Eine Spielzeugfigur steht mit Spitzhacke auf einer symbolischen Bitcoin-Münze
Heuer wurde das Bitcoin-Halving mit besonderer Spannung erwartet.
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Lange hat die Kryptowelt darauf hingefiebert, nun war es endlich so weit: In der Nacht auf Samstag hat die Bitcoin-Blockchain den historischen Block Nummer 840.000 erreicht. Was aus technischer Perspektive relativ unspektakulär klingen mag, hat seit Monaten einen erheblichen Einfluss auf den Kryptomarkt – und jetzt auch auf die Arbeit der Bitcoin-Miner.

Mit der Erreichung des genannten Blocks trat das vierte Bitcoin-Halving in Kraft, was in erster Linie eine signifikante Veränderung der Vergütungsstruktur für das Erstellen (= Mining) von Bitcoins darstellt und auch einige Fragen aufwirft. Was ist da technisch passiert? Wie wirkt sich das auf den Markt aus? Kann man davon profitieren? Gibt es so ein Halving wieder? DER STANDARD beantwortet die wichtigsten Fragen.

Frage: Was passiert überhaupt beim Halving?

Antwort: Aus technischer Sicht ist das Bitcoin-Halving ein fundamentaler Mechanismus innerhalb des Protokolls der Bitcoin-Blockchain. Er zielt darauf ab, die Rate zu verlangsamen, mit der neue Bitcoins erzeugt werden. Dies geschieht durch die Halbierung der Belohnung, die Miner für das Hinzufügen eines neuen Blocks zur Blockchain erhalten. Ursprünglich erhielten Miner 50 Bitcoins pro Block, doch dieser Betrag wird alle 210.000 Blöcke halbiert.

Dieser Vorgang ist direkt im Code von Bitcoin verankert und erfolgt automatisch ohne externen Eingriff. Der Zweck dieses Mechanismus ist es, eine künstliche Verknappung der Währung zu schaffen, ähnlich wie bei Edelmetallen, deren begrenzte Verfügbarkeit den Wert steigern kann. Durch das schrittweise und vorhersehbare Reduzieren der Bitcoin-Ausgabe wird das Gesamtangebot schließlich auf 21 Millionen begrenzt, wodurch Inflation verhindert und langfristige Wertstabilität gefördert werden soll.

Frage: Und welche Auswirkungen hat das Bitcoin-Halving?

Antwort: Auf den ersten Blick stellt das Halving einen kritischen Moment für das Netzwerk dar, weil es die wirtschaftlichen Anreize für Miner verändert. Da die Belohnungen halbiert werden, können die Einnahmen der Miner signifikant sinken, wenn der Bitcoin-Preis nicht entsprechend ansteigt, um diese Reduktion auszugleichen. Dies führt zu einer natürlichen Marktbereinigung, bei der ineffiziente Miner gezwungen sein können, ihre Operationen einzustellen.

Die Anpassung der Mining-Schwierigkeit, die etwa alle zwei Wochen stattfindet, hilft aber, das Netzwerk so zu kalibrieren, dass die durchschnittliche Zeit zur Erstellung eines Blocks bei etwa zehn Minuten bleibt – unabhängig von der Anzahl der Miner und der verfügbaren Rechenleistung. Diese dynamische Anpassung sorgt dafür, dass das Netzwerk auch nach einem Halving weiterhin sicher und funktionsfähig bleibt, selbst wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen für das Mining eben verändern.

Frage: Warum konnte das Datum des Halvings nicht genau vorausgesagt werden?

Antwort: Das exakte Datum eines solchen Ereignisses kann nicht vorab festgelegt werden, weil die Zeit zwischen der Erzeugung der Blöcke im Bitcoin-Netzwerk variieren kann. Obwohl das Protokoll darauf ausgelegt ist, alle zehn Minuten einen Block zu erzeugen, beeinflussen die Gesamtrechenleistung des Netzwerks und die zuvor erwähnte Schwierigkeit des Minings diese Zeit.

Wenn viele Miner aktiv sind und die Hashrate hoch ist, könnten Blöcke schneller als alle zehn Minuten gefunden werden. Ist die Hashrate niedriger, etwa weil Miner aufgrund geringerer Profitabilität das Netzwerk verlassen, könnte die Zeit zwischen den Blöcken länger sein. Diese Schwankungen führen dazu, dass die präzise Vorhersage, wann genau ein Block erreicht wird, nicht möglich ist.

Frage: Und was sollen dann die ganzen Countdowns, die im Internet kursieren?

