Der iranische Präsident Ebrahim Raisi war in der iranischen Grenzprovinz zu Aserbaidschan unterwegs.
IMAGO/Iranian Presidency

Teheran – Ein Großaufgebot von Rettungskräften sucht derzeit einen vermutlich nahe der aserbaidschanischen Grenze verunglückten Hubschrauber mit Irans Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord. Bisher fanden die Helfer keine Spur des Hubschraubers. Der Nachrichtenagentur Irna zufolge waren Raisi, sowie der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian, an Bord. Ein iranischer Beamter sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, Raisi und Hossein würden sich ins Lebensgefahr befinden. Der Helikopter sei bei schlechter Sicht über gebirgiges Gelände unterwegs gewesen, als er abstürzte. "Wir haben immer noch Hoffnung, aber die Informationen, die von der Unfallstelle kommen, sind sehr beunruhigend", wird der Beamte zitiert.

Der Stabschef der iranischen Streitkräfte, Generalmajor Mohammad Bagheri, ordnete laut staatlichem TV an, alle verfügbaren Kräfte der Armee und der Revolutionsgarden für die Suche nach dem Hubschrauber-Wrack bereitzustellen. Die Nachrichtenagentur Fars rief zu Gebeten für den Präsidenten auf. Das staatliche Fernsehen unterbrach sein reguläres Programm, um landesweit Gebete für Raisi auszustrahlen. Das US-Außenministerium teilte mit, die Berichte würden aufmerksam verfolgt. US-Präsident Joe Biden sei über die Ereignisse informiert worden.

Raisi in Helikopter
Irans Präsident Raisi (links) an Bord des verunglückten Hubschraubers.
AFP/IRINN/-

Die iranischen Medien berichteten zuvor widersprüchlich über den Vorfall. Innenminister Ahmed Vahidi bestätigte zunächst lediglich, dass einer von mehreren Hubschraubern aus dem Konvoi des Präsidenten am Sonntag eine Bruchlandung hinlegte. Das iranische Staatsfernsehen zitierte zuletzt einen Beamten mit der Aussage, mindestens ein Passagier und ein Besatzungsmitglied hätten Kontakt zu den Rettungskräften gehabt. Außerdem hieß es, der Hubschrauber sei gefunden worden, doch der iranische Rote Halbmond dementierte diesen Bericht.

Rettungskräfte im Iran
Ein Großaufgebot an Rettungskräften ist im Einsatz, um den Helikopter zu bergen.
via REUTERS/Azin Haghighi

Am späten Sonntagabend kam Irans Kabinett zu einer Notsitzung zusammen. Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, leitete die Sitzung, wie die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete. Er leitete weitere Maßnahmen zur Rettungsaktion ein. Mochber wäre gemäß Protokoll im Todesfall Raisis der Regierungschef.

65 Rettungsteams waren bisher an der Suche nach der Besatzung des Hubschraubers beteiligt, inklusive der iranischen Streitkräfte. Allerdings gebe es Behinderungen durch widrige Wetterbedingungen. Der Unfallort ist nur zu Fuß erreichbar. Nebel, Regen, Schlamm und Dunkelheit erschweren die Suche.

Die Unfallstelle ist in der Provinz Ost-Aserbaidschan.

Staudamm eingeweiht

Die Unfallstelle lag demnach in der Nähe der Stadt Jolfa in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Nordwesten des Iran, etwa 375 Meilen nordwestlich der Hauptstadt Teheran. Raisi war den Berichten zufolge Sonntag früh nach Aserbaidschan gereist, um gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev einen Staudamm am Grenzfluss Aras einzuweihen. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew gab auf X, vormals Twitter, bekannt, er sei zutiefst beunruhigt über die Nachricht vom Hubschrauberabsturz des iranischen Präsidenten.

Aserbaidschan sei bereit, dem Iran jede notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zeigte sich bestürzt über den Unfall und sicherte Hilfeleistungen zu. Die Türkei hat nach eigenen Angaben Such- und Rettungsausrüstung, einen Rettungshubschrauber, 32 Rettungskräfte und sechs Fahrzeuge in den Iran entsandt, um die Suche zu unterstützen. Auch Russland, Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Saudi Arabien sicherten Unterstützung zu. Die Europäische Kommission aktivierte einen Satellitendienst, um bei der Suche nach dem Helikopter zu helfen.

Irans Oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei rief nach einem Bericht der Nachrichtenagentur IRNA die Bevölkerung unterdessen auf, nicht besorgt oder ängstlich zu sein. "Es wird keine Unterbrechung der Regierungsgeschäfte geben", versicherte das geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik. Die Staatsangelegenheiten würden durch den Zwischenfall nicht beeinträchtigt. Chamenei erklärte weiter, er bete für die Unversehrtheit Raisis.

Der 63-jährige Raisi ist seit Sommer 2021 der Präsident der Islamischen Republik Iran. Die Wahlbeteiligung war 2021 so niedrig wie nie zuvor in der Geschichte der Islamischen Republik. Raisi gilt als politischer Hardliner und Protegé von Khamenei. Raisi ist von den USA unter anderem wegen seiner Beteiligung an der Massenhinrichtung tausender politischer Gefangener im Jahr 1988 am Ende des Iran-Irak-Krieges mit Sanktionen belegt worden. Seit seinem Amtsantritt hat er eine Verschärfung der Sittengesetze und eine blutige Niederschlagung von Anti-Regierungsprotesten angeordnet. Zudem steht er für eine harte Haltung bei den internationalen Verhandlungen über das umstrittene Atomprogramm der Islamischen Republik. (APA, Reuters, red, 19.5.2024)