Mazing Team
Bisher finanzierten die Gründer von Mazing ihr Start-up aus der eigenen Tasche.
Mazing GmbH

Unter Augmented Reality (AR) versteht man die Anreicherung der Realität mit virtuellen Objekten. Unter anderem setzen Hersteller von VR-Brillen – wie Meta mit den Brillen der Quest-Reihe und Apple mit der Vision Pro – auf dieses Konzept, auf Smartphones gilt das Handyspiel "Pokémon Go" seit 2016 unangefochten als der prominenteste Vertreter dieser Technologie: Auf Wunsch sind die Taschenmonster hier auch als Animationen vor realem Hintergrund zu sehen.

Das Problem: Meist wird dafür spezielle Hardware oder zumindest eine App benötigt. Die Alternative dazu ist "webbasierte Augmented Reality", bei welcher die Userinnen und User auf ihrem Smartphone einen Link öffnen oder einen QR-Code scannen, um anschließend die 3D-Modelle auf ihrem Handybildschirm sehen und diese in Kombination mit der Handykamera virtuell in der eigenen Wohnung platzieren zu können.

Ein Anbieter in diesem Feld – und laut Eigenangabe gemessen an der Kundenlizenzzahl Marktführer im deutschsprachigen Raum – ist das österreichische Start-up Mazing GmbH, das im September 2021 vom Salzburger Stefan Sprenger (31) und den Steirern Marco Messner (30) und Manuel Messner (25) gegründet wurde. Bisher finanzierten die Gründer ihr Start-up aus der eigenen Tasche, nun verkündeten sie das erste Investment.

Virtueller Tischfußballtisch

Ausprobiert werden kann die Technologie von Mazing unter anderem, indem dieser Link auf dem Smartpone geöffnet wird, anschließend kann ein virtueller Tischfußballtisch platziert werden.

Mazing bietet für die Anwendung sowohl die Erstellung der 3D-Modelle als auch die Software zum Einbetten, das Start-up agiert als eine Mischung aus Agentur und Softwareanbieter. "Einfach nur ein 3D-Modell anzubieten bringt nichts. Es muss mit Farbechtheit, Auflösung und Materialstruktur genauso gut aussehen wie das echte Produkt", sagt CTO Stefan Sprenger: Es könne sogar kontraproduktiv sein, wenn ein Produkt in AR letztlich anders oder schlechter aussieht als das physische Original.

Als Anwendungsszenarien nennt man vor allem den Onlinehandel: Die neue Sonnenbrille soll zunächst virtuell anprobiert werden, bevor sie gekauft wird, dadurch sollen auch die Retouren gesenkt werden.

Händeschütteln auf Messen

Das Finanzieren aus dem eigenen Ersparten und dem operativen Cashflow bedeutet auch, dass die Gründer einen steten Blick auf finanzielle Grenzen haben mussten.

"Uns fehlte anfangs sogar das Geld für einen eigenen Messestand. Also sind wir hingefahren und haben die Messestände selbst abgeklappert. Neben unzähligen Neins gab es dann eben auch mal ein Ja, so Manuel Messner. Teils habe man in harten Zeiten auch Mitarbeiter kündigen müssen.

Kunde wird Investor

Zu den Kunden des Start-ups gehören nun große Namen wie Toshiba, Otto und Spar. Ein anderer, hierzulande eher unbekannter Kunde ist der in Los Angeles ansässige Möbelhersteller Modus Furniture, welcher nun auch mit einem sechsstelligen Betrag als Investor eingestiegen ist. Mit dem frischen Geld wollen die österreichischen Gründer nun auch global, ergänzend zum deutschsprachigen Raum, wachsen. Aktuell besteht das Start-up mit Sitz in Wien aus zehn Personen.

Sprenger sieht großes Potenzial für europäische Lösungen und starke Umwälzungen im Onlinehandel, getrieben durch AR: "Die USA sind uns in den meisten AR-Anwendungen voraus. Für unsere Nische glauben wir, dass niemand mehr in zehn Jahren in einem Onlineshop einkaufen möchte, der keine AR-Vorschau auf Produkte anbietet", wird er in einer Presseaussendung zitiert.

AR in der Landwirtschaft

E-Commerce wird dabei wohl nicht das einzige Anwendungsbeispiel für AR sein, wie ein anderes Beispiel aus Österreich zeigt: So haben Forschende der FH St. Pölten Anfang April eine Lösung für die Landwirtschaft vorgestellt, bei der Satellitendaten mit einer AR-Brille über die Felder projiziert werden, um Ackerflächen miteinander zu vergleichen und zum Beispiel die Bewässerung zu optimieren. (stm, 22.4.2024)