Microsoft-CEO Satya Nadella bei der Vorstellung der neuen Hardware-Generation Copilot Plus PC.
AFP/JASON REDMOND

Geht es nach den Ankündigungen von Microsoft, dann will man Apple und die Macbook-Sparte direkt angreifen. Möglich soll das einmal mehr die Künstliche Intelligenz in Form von Copilot machen. Zu diesem Zweck hat Microsoft am Montag Copilot Plus PC vorgestellt. Dabei handelt es sich um Windows-Laptops mit eigener KI-Hardware und KI-Support im gesamten Betriebssystem.

Alle Microsoft-Partner werden künftig Copilot Plus anbieten, wie Microsoft-CEO Satya Nadella erklärte. Das umfasst die Hersteller Dell, Lenovo, Samsung, HP, Acer und Asus. Aber Microsoft kündigte auch zwei eigene Geräte mit KI-Integration an. Das neue Surface Pro und der Surface Laptop werden aber nicht wie bisher die Intel-Architektur verwenden, sondern setzen erstmals auf ARM. So sind die Geräte mit dem Snapdragon X Plus beziehungsweise dem Snapdragon X Elite ausgestattet. Diese verfügen über eine eigene Neural Processing Unit (NPU) für lokale KI-Berechnungen. Diese Einheit kann 45 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde (TOPS) ausführen und soll dabei 2,6-mal schneller sein als Apples M3-Chip sowie 5,4-mal schneller als der Core Ultra 7 155H von Intel, sagt zumindest Hersteller Qualcomm. Laut Nadella sollen die KI-Features aber auch auf Hardware von Intel und AMD laufen.

"Recall" speichert sämtliche Inhalte

Eine der wichtigsten KI-Funktionen ist "Recall". Dabei handelt es sich um ein "fotografisches Gedächtnis", wie Microsoft es beschreibt. Dabei werden sämtliche Aktivitäten auf dem PC gespeichert, was späteres Suchen und Auffinden von Informationen erleichtern soll. Damit dies funktioniert, zeichnet Recall alles auf, was Nutzer auf ihrem PC tun. Dies schließt Aktivitäten in Apps, Kommunikation in Live-Meetings und zu Recherchezwecken besuchte Websites mit ein. Ein solches Feature wirft trotz Verschlüsselung und lokaler Speicherung Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes auf – auch wenn Microsoft beteuert, die Daten würden nicht zum Training der eigenen KI benutzt und würden ausschließlich auf dem lokalen Gerät ausgewertet.

Auf den Laptops würden 40 KI-Modelle als Bestandteil von Windows 11 laufen, so Nadella. Der integrierte Assistent Copilot wird auch das neue GPT-4o-Modell von OpenAI unterstützen, wie The Verge berichtet.

Yusuf Mehdi, Corporate Vice President und Consumer Chief Marketing Officer, sagte, dass die neuen Laptops "58 Prozent schneller" sein würden als ein Macbook Air mit M3-Prozessor. Die Akkulaufzeit soll 15 Stunden betragen. Mehdi ließ jedoch offen, ob dies auf alle Copilot-Plus-PC-Laptops zutrifft oder nur auf die Modelle, die auf die ARM-basierten Prozessoren von Qualcomm umgestellt werden. Microsoft geht davon aus, dass im Laufe des nächsten Jahres 50 Millionen Laptops unter der Marke Copilot Plus PC verkauft werden.

Damit Copilot Plus PCs die Anforderungen erfüllen, müssen sie über eine 256 Gigabyte große SSD, eine integrierte NPU und 16 GB RAM verfügen, was das Doppelte des Macbook Air ist, kann man sich bei Microsoft einen Seitenhieb auf die Konkurrenz auf Cupertino nicht verkneifen.

Preis ab 1000 Dollar

Microsoft preist diese Geräte als den Beginn einer neuen Ära von Windows-Laptops und von PCs insgesamt an. Die ersten Copilot Plus PCs werden am 18. Juni auf den Markt kommen und Qualcomm-Prozessoren verwenden. Modelle mit Intel- und AMD-Prozessoren werden zu einem späteren Zeitpunkt auf den Markt kommen. Der Surface Laptop in 13,8-Zoll-Ausführung kostet in den USA 999 Dollar und 1200 Dollar in der 15-Zoll-Variante. In der Basisvariante verfügt der Laptop über den Snapdragon X Plus, 16 GB RAM, 256 GB SSD. Das Surface Pro, also der Laptop-Tablet-Hybrid, beginnt bei 999 US-Dollar und bietet ein LCD-Display, einen X-Plus-Prozessor, 16 GB RAM und 256 GB Speicherplatz. Wer das X Elite und den OLED-Bildschirm haben möchten, muss mindestens 1500 US-Dollar ausgeben. Die vollausgestattete Version des neuen Pro – mit 32 GB RAM, 1 TB Speicherplatz und der Platinfarbe – kostet 2100 US-Dollar. Die Europapreise sind noch nicht bekannt.

Ob diese Neuausrichtung tatsächlich funktioniert, ist freilich ungewiss. "Es sind zwei große Wetten auf unbewiesene Hardware und Software, aber sie haben das Potenzial, transformativ zu sein, wenn sie funktionieren", urteilt man bei The Verge. (pez, 21.5.2024)