Fatima Hellberg an ihrer nächsten Wirkungsstätte, dem Mumok in Wien.
Fatima Hellberg an ihrer nächsten Wirkungsstätte, dem Mumok in Wien.
APA/MAX SLOVENCIK

Die erste unvorhergesehene Bewährungsprobe musste Fatima Hellberg noch während ihrer Vorstellung als neue Mumok-Chefin meistern: Wie hält sie es mit den Palästinensern? Hat sie je einen offenen Brief in der Sache unterschrieben? Ja, hat sie, keine zwei Wochen nach dem Angriff der Hamas auf Israel – und sie stehe nach wie vor dazu, dass es eine Null-Toleranz-Politik gegenüber zivilen Opfern geben müsse, egal auf welcher Seite. Museen hätten die Möglichkeit, auf einer tieferen Ebene als im schnellen Modus der News-Logik zu reflektieren, "warum wir stehen, wo wir stehen". Kulturstaatsekretärin Andrea Mayer (Grüne) neben ihr mag kurz das Herz in die Hose gerutscht sein. Nichts aber trübte das Lachen beider nachhaltig.

Nicht einmal der Bau, in den die 1986 geborene Schwedin kommendes Jahr einziehen wird und dem sie zuerst eine "monolithische Geschlossenheit" zusprach, ehe sie ihn in Schutz nahm: Seine "bestimmte Schönheit" und "minimalistische Stringenz" erinnerten sie an die Pyramiden. Hellberg wird sich also hoffentlich wohlfühlen, wenn sie aus Bonn, wo sie seit 2019 den Kunstverein leitet, nach Wien übersiedelt! Die Stadt kennt sie schon von Vorträgen an der Akademie der bildenden Künste.

Zur Bewerbung eingeladen

1986 in Stockholm geboren und an der Universität Oxford in Kunstgeschichte und Visuellen Kulturen sowie am Royal College of Art in London in Curating Contemporary Art ausgebildet, ist Hellberg schon viel herumgekommen. Nicht nur in Oxford hat sie später als Lehrende (wieder) vorbeigeschaut, kuratiert hat sie zudem an der Tate Modern in London, in San Francisco, Malmö und Bozen. Texte von ihr sind in Texte zur Kunst, dem Frieze Magazine und Kunstforum erschienen.

2015 übernahm Hellberg die künstlerische Leitung im Künstlerhaus Stuttgart, 2019 wechselte sie an den Kunstverein Bonn. Honoriert wurde ihre Arbeit dort bisher etwa von verschiedenen Vereinen mit den Auszeichnungen "Besondere Ausstellung des Jahres" und "Kunstverein des Jahres". Mayer war nun überzeugt, die Zeit sei "reif für den nächsten Schritt": ein Museum. Hellberg wurde, wie andere auch, von der Findungskommission angesprochen, sich fürs Mumok zu bewerben. Sie wird die jüngste Direktorin eines heimischen Bundesmuseums sein.

"Flow, Offenheit und Austausch" will sie ins Mumok bringen, ihr ist dabei klar: "Nur weil etwas bunt flickert, ist es deshalb nicht offen." (Michael Wurmitzer, 11.4.2024)