Ärgerlich, aber leistungsgerecht.
APA/EXPA/UWE WINTER

Ried – "Vier oder sechs" Punkte aus dem Doppel gegen Island wurden angepeilt, zumindest das Minimalziel ist nach dem 1:1 am Freitag in Ried für Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam noch möglich. Die Gefühle waren nach der Punkteteilung im dritten Spiel der EM-Qualifikations-Gruppe A4 auch wegen einer strittigen Elfmeterentscheidung gemischt. Wieder einmal musste die ÖFB-Auswahl dem Fehlen eines Video Assistant Referees (VAR) nachtrauern. Zudem gab es auch viel Selbstkritik.

"Es fühlt sich an wie zwei verlorene Punkte, weil wir in Führung waren und gefühlt das Spiel in der zweiten Hälfte aus der Hand gegeben haben. Das können wir sicher besser machen, das ärgert einen natürlich", resümierte ÖFB-Kapitänin Sarah Puntigam. Die US-Legionärin hätte nach dem verwandelten Elfmeter (26.) bei einer weiteren Möglichkeit das 2:0 machen können, sonst waren Topchancen fast ausschließlich auf der Gegenseite zu sehen. "Wir haben schon Glück gehabt teilweise. Wenn man das Spiel betrachtet, können wir auf jeden Fall mit dem Punkt leben", gab auch Linksverteidigerin Verena Hanshaw zu.

Fragwürdiger Pfiff

Äußerst bitter war trotzdem, dass der einzige isländische Treffer von Glodis Viggosdottir (76.) aus einem Elfmeter fiel, den es mit VAR wohl nicht gegeben hätte. "Meiner Meinung nach war es kein Elfmeter, weil ich die Hand bewusst am Körper angelegt habe, ich glaube, angelegter kann ich sie gar nicht haben", schilderte die im Strafraum am Ellbogen angeschossene Marina Georgieva die Szene. Aufgrund dieser überwog bei Teamchefin Irene Fuhrmann nach Schlusspfiff klar die Enttäuschung. "Es ist jetzt der zweite Elfmeter in der EM-Quali, wo wir nicht auf die glückliche Seite gefallen sind", monierte die Wienerin.

Auch beim Auftakt-Heim-2:3 gegen Deutschland hatte es einen fragwürdigen Elferpfiff gegeben. Verständlich daher, dass die ÖFB-Frauen neuerlich für die Einführung des VAR plädierten. "Es ist schade, dass es keinen VAR gibt. Es geht um viel mittlerweile, da wäre es schon cool, wenn man ihn hätte, um solche Fehlentscheidungen zu vermeiden", sagte Puntigam. Das unterstrich auch Georgieva: "Auf jeden Fall würde ich mir den VAR wünschen, dann wäre das Match vielleicht anders ausgegangen."

Nötig war in der Nachspielzeit eine Parade von Manuela Zinsberger, um den laut Fuhrmann "ganz wichtigen Punkt", den man sich erarbeitet habe, festzuhalten. Die Isländerinnen hatten schon vor der Pause gute Chancen vorgefunden und danach noch deutlicher auf ein Tor gedrängt. "Es waren nicht alle am Limit. Das geht sich dann in so einem Duell auf Augenhöhe, mit einem Gegner, der weiß was er kann, nicht aus", verlautete Fuhrmann. Dazu zählten auch die zuletzt kränkelnden Eileen Campbell und Marie-Therese Höbinger.

"Haben das Fußballspielen eingestellt"

"Wir haben zu Beginn nervös gewirkt und zweite Hälfte haben wir das Fußballspielen eingestellt. Wir waren doch gefährlicher die letzten Spiele, beim letzten Pass war die Qualität nicht so gegeben", fasste Fuhrmann zusammen. Laut Bayerns Sarah Zadrazil habe man es gegen im Konterspiel durch die Geschwindigkeit von Sveindis Jonsdottir brandgefährliche Isländerinnen nach der Pause nicht mehr geschafft, Ruhe ins Spiel zu bringen. Das vernahm auch Zinsberger. "Wir waren einfach nicht konsequent genug und müssen den Ball noch besser in den eigenen Reihen halten, damit wir mehr durchschnaufen können", sagte die Torfrau.

Durch das Unentschieden muss am Dienstag (21.30 Uhr) in Reykjavik gegen den punktgleichen Gegner auf fremdem Terrain gewonnen werden, um den Lehrgang erfolgreich abschließen zu können. Damit einher gehen würde wohl eine Vorentscheidung im Kampf um Platz zwei hinter Deutschland. Etwaige Tordifferenz-Rechnungen könnte man sich dann wohl sparen. "Wir sind noch voll im Soll, jetzt müssen wir am Dienstag nachlegen und die drei Punkte in Island holen", gab Puntigam die Marschroute vor.

Optimismus für das Auswärtsmatch

Zadrazil erinnerte daran, dass man den Lehrgang sehr wegweisend nutzen wollte. "Jetzt haben wir einen Punkt, wenn wir noch drei holen, dann sieht es sehr gut aus." Fuhrmann ist auf dem Weg dorthin grundsätzlich guter Dinge, zumal ihr Team mehr draufhabe, als es in der Innviertel Arena gezeigt habe. Das gilt es vier Tage später im Stadion Laugardalsvöllur in Reykjavik unter Beweis zu stellen. Die Anreise nach Island bestreiten die Teams am Samstag im gleichen Flugzeug. (APA, 1.6.2024)