Der Aktivist befindet sich seit 89 Tagen im Hungerstreik.
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Berlin – Ein Klimaaktivist, der sich seit Monaten im Regierungsviertel in Berlin im Hungerstreik befindet, ist nach Angaben der Kampagne "Hungern, bis ihr ehrlich seid" in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Ärzte hatten den Zustand des Mannes, der sich seit 89 Tagen im Hungerstreik befindet, zuletzt als "akut lebensgefährlich" eingestuft, hieß es in einer Mitteilung am Montagabend.

Mehrere Wissenschafterinnen und Wissenschafter befinden sich seit dem 7. März in einem Camp in Berlin im Hungerstreik. Sie fordern eine Regierungserklärung vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), in der er aussprechen soll, dass kein CO2 mehr emittiert werden soll.

Bei einem "Bürgerdialog" hatte Scholz Ende Mai ein Ende des Hungerstreiks gefordert und gesagt, dass er Gewalt ablehne und auch Gewalt gegen sich selbst "für keine gute Angelegenheit" halte. Es dürfe und müsse darüber gestritten werden, ob das, was die deutsche Bundesregierung in der Klimapolitik mache, richtig sei – ein Hungerstreik sei aber der falsche Weg, sagte er.

"Scholz ist nicht so wichtig"

Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der Universität für Bodenkultur (BOKU) zeigte auf X, vormals Twitter, Verständnis für den Schritt und die Verzweiflung der Aktivisten, sieht das Vorgehen aber nicht nachahmenswert. "Fürs Überleben mit dem eigenen Tod zu kämpfen, ist nur tragisch und bedauerlich, sollte einfach nicht sein. Ich argumentiere im Sinne der Sache in der Hoffnung, dass das zum Nachdenken bringt", so Steurer.

Zudem sei der Hungerstreik der Sache nicht dienlich: In unseriösen Medien würde man einen möglichen Tod der Klimabewegung selbst anlasten. In sozialen Medien würde das noch "grausamer kommentiert", um unangenehme Fragen zum eigenen Lebensstil hintanzuhalten, so Steurer. "Bringt die Ehrlichkeit mit anderen Personen an die Öffentlichkeit. Scholz ist nicht so wichtig, schon gar nicht wert zu sterben", so Steurer. (APA, 4.6.2024)