Peter Hacker scheint Visionen eines Nationalstadions sehr wenig abgewinnen zu können.
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Wien – Landeshauptmann Christopher Drexler hat durch seinen Wunsch, das von Bundeskanzler und ÖVP-Parteikollege Karl Nehammer in seinem "Österreichplan" bis 2030 angedachte neue Nationalstadion in die Steiermark zu holen, Bewegung in die Debatte gebracht. "Im Augenblick sind wir noch in der Dimension Bubenträume", konterte Wiens SPÖ-Sportstadtrat Peter Hacker am Freitag im ORF in der "ZiB 1". Ihm gehe es darum, "wirklich realisierbare Schritte sauber und ordentlich vorzubereiten".

Das Ernst-Happel-Stadion in Wien, in dem Österreichs Fußball-Nationalteam seine wichtigsten Heimspiele austrägt, ist mit einem Fassungsvermögen von 48.500 Sitzplätzen zwar das größte Stadion des Landes, entspricht aber nicht mehr modernsten Anforderungen. Der ÖFB drängt seit Jahren auf den Bau einer neuen Arena. Zuletzt hatte sich auch Teamchef Ralf Rangnick in persönlichen Gesprächen mit Nehammer sowie Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) zu dem Thema ausgetauscht.

Nationalstadion in Unterpremstätten?

Drexler hatte vor drei Wochen Unterpremstätten bei Graz als möglichen Standort ins Spiel gebracht. "Es muss nicht alles in Wien sein", betonte der Landeschef, der aller Voraussicht nach im November eine Landtagswahl zu schlagen hat. "Wenn der Bund schon Geld in die Hand nimmt ein Nationalstadion zu bauen, bin ich natürlich dafür, dass das in der Steiermark passiert." Nehammer kommentierte den steirischen Vorstoß mit den Worten: "Es ist gut, wenn es mehrere Interessenten gibt und die Diskussion Fahrt aufnimmt."

Kogler will das Projekt in Wien vorantreiben und vermisst bei der steirischen Idee vor allem ein taugliches Verkehrskonzept. "Mit ein paar Shuttlebussen werden wir das Problem nicht lösen", sagte der Grünen-Chef dem ORF. Grundsätzlich hätte der Vorstoß aber den positiven Effekt, dass "auch die Bundeshauptstadt Wien viel schneller in die Gänge kommt als das bis jetzt der Fall war", meinte Kogler.

Happel soll noch 50 Jahre halten

Im Wiener Rathaus gab man sich allerdings zurückhaltend. "Im Augenblick träumt jeder, dass das Nationalstadion in seinem Bundesland vor seiner eigenen Türe steht", sagte Hacker. Laut einer im Herbst von seinem Ressort präsentierten Substanzanalyse von Dach und Konstruktion des Happel-Stadions sei dieses noch vier bis fünf Jahrzehnte gebrauchstauglich.

Zu den möglichen Kosten eines Neubaus hat bisher kein Stakeholder und auch keine Partei konkrete Angaben gemacht. Sie dürften aber im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Der ÖFB errichtet aktuell in Wien-Aspern ein Trainingszentrum. Bund und Stadt Wien fördern das etwas mehr als 70 Mio. Euro teure Infrastrukturprojekt jeweils mit 23,14 Mio. Euro. Die restlichen knapp 24 Mio. Euro stemmt Österreichs größter Sport-Fachverband selbst. (APA, 1.6.2024)