Die Wirtschaft schwächelt, der Optimismus schwindet, auch bei den Unternehmen. Das ergibt zumindest eine Umfrage des Kreditschutzverbandes (KSV) 1870 unter 1200 Unternehmen aus dem März. Der Blick in die Zukunft ist mager: Nur ein Viertel der Unternehmen glaubt an eine Verbesserung der Situation, besonders pessimistisch ist die Industrie. Besser sieht es hingegen beim Dienstleistungssektor und dem Gesundheits- und Sozialwesen aus: Hier erwarten 28 Prozent bzw. 45 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung der Geschäftslage.

In Zeiten der Polykrisen werden auch die negativen Einflüsse auf die Betriebe vielfältiger. Vor allem bereiten Inflation und Preissteigerungen bei Lieferanten mit jeweils 43 Prozent den befragten Unternehmen Sorgen. Jedes vierte Unternehmen sieht sich außerdem einer Verschlechterung des Zahlungsverhaltens gegenüber. Jedoch nehmen Betriebe das oft subjektiv stärker wahr als in den Zahlen ersichtlich, betont Ricardo-José Vybiral, Chef der KSV Holding AG.

Wie Unternehmen wirtschaftlich dastehen, sei in Zeiten wie diesen auch davon abhängig, wie gut die steigenden Kosten an Konsumenten weitergegeben werden können. Hier hätten es der Handel und die Bauwirtschaft am schwierigsten.

Ein weißes Gebäude mit der Aufschrift KSV 1870 an der Fassade.
Der Gläubigerschutzverband KSV 1870 hat das Ziel, die Liquidität in Österreich zu fördern.
FOLTIN Jindrich / WirtschaftsBla

Fachkräftemangel als belastende Komponente

Wenig überraschend macht auch der Arbeitskräftemangel vor den Umfrageergebnissen nicht halt: Sechs von zehn Unternehmen klagen über fehlende Arbeitskräfte. Das führt dazu, dass weniger Köpfe mit einer gleichbleibenden oder sogar steigenden Arbeitsbelastung fertigwerden müssen, was mittel- bis langfristig auch eine Gesundheitsgefährdung darstellen kann. Aus Unternehmersicht müssen dadurch auch Umsatzeinbußen hingenommen werden; auch wird es teurer, Mitarbeiter zu halten.

Erfreulich sei die Eigenkapitalausstattung: Diese konnte im vergangenen Jahr leicht verbessert werden. Zu wünschen übrig lasse hingegen die Investitionsfreude: Während vergangenes Jahr noch jedes dritte Unternehmen plante, keine Investitionen zu tätigen, ist es dieses Jahr bereits jedes vierte. Investments sind eine Frage der Machbarkeit – also abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung. Jedes vierte Unternehmen verhält sich daher zögerlich. Vergangenes Jahr war es noch die Hälfte. Wird doch investiert, stammt das Unternehmen am ehesten aus der IT-Branche oder aus dem Dienstleistungssektor, am unwahrscheinlichsten aus dem Handel.

Simultan zur geringeren Investitionstätigkeit sinken auch die Kreditaufnahmen: Nur mehr eines von zehn Unternehmen plant heuer einen Kreditantrag, vergangenes Jahr waren es noch doppelt so viele. Neben der herausfordernden wirtschaftlichen Lage erschweren aus Unternehmenssicht Zinserhöhungen, ein hoher Bürokratieaufwand und die Forderung, mehr Sicherheiten bereitzustellen, die Kreditvergabe. Der KSV fordert daher von der Politik eine Reduktion der Bürokratie und der Regularien, gemeinsam mit Steuerentlastungen für die Unternehmen, ansonsten werde es in den kommenden Jahren noch weniger rosig aussehen. (Sarah Kirchgatterer, 24.4.2024)