der Moment für die großen Spieler", sagte Mbappe dem Sender "Téléfoot". "Ich bin bereit, und ich werde mich wie immer nicht verstecken." (red, APA, 10.4.2024)