Mutter mit Kind in einer Wiese.
Die Kinderarmut steigt. Eine Unterhaltsgarantie wird von NGOs gefordert, allerdings soll sie unterschiedlich hoch sein.
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Alleinerziehende müssen nicht nur allein die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinbekommen, sondern brauchen auch mehr Geld für ihre Ein-Eltern-Familie. Laut Analysen des arbeitnehmernahen Momentum-Instituts werden diese Mehrkosten zu wenig bei den Zahlen zur Armutsgefährdung berücksichtigt.

Mit 48 Prozent haben Alleinerzieher:innen nach Erwerbsarbeitslosen das zweithöchste Armuts- und Ausgrenzungsrisiko. Davon sind wiederum vor allem Frauen betroffen, die mit 83 Prozent der rund 300.000 Ein-Eltern-Haushalte allein für Kinderbetreuung, unbezahlte Familienarbeit und Erwerbsarbeit beziehungsweise finanzielle Absicherung zuständig sind.

Knapp 70 Prozent der Alleinerziehenden sind erwerbstätig. Trotzdem sind sie überdurchschnittlich von Armut gefährdet, und ihre Erwerbsarbeit schützt sie kaum davor. Trotz Jobs sind 33 Prozent der alleinerziehenden Frauen armutsgefährdet, bei jenen ohne Erwerbsarbeit sind es 38 Prozent. Zum Vergleich: Knapp 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind armutsgefährdet.

Ältere Kinder, teurere Kinder

Alleinerziehende haben allerdings nicht nur weniger finanzielle Ressourcen aufgrund weniger, keiner oder schlechter bezahlter Erwerbsarbeit in von Frauen dominierten Berufen, sondern auch, weil allein mit Kindern zu leben schlicht teurer ist. Haushaltsbezogene Kosten wie Miete, Strom, Gas, Versicherungskosten, Reparaturen von Geräten oder Lebensmittel müssen Alleinerziehende allein tragen.

Die Kinderkostenanalyse 2021 der Statistik Austria zeigte in einer separaten Erhebung der Kinderkosten für Ein-Eltern-Familien und Familien mit zwei Elternteilen, dass die Kinderkosten für Alleinerziehende erheblich höher sind. Sie haben laut Erhebungen des Momentum-Instituts etwa 500 Euro mehr Kosten für ihre Kinder aufgrund dessen, dass sie keinen Partner oder Partnerin haben, der oder die sich am Familieneinkommen beteiligt. Ein weiterer Faktor, der die Kosten für Kinder für Alleinerziehende höher ausfällen lässt, ist das Alter der Kinder. Trennungen finden seltener statt, wenn Kinder ein oder zwei Jahre alt sind, sondern erst später. Die Kinderkosten für Schulkinder sind deutlich höher als für Kindergarten- und Kleinkinder.

Um Armut von Kindern vorzubeugen, wird von NGOs für Alleinerziehende immer wieder eine Kindergrundsicherung vorgeschlagen, die auch die individuellen Familienkonstellationen berücksichtigen soll. Eine Grundsicherung in einer einheitlichen Höhe, unabhängig davon, ob ein Kind mit zwei Elternteilen oder mit einem zusammenlebt, wäre etwa laut der Plattform für Alleinerziehende der falsche Weg.

Armutsspirale

Auch die Caritas macht anlässlich des Muttertags auf die häufig prekäre finazielle Situation von Müttern aufmerksam. "Zwei Drittel der Menschen, die zu uns kommen, sind weiblich. Die Situation der Frauen und ihrer Kinder ist dramatisch. Ein Großteil von ihnen ist langfristig auf Unterstützung angewiesen", so Doris Anzengruber, Leiterin der Caritas-Sozialberatungsstelle in Wien, in einer Aussendung. Im Vorjahr hat sich laut Caritas die Zahl der stark armutsbetroffenen Kinder und Jugendlich auf 88.000 verdoppelt. Das wirke sich negativ auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen aus, womit sie die Armut bis in ihr Erwachsenenalter fortsetzen kann. (beaha, 12.5.2024)