Blick auf einen Gasherd
Die deutsche Gasumlage hat österreichische Konsumenten und Konsumentinnen bisher mehr als 50 Millionen Euro gekostet.
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Die von Deutschland angekündigte Streichung der Gasspeicherumlage an den Grenzübergabepunkten wird nicht nur zu einer Verbilligung von Gas in Österreich führen, sondern auch die Diversifizierung der Gasversorgung erleichtern. Davon ist man in der Regulierungsbehörde E-Control überzeugt. E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch schätzt die durchschnittliche Ersparnis für einen Haushalt in Österreich auf "netto 37 Euro pro Jahr", wie er am Freitag im Ö1-Morgenjournal sagte.

Insbesondere für Gasverbraucher im Westen Österreichs werde es ab 2025 zu einer spürbaren Verbilligung kommen, weil diese wegen Fehlens einer innerösterreichischen Leitungsverbindung ausschließlich aus Deutschland mit Gas versorgt werden. Im Osten Österreichs werde der Effekt geringer sein. Hier kommt nach wie vor sehr viel Gas über die Ukraine-Leitung aus Russland, im April waren es noch immer weit über 90 Prozent.

Sturmlauf

Gegen die deutsche Gasspeicherumlage ist insbesondere Österreich Sturm gelaufen. Sie wird als EU-rechtswidrig eingestuft, weil sie den grenzüberschreitenden Handel durch die Mehrbelastung behindert. Deutschland wollte offenbar einem Vertragsverletzungsverfahren zuvorkommen und hat am Donnerstag angekündigt, die Umlage per 1. Jänner 2025 an den Grenzübergabepunkten zu streichen. Innerhalb Deutschlands wird sie aber weiter eingehoben.

In Kraft getreten ist die Gasspeicherumlage mit 1. Oktober 2022. Grund waren die damals dramatisch niedrigen Speicherfüllstände der Gasspeicher in Deutschland, die man nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar desselben Jahres schleunigst auffüllen wollte. Trading Hub Europe (THE), der Marktgebietsverantwortliche im deutschen Gasnetz, wurde mit dem Kauf von Gas beauftragt, was sehr teuer war und ein 8,6-Milliarden-Euro-Loch aufriss. Um die Kosten von THE zu ersetzten, wurde eine Gasspeicherumlage eingeführt; derzeit macht sie 1,86 Euro pro Megawattstunde (MWh) Gas aus. Österreichische Gaskunden haben nach Einschätzung der E-Control bisher anteilig mehr als 50 Millionen Euro an Gasumlage mitzahlen müssen.

Erhöhung ab Juli

Bevor die Gasumlage wegfällt, wird sie nochmals teurer. Sie wird mit 1. Juli um 90 Cent auf 2,50 Euro je MWh angehoben. Dies wurde wie schon bei den vergangenen Anhebungen mit den geringeren Gasverbräuchen begründet, auf die die bereits angefallenen Kosten umgelegt werden müssten.

Die Tatsache, dass die Gasspeicherumlage erst mit Anfang 2025 wegfällt und vorher noch steigt, sorgt in Österreich für Kritik. Urbantschitsch: "Die Deutschen begründen das mit einer notwendigen Gesetzesänderung. Ich hoffe dennoch, dass man vielleicht schon früher nicht nur dieses Gesetz schafft, sondern auch die Gasspeicherumlage dann abschaffen wird." Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) will sich für ein promptes Ende und gegen die Erhöhung im Juli auf EU-Ebene einsetzen, wie er zur Austria Presse Agentur sagte.

Auch Italien wollte Umlage

Wegen der deutschen Gasspeicherumlage gingen Bestrebungen zur Diversifizierung der Gasversorgung in Österreich bisher ins Leere, weil der Gasimport über Deutschland wirtschaftlich nicht lohnend war. Auch Italien wollte ab April eine Umlage in Form einer "Neutrality Charge" einführen, hat dies aber verschoben und dürfte dies nach der Entscheidung Deutschlands nicht mehr weiter verfolgen. (Günther Strobl, 31.5.2024)