Das Workwear-Label Engelbert Strauss setzt auf Funktionalität.
Engelbert Strauss

Oft geht es an dieser Stelle um Modetrends der Generation Z. Das freut nicht alle Leserinnen und Leser. Das seien reine Social-Media-Phänomene, die mit der Mode auf der Straße wenig zu tun hätten, lautet die Kritik. Deshalb soll es in dieser Woche um handfeste Mode für Männer, Frauen, Kinder gehen. Genauer um die praktischen Funktionshosen und Softshelljacken des deutschen Unternehmens Engelbert Strauss – weder verwandt noch verschwägert mit dem gleichnamigen Jeanshersteller. "Die sind ein Phänomen", meinte unlängst ein Kollege. "Man sieht sie überall."

Er dürfte mit seiner Feststellung nicht ganz falsch liegen. Die Ursprünge des Unternehmens liegen in der hessischen Gemeinde Biebergemünd. Diese Information verfestigt das Bild schnörkelloser Piefke-Workwear. Die Ästhetik von Engelbert Strauss hat tatsächlich nichts mit der internationalen Konkurrenz von Carhartt und Co zu tun – jene wurde bekanntlich von der Popkultur umarmt. Im Sortiment der Hessen regieren eher Ab ins Beet!-Vibes.

Die Gartensoap auf Vox ist in Deutschland ein Quotenhit. Und ja, je länger man darüber nachdenkt, desto mehr erschließt sich die Notwendigkeit dieser Funktionsmode: Im Land der Hobbygärtner und -handwerker braucht es eine Nummer-sicher-Garderobe, die dank vor Flammen schützenden Hightechmaterials zwischen Rasentraktor und Naturteich funktioniert.

Wer sich also nicht mit dem praktischen Zeug von Tchibo eindeckt, greift vermutlich zu "taffem Design und kraftvollem blauem Powerdenim, (...) um mit Vollgas in den Tag zu starten". In diesem Tonfall werden Cargohosen bei Engelbert Strauss an die (männliche) Zielgruppe verkauft. Allerdings scheint der Rundum-Ausstatter "für Baustelle, Büro und Freizeit" auch in Österreich Potenzial zu sehen. Mitte der Neunzigerjahre schlug in Linz eine Tochtergesellschaft auf, unlängst hat im 22. Bezirk ein Pop-up-Store des Unternehmens aufgeschlagen. Danach zieht man nach Tirol weiter.

STRAUSS x FC BAYERN
Anstoß für das nächste Teamup! 🤝🔥
STRAUSS

Die Strategie der Deutschen ist klar. Man will nicht mehr nur Branchen wie Bau, Handwerk und Industrie ausstatten, man will endlich auch eine sexy Lifestyle-Marke sein. Wie das gelingen soll? Mit Kooperationspartnern wie dem FC Bayern beispielsweise. Zielgruppe: "Alle, (...) deren liebste Arena die Baustelle ist."

Zugegeben, das klingt blöd, könnte aber Sinn ergeben. Wetten, dass FC-Bayern-Fans samstags auf dem Rasentraktor sitzen, bevor es sie am Nachmittag ins Stadion zieht? (Anne Feldkamp, 20.5.2024)