Antwort: Da das Halving nach einer festen Anzahl von Blöcken stattfindet und nicht zu einem festgelegten Zeitpunkt, führen Veränderungen in der Blockerzeugungsrate dazu, dass das exakte Datum des nächsten Halvings sich verschieben kann. Die meisten Countdowns nutzen einen Durchschnittswert der Blockzeit, um eine Schätzung zu geben, wann das nächste Halving eintreten wird. Diese Schätzungen können jedoch nur eine grobe Richtlinie sein und müssten regelmäßig angepasst werden – basierend auf der tatsächlichen Blockrate, die sich aus der aktuellen Netzwerkaktivität ergibt.

Während diese Countdowns also durchaus eine Orientierungshilfe bieten können und aufzeigen, wann ungefähr mit dem nächsten Halving zu rechnen ist, sind sie für die Vorhersage des genauen Zeitpunkts ungeeignet. Besonders in Zeiten starker Schwankungen der Netzwerkaktivität kann es nämlich zu signifikanten Abweichungen kommen.

Frage: Gibt es noch ein Bitcoin-Halving?

Antwort: Keine Sorge, es kommen noch genügend Halvings – sie finden ungefähr alle vier Jahre statt. Das nächste Bitcoin-Halving wird also voraussichtlich im Jahr 2028 stattfinden, wenn weitere 210.000 Blöcke zur Blockchain hinzugefügt worden sind.

Frage: Wann wird das letzte Halving stattfinden und was passiert danach?

Antwort: Das 33. und letzte Bitcoin-Halving wird – nach heutigem Stand der Dinge – um das Jahr 2140 erwartet. Sollte in 116 Jahren alles nach Plan verlaufen, werden nach diesem Zeitpunkt keine neuen Bitcoins mehr durch das Mining erzeugt. Miner werden dann ausschließlich durch Transaktionsgebühren entlohnt, die sie für die Verarbeitung und Bestätigung von Transaktionen erhalten.

Frage: Warum wurde das Halving besonders heuer mit großer Spannung erwartet?

Antwort: Das vierte Halving gestaltete sich bis jetzt vor allem deshalb spannend, weil es sich mit einer weiteren Entwicklung überschneidet, die den Kursanstieg von Bitcoin begünstigt. Durch die Genehmigung von Bitcoin-Spot-ETFs zu Jahresbeginn gelang der Kryptowährung ein großer Schritt Richtung Massenverbreitung – und damit auch ein Umfeld erhöhter Nachfrage.

Auf der einen Seite wird also eine verstärkte Nachfrage nach dem Produkt geschaffen, auf der anderen Seite werden – durch das Halving – Wachstum und Angebot begrenzt. Man muss kein Genie sein, um ideale Voraussetzungen für einen Anstieg des Kurses zu erkennen. Dass es einen "Pre-Halving-Aufwärtstrend" (siehe nächste Frage) gibt, der Kurs freilich auch noch von anderen Faktoren abhängt und ein Anstieg somit nicht "vorprogrammiert" ist, ist wiederum eine andere Geschichte.

Frage: Welche Rückschlüsse lassen sich aus vergangenen Halvings ziehen?

Antwort: Historische Daten legen nahe, dass Bitcoin-Halvings einem wiederkehrenden Muster folgen. Vor dem ersten Halving im Jahr 2012 erlebte Bitcoin einen signifikanten Kursanstieg mehr als 340 Prozent, der in einen Bullenmarkt mündete – Ende 2013 fiel der Kurs allerdings wieder stark ab. Im Vorfeld des zweiten Halvings im Jahr 2016 stieg der Preis etwa neun Monate vorher um bis zu 100 Prozent. Nach dem Halving setzte sich der Preisanstieg von kleineren Schwankungen unterbrochen fort und erreichte später ein neues All-Time-High.

Auch wenn sich ein vermeintliches Muster erkennen lässt, darf man solche historische Marktentwicklungen keinesfalls mit sicheren Vorhersagen für zukünftige Kurse verwechseln. Die Volatilität von Bitcoin mag in der Langzeitperspektive zwar nahelegen, nicht mehr so hoch auszuschlagen. Sie ist aber immer noch hoch genug, um nach einem schlechten Einstiegszeitpunkt (wie es ein All-Time-High sein kann) von Anlegerinnen und Anlegern für einen Totalschaden zu sorgen.

Experten wie Kryptoökonom Alfred Taudes gehen davon aus, dass die Preise wieder um 30 bis 40 fallen werden. Hinzu kommt, dass die anfängliche Euphorie um Bitcoin-Spot-ETFs immer geringer wird, wie Coindesk berichtet: Die meisten Fonds sind mittlerweile bei Nullzuflüssen, teilweise sogar wieder bei Abflüssen angelangt. Auf den anfänglichen Hype dürfte also langsam wieder eine gewisse Normalität folgen. (Benjamin Brandtner, 20.4.2024)